Ein Herzschlag danach
Alex war überzeugt, dass uns Demos mit Nates oder Sukis Hilfe trotzdem finden würde. Aber nun brach bereits der dritte Tag nach der Schießerei an und immer noch gab es kein Zeichen von Demos. Kummer, Angst und Sorgen wuchsen und drückten mich immer stärker. Es wurde schwerer, sich dagegen zur Wehr zu setzen.
Ohne Alex, dachte ich, würde ich jetzt aufgeben. Einfach hierbleiben und warten, bis mich die Einheit findet. Wenigstens würde ich dann Jack und meine Mutter wiedersehen. Aber noch während ich das dachte, wusste ich, dass es nicht stimmte: Niemals würde ich aufgeben, nicht nach all dem, was die Einheit meiner Familie angetan hatte.
Ich hob den Kopf und blickte wieder die Straße entlang, wobei ich mich auch nach passenden Gegenständen umsah, die ich im Notfall auf einen Angreifer schleudern konnte.
Minuten vergingen. Als die Sonne bereits die ersten Äste der Bäume auf dem Parkplatz erreichte, hörten wir, wie ein starker Motor aufheulte. Ein mit Wüstenstaub bedecktes weißes Wohnmobil donnerte heran. Unwillkürlich packte ich Alex’ Arm. Das Wohnmobil bog in den Parkplatz ein. Es hatte ein Kennzeichen aus West Virginia.
Ich sprang von der Motorhaube. Sie hatten uns gefunden!
Alex lächelte triumphierend. »Hab ich’s nicht gesagt?«, fragte er.
Ich winkte dem Fahrer zu, der den Wagen vor uns zum Stillstand brachte. Demos und Harvey stiegen zuerst aus, dann taumelten Suki und Nate die kleine Treppe herab. Beide sahen aus, als stünden sie unter Schock. Alicia und Bill folgten. Amber und Thomas ließen sich nicht blicken. Alicia sah zu allem entschlossen aus; ihr Auge verheilte bereits. Bill schien unsicher, als wünschte er sich weit weg von hier.
»Alles in Ordnung?«, fragte Demos und kam zu mir. Er betrachtete mich eindringlich.
»Ja«, sagte ich heiser. »Aber Jack? Habt ihr gesehen, was sie mit ihm gemacht haben? Ist er noch am Leben?«
»Sie haben ihn mitgenommen«, antwortete Demos. »Er lebte noch, aber wir wissen nicht, was sie mit ihm vorhatten.«
Das hatte ich nicht erwartet. Warum hatte ich so lange gezögert? Wir hätten sofort zur Basis fahren und uns dort nach ihm erkundigen sollen! Noch länger konnte ich die Ungewissheit nicht ertragen.
Plötzlich hörte ich eine Stimme, die mir bekannt vorkam. »Ich habe gesehen, was mit ihm geschehen ist.«
Vor mir stand Key. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich ihn erkannte.
»Was … was machen Sie denn hier?«
Es war erst ein paar Tage her, dass Key mich vor Demos gewarnt hatte. Standen sie jetzt auf derselben Seite? Die Erkenntnis schlug ein wie eine Granate. Natürlich standen sie auf derselben Seite. Wir standen alle auf derselben Seite.
»Ich war auch auf dem Berg, Lila.« Key fuhr sich verlegen über den Mund. »Ich habe alles gehört, was ihr dort besprochen habt. Dann folgte ich euch bis zum Nationalpark. Ich hörte, was Rachel über deine Mutter sagte. Und ich dachte mir, dass du vielleicht Hilfe brauchen würdest, wenn du sie herausholen willst.«
Ich starrte ihn sprachlos an. Tränen brannten in meinen Augen.
»Später stieß ich wieder auf diese Leute hier«, fuhr Key fort und wies auf Demos. »Aber ich musste erst meinen Körper holen.« Er zuckte verlegen die Schultern und grinste Nate an. Nate grinste zurück.
»Und Jack? Was ist mit Jack? Sie haben gesagt, Sie hätten gesehen, was mit ihm passiert ist?« Ich griff drängend nach seiner Hand.
Er nickte ernst. »Sie haben ihn zur Basis zurückgebracht. Er ist jetzt im Militärkrankenhaus. Die Einheit versucht, ihn zu verhören. Aber … es geht ihm nicht gut.«
Mir stockte der Atem. Der Boden unter meinen Füßen begann zu schwanken. Alex legte den Arm um meine Hüfte und stützte mich.
»Er ist schwer verletzt«, fuhr Key fort. »Die Kugel hat zwar keine lebenswichtigen Organe getroffen, aber sie blieb in der Nähe des Rückgrats stecken. Er wurde operiert. Die Operation verlief gut, aber er liegt noch im Koma. Erst wenn er daraus erwacht, werden wir wissen, ob er einen dauerhaften Schaden erlitten hat.«
Ich lehnte mich an Alex und schloss die Augen, während ich zu begreifen versuchte, was das bedeutete.
»Er lebt«, flüsterte Alex in mein Haar.
Die Erleichterung kam mit Verzögerung, aber nun rauschte sie durch meinen Körper. Jack lebte! Jetzt mussten wir ihn nur wieder zurückbekommen.
Ich wandte mich an Alex. »Wie kommen wir in das Militärkrankenhaus?«
Er zögerte. »Das ist nicht so einfach.«
Ich hatte eine andere Antwort erwartet. Ich
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