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Ein Herzschlag danach

Ein Herzschlag danach

Titel: Ein Herzschlag danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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wahrscheinlich bin ich einfach eine verdammt gute kleine Ninja.«
    Er brauchte eine Weile, um diese Antwort zu verdauen. Vielleicht stellte er sich mich kickboxend und in irrem Kung-Fu-Stil herumwirbelnd vor. Ich ärgerte mich, dass ich wieder mal das Maul zu weit aufgerissen hatte.
    Schließlich unterbrach er das lange Schweigen. »Wir jagen nichts in die Luft.«
    »Echt nicht?«
    »Nein.«
    Für den Themenwechsel war ich ausgesprochen dankbar.
    »Was macht ihr denn dann? Ich dachte, ihr seid in einer Special Unit – haben solche Spezialeinheiten nicht den Auftrag, Sachen in die Luft zu jagen?«
    Eigentlich wollte ich gar nicht so genau wissen, wie Jack und Alex ihre Brötchen verdienten. Alles, was ich über Antiterroreinheiten wusste, verdankte ich der TV -Serie  24 und den James-Bond -Filmen. Schon der bloße Gedanke, dass Jack oder Alex im Einsatz verletzt werden könnte, verursachte mir körperliche Qualen. Als ich noch kleiner war, hatte ich mir die Spezialeinheit wie etwas aus einem Disneyfilm vorgestellt. Darin gab es Tiere, die sprechen konnten oder bei jeder Gelegenheit zu singen anfingen, und ältere Damen, denen man über die Straße helfen musste.
    »Du wärst wahrscheinlich ziemlich überrascht, wenn du wüsstest, welchen Auftrag unsere Einheit hat«, sagte Alex. Ein bitteres Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. »Aber es ist spät«, fuhr er fort, bevor ich nachhaken konnte. »Bestimmt bist du völlig erschöpft.«
    Ich seufzte. Damit hatte er Recht. Ich fühlte mich ganz zerschlagen. Eigentlich hätte ich ihm gerne einen Gute-Nacht-Kuss gegeben, aber das traute ich mich nicht.
    »Ja.« Ich nickte. Und nach kurzer Pause fügte ich hinzu: »Gute Nacht, Alex.«
    »Ich bin auf der Couch im Wohnzimmer, wenn du etwas brauchst. Schlaf gut.«
    Wie benommen ging ich die Treppe hinauf und stieg in mein Bett. Wie er wohl reagiert hätte, wenn ich ihm verraten hätte, was ich tatsächlich brauchte: nämlich ihn? Ob er in diesem Fall sein Angebot aufrechterhalten hätte?

5
    Am nächsten Morgen fand ich erst spät aus dem Bett. Es war schon nach elf Uhr; Sonnenlicht drang durch die Vorhänge und warme Luft durch das offene Fenster. Ich fühlte mich ausgeruht und angenehm entspannt. Als ich das Bettlaken zurückwarf und mich streckte, berührte ich einen gefalteten Zettel, der neben meinem Kopf auf dem Kissen lag. Blinzelnd erkannte ich die Handschrift.
    Lila,
    diesmal bekommst du einen kleinen Zettel. Ich musste gehen, wollte dich aber nicht aufwecken. Du hast so friedlich ausgesehen. Jack wird vermutlich schon zu Hause sein, wenn du diese Nachricht liest. Bis später.
    Alex
    Er war in meinem Zimmer gewesen! Panisch musterte ich mich und das zerwühlte Bett. Bezüge und Laken waren halb auf den Boden gerutscht, mein T-Shirt hatte sich auf einer Seite bis hoch über die Hüfte geschoben und erlaubte einen ungestörten Blick auf meinen Slip. Hoffentlich hatte ich im Schlaf nicht um mich geschlagen oder geschrien! Zum Glück konnte ich mich an keinen weiteren Albtraum erinnern. Ich las seine Nachricht zum dritten Mal. Wenn ich friedlich ausgesehen hatte, war ich wohl still gewesen. Engelsgleich. Oder doch lieber nicht engelsgleich. Auf keinen Fall wollte ich ihm wie eine Heilige vorkommen – sondern sexy. Engelsgleich und sexy ging nicht, das passte nicht zusammen. Oh mein Gott, ich musste mich endlich beruhigen!
    Ich beschloss, eine Runde zu laufen, um das ständige aufgeregte Zwitschern meiner Gedanken abzuschalten. Ich sprang aus dem Bett, verbrachte ein paar Minuten im Bad und zog dann ein T-Shirt sowie Shorts an, die den Bluterguss zur Genüge abdeckten. Nachdem ich meine Laufschuhe ordentlich verschnürt hatte, lief ich die Treppe hinunter und band mir unterwegs das Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen.
    »Jack!«, brüllte ich durchs Haus.
    Keine Antwort. Vermutlich war Jack noch bei der Arbeit – er hatte wirklich verrückte Arbeitszeiten.
    Ich trat in die Mittagshitze hinaus, warf die Tür hinter mir zu und lief los, Richtung Pazifik. Allmählich beruhigten sich meine Gedanken und ich nahm meine Umwelt deutlicher wahr – das rhythmische Tapp-Tapp meiner Füße auf dem betonierten Weg, das trockene Rascheln der Palmen und den Verkehrslärm in der Ferne. Ich lief, bis die Gedanken an Alex nur noch leises Hintergrundgemurmel waren, dann schlug ich einen großen Bogen zum Haus zurück.
    Als ich in Jacks Straße angelangt war, legte ich auf den letzten fünfzig Metern noch einen Abschlusssprint hin. Die

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