Ein Herz voll Liebe
zu kochen, während ich mich rasiere? Danach reden wir in meinem Büro über die Sache, weit weg von all den Frauen.”
Immerhin will er mit mir reden, dache Mollie. Sie sagte nichts mehr, sondern verließ das Zimmer und schloss behutsam die Tür hinter sich.
Sie begab sich in die Küche, wo sich sofo rt ein Redestrom über sie ergoss.
„Wir haben es Ihnen ja gesagt, Honey. Nehmen Sie es bloß nicht persönlich, was er äußert.
Er möchte Sie nur verletzen und …”
„Er hat mich darum gebeten, Kaffee zu kochen”, entgegnete Mollie, ging hinüber zum Schrank und suchte nach der Kaffeedose.
Die Frauen warfen sich vielsagende Blicke zu. „Tatsächlich?” fragte eine von ihnen ungläubig.
„Hm.” Sie hatte schnell gefunden, was sie suchte, füllte die Kaffeemaschine mit Kaffee und Wasser und stellte sie an.
„Na, ich hätte nicht geglaubt, dass noch ein Wunder geschieht”, warf eine andere Frau ein.
„Sie sind sich doch im klaren, Mollie, dass Sie unmöglich hier wohnen können, oder? Es ist ja richtig süß von Ihnen, dass Sie anbieten, ihm den Haushalt zu führen und sich ums Baby zu kümmern, aber es sähe doch ziemlich merkwürdig aus.”
„Warum, Mrs. Ferguson?” wollte Mollie wissen und lehnte sich an den Küchentresen, während sie die drei Frauen musterte, die um den Küchentisch herum saßen.
„Das ist doch sonnenklar, oder? Ich meine, so ein hübsches Mädchen, das nicht verheiratet ist, allein mit Deke …” Sie verstummte vielsagend.
„Der gerade seine Frau verloren hat”, fügte Mollie hinzu, „und der völlig verzweifelt ist.
Irgendwie glaube ich, ist es ihm völlig egal, wer sich um Jolene kümmert.”
„Das ist richtig”, bestätigte eine der Frauen.
„Außerdem hat er noch nicht gesagt, dass er mich engagieren will. Darüber werde ich mit ihm reden.” Sie füllte einen großen Becher mit schwarzem Kaffee und trat damit auf den Flur.
Sein Büro lag neben dem langgestreckten Wohnzimmer. Sie ging hinüber, um auf ihn zu warten.
Mollie fragte sich, ob er tatsächlich kommen würde, oder ob er nur so getan hatte, um sie loszuwerden. Sie stellte die Kaffeetasse auf den Schreibtisch und trat ans Fenster.
Sanfte Hügel, so weit das Auge reichte. Sie gehörten zur Crandall-Ranch. Nahebei konnte sie die Ställe erkennen sowie eingezäunte Weiden. Hier war es gewesen, wo sie Deke das erste Mal begegnet war. Damals war er jung und glücklich gewesen.
Er hatte sich in vielerlei Hinsicht verändert. Seine breiten Schultern schienen ihr kräftiger, doch das konnte auch daran liegen, dass sie ihn vorher nie mit nacktem Oberkörper gesehen hatte. Ihn wiederzusehen nach all den Jahren hatte ihr Herz durchaus schneller schlagen lassen.
Sie war nicht mehr sieben Jahre alt, doch Deke übte nach wie vor eine starke Anziehungskraft auf sie aus. Vielleicht hatten sie alle Recht - Megan, Mrs. Ferguson, Deke.
Vielleicht tat sie genau das Falsche, wenn sie sich um Jolene und Deke bemühte. Schon jetzt waren sie gefühlsmäßig schon viel zu engagiert. Es kümmerte sie nicht, dass er sich nicht mehr an sie erinnerte. Es war ihr egal, dass er keine Ahnung von ihren Kindheitsträumen hatte, in denen er eine so große Rolle gespielt hatte.
Sie musste lächeln, als sie an die vielen Nächte dachte, in denen sie in ihrer Phantasie mit ihm geredet hatte, als wäre er in ihrem Zimmer und säße an ihrem Bett. Sie hatte ihm erzählt, was sie tagsüber getan und erlebt hatte, und er hörte ihr aufmerksam zu, lobte, wenn sie etwas gut gemacht hatte, und tröstete sie, wenn etwas schiefgegangen war.
Nachdem sie nun den wirklichen Deke kennengelernt hatte, musste sie sich eingestehen, dass sie ihn in all den Jahren sehr idealisiert hatte. Er schien ihr größer und viel männlicher als in ihrer Erinnerung und war auf keinen Fall jener Held, den sie in ihren kindlichen Phantasien aus ihm gemacht hatte.
Das Geräusch einer Tür, die geschlossen wurde, ließ Mollie herumfahren.
Deke war frisch rasiert und trug saubere Kleidung. Er ging mit langen Schritten zum Schreibtisch und ließ sich in den Bürostuhl sinken. Dann nahm er den Becher mit beiden Händen und trank in tiefen Zügen.
Mollie begab sich ruhig zu einem der zwei Stühle, die vor dem Schreibtisch standen und setzte sich.
Deke blickte sie nicht an. Statt dessen konzentrierte er sich auf den Inhalt seines Bechers, bis er leer war. „Gibt es davon noch mehr?” fragte er schließlich.
Sie warf ihm einen langen Blick zu und sagte:
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