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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Idee.
    »Lieutenant?« fragt sie.
    »Danke, nein.« Nachdem ein geschäftiger Mann unbestimmter Funktion ihn in die Büroräume gebracht hatte, zeigte LaPointe seinen Ausweis und begann mit einer Frage nach dem Lehrkörper der Schule. Ausgesucht freundlich, ja überwältigt nahm Mlle. Montjean den Ball auf und beschrieb ihr Unternehmen mit einer Eloquenz, die etwas Einstudiertes hatte. Selbst das Beiseitegesprochene und die Pausen, wenn sie sich eine Zigarette anzündete, schienen wohlüberlegt und einstudiert. Sie sagte mehr, als er wissen wollte, als wollte sie Fragen in Antworten ertränken. LaPointe lehnt sich zurück und läßt Guttmann das Hauptziel ihres Geplauders sein. Diese Sorte Frauen – gebildet, fähig, ihres Talents und ihrer Anziehungskraft bewußt – liegt außerhalb von LaPointes Erfahrungsbereich.
    Eins steht für ihn fest: Sie hat etwas zu verbergen.
    »Sind Sie sicher, daß ich Sie nicht verführen kann, Lieutenant? Ich habe alles.« Sie weist auf eine Bar am andern Ende des Raums neben einem breiten Marmorkamin.
    »Sagen Sie, ist das eine richtige Bar?« staunt Guttmann. »Das ist ja phantastisch.« Er steht auf und folgt ihr, als sie hinübergeht, um einzuschenken. Das ist tatsächlich eine richtige Bar, mit Panoramaspiegel im Hintergrund, einer Messingstange, Kupferhaltern und sogar einem Spucknapf.
    »Ich hoffe, meine Gäste sehen darin lediglich eine Dekoration«, sagt sie und zeigt auf den Spucknapf.
    »Wo haben Sie bloß so eine Jahrhundertwende-Bar aufgetrieben?« fragt Guttmann.
    »Ach, auf der Main. Da haben sie mal wieder eins von den kleinen Häusern abgerissen, und da hab' ich sie gekauft.« Sie grinst schelmisch. »Die Arbeiter, die sie mir hier raufbrachten, haben vielleicht geflucht. Das Oberteil aus Walnuß ist aus einem Stück. Sie mußten sie durchs Fenster reinbefördern.«
    Guttmann probiert, ob die Bar groß genug für ihn ist, setzt sich, hält den Bauch an das polierte Holz und stellt seinen Fuß auf die Stange. »Paßt prima. Ich wette, die Nachbarn haben sich gefragt, was Sie damit hier wohl vorhaben. Ich meine, eine ganze Bar. Was sagt der Mensch dazu!«
    »Darauf wär' ich nie gekommen. Vielleicht hätte ich auch mein Bett durchs Fenster hieven lassen sollen. Dann hätten sie erst was zum Tratschen gehabt! Es ist so ein großes, kreisförmiges Wasserbett.« Sie lacht hell auf. Guttmann stellt fest, daß sie eine sehr attraktive Frau ist.
    LaPointe wird dieser Gesellschaftsblödsinn langsam zuviel. Er erhebt sich aus den tiefen Kissen der ›Konversations-Insel‹ und gesellt sich zu ihnen an die Bar. »Ich möchte doch ganz gern einen kleinen Armagnac, Mlle. Montjean. Und ich möchte gern etwas über Antonio Verdini wissen, alias Tony Green.«
    Sie gießt den Dubonnet ohne Stocken ein, aber ihrer Stimme fehlt die Modulation, als sie antwortet: »Und ich möchte gern wissen, was Sie hier wollen. Warum Sie sich für meine Schule interessieren. Und warum Sie mir diese Fragen stellen.« Sie schaut auf und lächelt LaPointe an. »Armagnac, sagten Sie?«
    »Bitte. Sind Ihnen die Fragen unangenehm?«
    »Ich bin nicht sicher.« Sie holt die Armagnac-Flasche herunter und schaut sie nachdenklich an. »Sagen Sie, Lieutenant LaPointe, ob mir mein Anwalt wohl böse wäre, wenn ich Ihre Fragen ohne seine Anwesenheit beantworte?«
    »Möglich. Woher wissen Sie denn, wie ich heiße?«
    »Sie haben mir vorhin beim Reinkommen Ihren Ausweis gezeigt.«
    »Sie haben aber kaum drauf geschaut.« Das ist nur die halbe Wahrheit. Er hat nämlich die Gewohnheit, den Ausweis mit dem Daumen über seinem Namen vorzuweisen. Er ist eben schon lange Polizist.
    Sie stellt die Flasche hin und schaut ihm direkt in die Augen, abwechselnd in das linke und das rechte. Dann hebt sie langsam beide Arme, bis die Handflächen in Höhe ihrer Ohren sind. Mit tiefer, verlegener Stimme sagt sie: »Jetzt haben Sie mich, Lieutenant. Ich gebe auf. Aber erzählen Sie Rocky und der übrigen Bande nicht, daß ich gepetzt habe.«
    Sie und Guttmann lachen. Ein Blick von LaPointe, und sie lacht allein, während sie den Armagnac eingießt. »Sagen Sie halt.«
    »So ist es gut. Also, woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Seien Sie doch nicht so bescheiden. Jeder auf der Main kennt Lieutenant LaPointe.«
    »Sie kennen die Main?«
    »Ich bin dort aufgewachsen. Keine Bange, Lieutenant. Sie werden sich in keiner Weise an mich erinnern. Ich bin noch als halbes Kind da weg. Dreizehn war ich damals. Aber ich erinnere mich an Sie.

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