Ein Herz voll Liebe
Wissen, dass Deke Crandall auf sie angewiesen war, ob er sie nun liebte oder nicht.
„Es wäre keine richtige Ehe”, brach es aus ihm heraus. Er vermied, Mollie anzusehen und räusperte sich. „Ich meine, falls Sie tatsächlich erwägen sollten, mich zu heiraten, möchte ich Ihnen versichern, dass ich von Ihnen keine Liebesbeteuerungen erwarte oder so etwas Ähnliches.”
„Ich verstehe”, erwiderte sie und betrachtete ihn aufmerksam.
„Sie würden Ihr eigenes Zimmer bewohnen, falls Sie das möchten. Ich … nun, ich weiß, dass dies eine ungewöhnliche Art und Weise wäre, eine Ehe zu führen, doch es ist meiner Ansicht nach besser zu wissen, woran man ist.”
„Also eine reine Vernunftehe, meinen Sie das?”
„So ungefähr. Zumindest müssen wir uns gegenseitig nichts vormachen.” Er blickte sie nachdenklich an und fügte hinzu: „Ich bin viel zu alt für Sie, Honey, und ich weiß es. Was ich Ihnen vorschlage, ist fast ein Verbrechen, weil ich Ihnen Ihre Jugend stehlen würde.”
Sie lächelte. „Das hörte sich ja furchtbar dramatisch an, meinen Sie nicht? Sie stehlen mir gar nichts. Wie ich mich auch entscheiden werde, ich treffe meine Wahl selbständig.” Sie ließ seine Hand los und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ich möchte genau so offen mit Ihnen sein, wie Sie es mit mir waren, Deke. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mit Ihnen auf Ihrer Ranch zu leben und für Jolene dazusein.” Sie kicherte. „Diese ganze Studiererei ist sowieso nichts für mich. Das gebe ich gerne zu. Das einzige, was mich erstaunt, ist, dass Sie es für nötig erachten, mich zu heiraten, damit ich bei Ihnen leben kann.”
Die Kellnerin kam und füllte die Kaffeetassen nach. Deke umschloss den heißen Becher mit den Händen und starrte in die braune Flüssigkeit.
Nach langem Schweigen sah er Mollie an. Seine Augen schienen grüngoldene Blitze auszusenden. „Ich werde Sie nicht anlügen und vorgeben, dass ich Ihnen dieses Angebot nur mache, weil Jolene jemanden braucht. Das stimmt nicht. Aber sie ist mit ein Grund für meinen Antrag. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, bis zum nächsten Sommer zu warten, bevor ich mich Ihnen erkläre. Die Sache mit Mrs. Franzke hat jetzt natürlich meine ganze Planung durcheinandergebracht.”
Mollie dachte, sie höre nicht richtig.
„Warum sind Sie ausgerechnet auf mich gekommen?”
Er rieb sich die Nase und kratzte sich gleich darauf am Kinn. „Tja, scheint so, als gingen Sie mir nicht mehr aus dem Sinn. Es hat keinen Zweck, Ihnen vorzumachen, dass Sie mir nicht gefallen. Sie gefallen mir sogar sehr. Die ganzen vergangenen sechs Monate habe ich mir eingeredet, dass nur die Umstände im letzten Jahr schuld daran waren, dass Sie mir als einziger Lichtblick in meinem Leben erschienen sind. Aber es ist mehr als das, Mollie.
Obwohl Sie nur wenige Wochen bei mir auf der Ranch gelebt haben, ist Ihr Einfluss überall spürbar gewesen. Das ganze Haus atmet Ihren Geist, als ob Sie jahrelang darin gelebt hätten.”
Mollie war völlig überrascht. War es tatsächlich so, dass Deke für sie genau soviel empfand wie sie für ihn?
Da sie nicht antwortete, fuhr er mit leiser Stimme fort: „Ich habe versucht, mir vorzumachen, dass Jolene die einzige ist, die Sie braucht.” Er räusperte sich. „Aber wenn ich mit Ihnen zusammen bin, erkenne ich, dass auch ich einige Bedürfnisse habe.” Ohne ihr Zeit zu einer Erwiderung zu lassen, fügte er hinzu: „Das war letzten Sommer mein Problem. Ich wollte die Situation nicht ausnutzen oder Ihnen das Gefühl geben, dass ich Sie unter falschen Voraussetzungen engagiert hätte. Doch ich habe schnell herausgefunden, dass Sie eine außerordentliche Anziehungskraft auf mich ausüben.” Er blickte ihr in die Augen. „Ich möchte, dass Sie wissen, dass ich mich Ihnen niemals aufdrängen würde.” Er errötete bis an die Haarwurzeln, und seine Ohren glühten. „Die Wahl läge ganz bei Ihnen, falls Sie sich irgendwann entscheiden sollten, dass unsere Ehe eine richtige Ehe sein sollte. Ich verspreche Ihnen hiermit, dass ich Sie niemals schlecht behandeln würde. Mein Respekt vor Ihnen als meiner Ehefrau und der Mutter meiner Tochter bliebe Ihnen immer erhalten, egal, was zwischen uns passiert oder nicht passiert.”
Das Schlucken fiel Mollie schwer, so sehr rührte sie das, was Deke sagte. Dieser große, starke Mann suchte ihr Vertrauen. Sie hatte gewusst, dass er verborgene Tiefen besaß, die man nicht auf den ersten Blick
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