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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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was zu reden.«
    Sie ist zu ihrem Schreibtisch gegangen und holt sich einen Hefter mit Materialien für ihr Arbeitsessen. Sie wirft einen Blick auf ihren Terminkalender. »Ich bin den ganzen Nachmittag ausgebucht. Sind Sie heute abend frei, Lieutenant?«
    »Ja.«
    »Sagen wir: um neun? Hier?«
    »All right.«
    Sie schüttelt Guttmann die Hand, dann reicht sie sie LaPointe. »Sie können sich wirklich nicht mehr an mich erinnern, Lieutenant, oder doch?«
    »Ich fürchte nein. Oder müßte ich es?«
    Ihre Hand noch immer in der seinen, lächelt sie eine Montage aus Belustigung und Traurigkeit. »Wir sprechen heute abend darüber. Armagnac, nicht wahr?«
    Sie geleitet sie zur Tür.
    Um neun Uhr ist es in dem kleinen Park des Carré St. Louis dunkel. Zum erstenmal seit Wochen kommt der Wind beständig von Norden. Wenn er weiterhin aus dieser Richtung kommt, wird er den befreienden Schnee bringen. Zunächst aber wird er den Stachel der feuchten Kälte abschleifen. LaPointe muß sich den Mantelkragen gegen die Kehle pressen, als er den verlassen daliegenden Park durchquert. Vorsichtig tastet er sich über den von Wurzeln überwucherten Weg voran, weil das scheckige Licht der fernen Straßenlaternen mehr Konfusion als Beleuchtung stiftet.
    Plötzlich bleibt er stehen. Außer dem Heulen des Windes durch knorrige Äste ist nichts zu hören. Im Nacken aber verspürt er ein Prickeln, als ob ihn jemand beobachten würde. Er läßt seinen Blick durch das hell-dunkel gescheckte Filigranwerk schwarzer Bäume und Schatten und der Silbersträhnen der Straßenlaternen schweifen, die den Park säumen. Nichts zu sehen.
    Er geht weiter und steuert auf Mlle. Montjeans Schule zu, wo hinter den heruntergelassenen Rolläden des ersten und des dritten Stocks noch Licht brennt. Studenten wahrscheinlich, die noch spät abends rasch mal Englisch und Französisch lernen. Auf sein Klopfen öffnet der geschäftige Mann, den er bereits kennt. Mlle. Montjean ist noch nicht da, aber sie müßte jede Minute kommen. Sie hat hinterlassen, man möge den Lieutenant in ihre Wohnung führen. Der nervöse Mann mustert LaPointe mit kritisch gespitztem Mund. Ihn geht es ja nichts an, was für Freunde Mlle. Montjean hat. Er kümmert sich ja nicht darum, was seine Arbeitgeberin in ihrer Freizeit tut. Aber alles hat seine Grenzen. Ein Polizist – also wirklich! Nun denn, möge er trotzdem heraufkommen.
    Die Wohnung bezieht ihr Licht von drei Lampen, die drei verschiedene Zonen aus dem Dunkel schneiden. Auf dem Ecritoire an den Fenstern, die auf den Platz hinausgehen, steht eine Porzellanlampe; eine gedämpfte Hängelampe holt die ›Konversations-Insel‹ aus dem Dunkel; außerdem schwebt über der Bar eine Glaskugel aus bunten Glassplittern, die von innen her beleuchtet ist. Der Raum ist zentralgeheizt, das im Kamin glimmende Feuer macht sich sehr dekorativ. LaPointe zieht den Mantel aus und fühlt sich ganz wie zu Hause, und zwar so, daß er zwei knochentrockene, blankgeputzte Scheite auf das Feuer legt und in der Glut herumstochert. Er werkelt gern im offenen Feuer herum, und oftmals stellt er sich in seinen Wachträumen vor, wie er in seinem Haus in Laval Holzscheite umwendet oder angekohlte Stückchen in die Glut stößt. Die Lohe hat angefangen zu knistern und blau zu züngeln, als Mlle. Montjean hereinkommt, den Mantel überm Arm, den Pelzhut in der Hand.
    »Entschuldigen Sie, Lieutenant. Aber Sie wissen ja, wie das so ist.« Sie sagt nicht, was. »Oh, gut. Schön, daß Sie sich um das Feuer gekümmert haben. Ich hatte schon Angst, es geht mir aus; wo ich es doch eigens für Sie angemacht habe.« Sie duckt sich unter der Barklappe hindurch und fängt an, im Licht der Glaskugel, das ihr sorgsam hergerichtetes Haar bescheint, zwei Armagnacs einzugießen. Als sich LaPointe ihr gegenüber auf einen Barhocker setzt, merkt er, daß sie ganz schön getrunken hat – nicht soviel, daß sie außer Kontrolle geraten würde, aber vielleicht ein bißchen zuviel, um auf der Hut zu sein.
    »Ich hoffe, Sie hatten heute abend nicht ganz groß was vor«, sagt sie.
    »Nicht ganz. Mußte nur einen Pinochle-Abend verschieben, weiter nichts.«
    »Na, toll, Lieutenant.« Sie macht zwei klickende Geräusche.
    »Pinochle! Sie wissen, wie man das Leben genießt!« Sie erhebt das Glas: »Salut?«
    »Salut.«
    Sie trinkt das Glas halb aus und stellt es auf die Bar. »Dieses ›Salut‹ erinnert mich daran, daß wir kürzlich erkennen mußten, daß unser audiovisuelles

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