Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Herzschlag danach

Ein Herzschlag danach

Titel: Ein Herzschlag danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
Vom Netzwerk:
Sonne brannte mir glühend heiß auf den Kopf und ich beeilte mich, unter das schützende Dach der Veranda zu kommen. Undeutlich nahm ich einen dunklen Schatten vor der Haustür wahr. Beim Näherkommen sah ich, dass es ein Mädchen war – es stand in eigenartig gebeugter Haltung vor der Tür. Offensichtlich spähte es durch den Briefkastenschlitz ins Haus. Es trug ein kurzes schwarz-weiß gemustertes Kleid und die nackten Beine glänzten wie Perlmutt. Was hatte das Mädchen da zu suchen?
    Meine Füße liefen fast von selbst weiter, aber mein Herz schlug schneller. Jacks Haus stand in einem ganz normalen Vorortviertel: Kinder spielten in den Gärten, von irgendwoher war das zischende Geräusch von Rasensprengern zu hören. Es war lächerlich, hier am helllichten Tag in Panik zu geraten. Es war ja nur ein Mädchen. Ich durfte nicht zulassen, dass mich die Erinnerung an den Überfall in London mein Leben lang terrorisierte.
    Die junge Frau zuckte zurück und wirbelte herum, als sie meine Schritte auf dem Gehweg hörte. Instinktiv nahm sie eine Haltung an, die mich an eine Wildkatze erinnerte – leicht geduckt und kampfbereit. Doch dann entspannte sie sich und ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Keuchend blieb ich am Fuß der Verandatreppe stehen.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte ich und betrachtete sie genauer.
    Mein erster Eindruck war, dass sie einem Manga entsprungen sein musste. Sie schien wie mit harten, klaren Strichen gezeichnet zu sein – von den scharfen Kanten des Kinns und des Kiefers bis hin zum Zickzackmuster ihres Kleids. Ihre Füße steckten in zehn Zentimeter hohen Plateau-Pumps. Ihr Haar war schwarz wie Kohle und zu einem modischen Bob getrimmt, der sich an die Wangenknochen schmiegte, sodass ihr Gesicht wie gerahmt aussah. Auch die Augenbrauen waren schwarz und gerade. Darunter schimmerten goldbraune Augen, umrahmt von Wimpern, die mich an Spinnenbeine erinnerten. Ich überlegte, ob das Sara sein konnte, aber diese Manga-Superheldin entsprach überhaupt nicht meiner Vorstellung von einer Neurowissenschaftlerin. Sie sah umwerfend gut aus, so sehr, dass sie fast nicht wirklich zu sein schien. Im Moment allerdings beäugte sie mich wie eine Katze einen kleinen Vogel – unentschlossen, ob es sich lohnte, sich auf mich zu stürzen oder nicht.
    Ich wartete auf eine Reaktion. Sie neigte den Kopf zur Seite, als lauschte sie auf ein Geräusch hinter dem Haus. Ihre Augen wurden schmal, während sie mich von oben bis unten musterte.
    »Wohnst du hier?«, fragte sie.
    »Ja.« Ich nickte und wischte mir mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. »Kann ich dir helfen?«
    Sie sprang so schnell die Stufen hinunter, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurückwich.
    Sie grinste breit. Es sah aus, als würde sie ihre kleinen weißen Zähne fletschen. »Vielleicht kannst du das ja tatsächlich«, sagte sie strahlend. »Ich suche Jack.«
    Erst jetzt fiel bei mir der Groschen. Jack mochte in einer festen Beziehung sein, aber wahrscheinlich hatte er auch mit dieser Frau etwas am Laufen. Der Kater kann das Mausen nicht lassen und so weiter.
    Das fand ich nun doch ziemlich enttäuschend von ihm. Vielleicht war das meiner Stimme anzuhören. »Ich bin Jacks Schwester.«
    Sie schien sich zu freuen. Bestimmt war sie erleichtert, dass ich keine Rivalin war. Das kannte ich von früher: Jetzt schaltete sie auf Anschleimen. Gleich würde sie mich fragen, welche Bands er am liebsten hörte und welches Sternzeichen er war.
    »Freut mich, dich kennenzulernen, Jacks Schwester. Ich heiße Suki.« Sie streckte mir die Hand hin.
    »Hi. Ich bin Lila«, sagte ich und schüttelte ihr die Hand. Insgeheim wunderte ich mich, warum sie durch den Briefschlitz linste, wenn sie Jack suchte. Das war fast schon Stalking. »Soll ich … soll ich ihm sagen, dass du hier warst?«
    Sie gab keine Antwort und ließ auch meine Hand nicht los. Ihr Griff wurde ein wenig fester, während sie mich mit einem eigenartig faszinierten Blick anstarrte. Über diese Tussi würde ich ein ernstes Wörtchen mit Jack reden müssen. Wo trieb er sich eigentlich herum, dass er solche Mädchen kennenlernte?
    Dann kehrte Suki urplötzlich in die Realität zurück, schüttelte den Kopf und ließ wieder ihr neckisches Lachen hören. »Nein, nicht nötig. Ich glaube sowieso nicht, dass er sich noch an mich erinnert.«
    Sie strahlte mich an und hüpfte die Straße entlang. Bevor sie um die Ecke verschwand, blieb sie noch einmal stehen und warf mir über

Weitere Kostenlose Bücher