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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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lange Pause über … doch eine Pause hat sie gemacht.
    »Unsere Informationen besagen, daß er hier Englisch gelernt hat«, fährt LaPointe fort. »Ich nehme an, das stimmt.«
    »Ja. Einer unser Italienisch sprechenden Lehrer hielt einen Intensivkurs in Englisch mit ihm ab.«
    »Und so haben Sie ihn kennengelernt?«
    »So hab' ich ihn kennengelernt, Lieutenant. Sagen Sie, brauche ich jetzt einen Anwalt?«
    »Haben Sie ihn getötet?«
    »Nein.«
    »Dann brauchen Sie wohl keinen Anwalt. Außer Sie haben die Absicht, uns etwas zu verschweigen oder Ihre Mithilfe bei der Untersuchung zu verweigern.«
    Sie schnippt unnötigerweise die Asche von ihrer Zigarette, um Zeit zu gewinnen. Ihre Kontrolle ist noch gut, doch zum erstenmal ist sie unruhig.
    »Sie denken natürlich an die anderen«, sagt LaPointe.
    »Welche andern?«
    LaPointe wendet ihr jene melancholische Geduld zu, die er bei Vernehmungen anzunehmen pflegt, wenn ihm die zur Führung des Gesprächs nötigen Informationen fehlen.
    »Na gut, Lieutenant. Ich bin kooperationsbereit. Aber zunächst möchte ich Sie etwas fragen. Muß das unbedingt in die Presse?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Meine Schule, nicht wahr, ist etwas Besonderes – teuer, exklusiv. Ein Skandal wäre das Ende. Und sie ist alles, was ich mir aufgebaut habe. Da stecken zehn Jahre harter Arbeit drin. Mehr noch: Es stecken die tausend Meilen drin, die ich von der Main bis hierher zurückgelegt habe. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
    »Ich verstehe. Erzählen Sie mir was von den anderen.«
    »Also, ein Zufall kann es wohl nicht gewesen sein. Mike ist auf die gleiche Weise umgekommen: auf der Straße erstochen.«
    »Mike?«
    »Michael Pearson. Dr. Michael Pearson. Er leitete früher das Sprachen-Lernzentrum an der McGill-Universität.«
    »Hatten Sie was miteinander?«
    Sie lächelt dünn. »Sie reden gern durch die Blume, nicht wahr?«
    »Und was ist mit dem anderen? Dem Amerikaner?«
    Sie reißt verwirrt die Augen auf: »Was für ein anderer?«
    »Der Amerikaner. Ah …« Er sieht zu Guttmann hin.
    »John Albert MacHenry«, springt ihm Guttmann hurtig bei.
    Mlle. Montjean schaut von einem zum anderen. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Ich glaube kaum, daß ich jemals jemanden dieses Namens gekannt habe. Ich kann Ihnen versichern, ich habe niemals … Ihren Mr. MacHenry … gebumst.« Sie streckt die Hand aus und drückt LaPointes Arm. »Das ist meine traute Art zu sagen, daß wir nichts miteinander gehabt haben, Lieutenant.«
    »Sie sind sich dessen offenbar sicher, Mlle. Montjean. Führen Sie eine Liste?«
    Ihr Lächeln erstarrt, und ihre Augen sind völlig kalt. »Ich führe wirklich eine. Zumindest führe ich ein Tagebuch. Und die Liste ist ziemlich lang, wenn Sie mir die Anmaßung vergeben. Ich zähle gern mit. Mein Analytiker behauptet, dies sei in einem Fall wie dem meinen eine typische Verhaltensweise. Mein Analytiker behauptet, ich würde nur deshalb so viele Männer verbrauchen, weil ich sie haßte, und indem ich sie einen nach dem anderen abhakte, würde ich ihnen jede Individualität absprechen. So redet er, mein Analytiker. Wie ein Buch. Und können Sie sich vorstellen, wo er mir all diesen Mist erzählt hat? Im Bett. Als ich auch ihn abgehakt hatte. Später saß er genau da, wo Sie jetzt sitzen, und erzählte mir, wie ihm mein Bedürfnis, selbst ihn zu bumsen, vorkomme. Eine typische Abwehrhaltung sei das. Und als ich ihm sagte, daß er gar nicht so besonders gut im Bett sei, ist er mit einem Lachen darüber hinweggegangen. Hat es wenigstens versucht. Aber ich weiß genau, es hat ihn getroffen.« Sie grinst. »Der falsche Hund.«
    »Kurz und gut – Sie wollen damit also sagen, daß Sie diesen Amerikaner, diesen MacHenry, nicht kennen?«
    »Genau. Oh, natürlich hatte ich auch mein Quantum Amerikaner. Man sollte wenigstens einmal im Vierteljahr einen Amerikaner haben. Im Vergleich zu denen kommen die Kanadier immer so gut weg. Und mindestens einmal pro Jahr sollte man einen Engländer haben. Teils, weil dann die Amerikaner so gut wegkommen, und teils, um Buße zu tun. Wußten Sie schon, daß einem, wenn man was mit einem Briten hatte, ein Teil des Fegefeuers erlassen wird?« Die Sprechanlage auf ihrem Tisch summt. Mlle. Montjean drückt ihre Zigarette aus, steht auf und streicht sich mit der flachen Hand den Rock glatt. »Das wird meine Verabredung zum Lunch sein. Ich nehme an, Sie geben mir dafür frei?«
    LaPointe steht auf. »Ja. Aber wir haben noch ein bißchen

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