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Ein Herzschlag danach

Ein Herzschlag danach

Titel: Ein Herzschlag danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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Die Stimmung war zu unbeschwert, zu friedlich. Kitschig wie eine Szene aus Bambi .
    Unruhig rutschte ich auf den rauen Holzbohlen der Sitzbank hin und her. Wo mochten Jack und Alex jetzt sein? Wahrscheinlich waren sie in der Talstation angekommen, vielleicht sogar schon mit dem Motorrad unterwegs. Ich schaute mich um, in der unvernünftigen Hoffnung, dass sie noch in der Nähe waren und mich befreien würden. Aber tief in meinem Innern spürte ich einen Schmerz, der mir nur allzu deutlich sagte, dass Alex wirklich weg war.
    Amber und Ryder spazierten eng umschlungen am Waldrand entlang. Harvey und Bill saßen weiter rechts an einem Tisch und rollten Zigaretten. Zwischen ihnen hing Nates Oberkörper schlaff über den Tisch. Es sah aus, als würde er einen Rausch ausschlafen. Bill nahm einen Sweater, rollte ihn zusammen und schob ihn Nate unter den Kopf.
    Suki saß neben Demos und betrachtete mich aufmerksam unter ihren langen schwarzen Wimpern hindurch. Ich spürte, wie sie in meinem Kopf herumsuchte, spürte es so deutlich, dass ich eine Gänsehaut bekam. Ich wandte den Blick von ihr ab und versuchte sie auszublocken, wenn das überhaupt möglich war.
    Nach einer halben Minute völliger Stille wandte sie sich an Demos. »Sie haben ihr alles Mögliche erzählt. Irgendein Märchen, dass du Atomwaffen gestohlen hättest … Hört sich an wie eine Science-Fiction-Story.«
    Ich starrte sie verblüfft an, weil ich eben an ganz andere Dinge gedacht hatte.
    »Ich hole mir was zu essen. Inzwischen könnt ihr euch ja unterhalten.« Sie sprang von der Bank auf und hüpfte zum Café hinüber.
    »Ich habe höchstens an der Hälfte der Dinge Schuld, die man mir vorwirft.« Demos hatte die Hände auf dem Tisch vor sich verschränkt.
    Kurz dachte ich über seine Worte nach. »Welche Hälfte?«, fragte ich schließlich.
    Er lachte schnaubend. Oder jedenfalls kam es mir wie Lachen vor. »Ich mag dich. Du bist ganz schön kess. Genau wie deine Mutter.«
    Ich packte den Tischrand so fest, dass sich ein Splitter in meinen Daumen bohrte. »Reden Sie nie mehr über meine Mutter!«, fauchte ich.
    »Tut mir leid.« Tiefe Falten zogen sich über seine Stirn. »Aber du bist ihr sehr ähnlich – nicht nur das Aussehen, sondern auch dein Verhalten, deine Bewegungen. Es ist, als ob …« Er schüttelte den Kopf und starrte mich verwundert an.
    Ich war entsetzt. »Woher wollen Sie wissen, wie meine Mutter war? Sie haben sie kaltblütig ermordet!«
    Die Stirnfalten wurden noch tiefer. Er blickte mir in die Augen. »Lila, ich habe deine Mutter nicht ermordet.«
    Bewegungslos und ungläubig starrte ich ihn an.
    »Ich gebe zu, dass ich tatsächlich ein paar der Verbrechen begangen habe, die man mir vorwirft. Die Sache mit dem Einbruch stimmt, wahrscheinlich auch der Landesverrat, aber ganz bestimmt nicht der Mord an deiner Mutter.«
    Ich atmete ein paarmal tief durch, um nicht die Fassung zu verlieren.
    »Außerdem bin ich definitiv nicht daran interessiert, Atomwaffen zu stehlen«, fuhr er fort, wobei er amüsiert die Augenbrauen hob. »Und ich sage es dir noch einmal: Ich habe deine Mutter nicht umgebracht.«
    Die widersprüchlichsten Gefühle gingen mir durch den Kopf. Ich versuchte, sie zu deuten. Wut war dabei, aber vor allem Schmerz. Und Verwirrung. Nein, ich glaubte nicht, dass Demos meine Gedanken manipulierte.
    »Ich kannte deine Mutter.«
    Ich blickte verwirrt auf. »Wie bitte?«
    »Wir waren befreundet.«
    »Ja, klar doch. Nate ist nicht gegen seinen Willen hier. Sie halten auch mich nicht als Geisel fest. Und überhaupt sind Sie ein ganz prächtiger Mensch – ich wette, Sie mögen Schoßhündchen und geben Bibelstunden in der Sonntagsschule. Wenn Sie an Ihren freien Tagen nicht gerade Leute umbringen.«
    Seine Faust krachte auf den Tisch und ich fuhr von meinem Sitz hoch. Er lachte so sehr, dass sein ganzer Körper bebte.
    »Wahnsinn! Suki hat Recht, sie haben dich wirklich gründlich bearbeitet.«
    Ich achtete nicht auf ihn; schließlich wusste ich, was ich mit eigenen Augen gelesen hatte. Aber andererseits: Hatte nicht Alex zu Jack gesagt, er dürfe nicht alles glauben, was man ihm zu lesen gegeben hatte? Verdammt, ich hatte einfach keine Ahnung, wem ich noch glauben oder trauen durfte. Ich studierte Demos’ Gesicht.
    »Meine Mutter hätte nie, nicht mal in hunderttausend Jahren, mit Ihnen befreundet sein wollen«, sagte ich – und spürte doch, dass meine Sicherheit bereits bröckelte.
    Er hörte auf zu lachen. »Sie war es

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