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Ein Herzschlag danach

Ein Herzschlag danach

Titel: Ein Herzschlag danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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du weißt schon. Schule. London und so.«
    »Wenn wir schon von London reden – du musst unbedingt Dad anrufen.«
    Ich zog einen Schmollmund, aber er ignorierte mich, schob den Teller von sich und ging aus der Küche. Wenig später kam er mit dem Telefon zurück.
    Zögernd nahm ich es entgegen. Jack grinste mir aufmunternd zu und reichte mir einen Zettel mit Dads neuester Nummer. »Viel Glück.«
    Die Ländervorwahl war +39, das musste Italien sein. Also war Dad immer noch verreist. Manche Dinge ändern sich nie. Ich berechnete schnell den Zeitunterschied – dort musste es ungefähr Mitternacht sein. Vielleicht schlief Dad ja schon und war zu müde, um sich lang und breit mit mir zu streiten?
    Ein langer Rufton war zu hören, dann Pause, dann erneut der Ton, wieder Pause. Wie viele musste ich abwarten, bis ich auflegen und behaupten konnte, ich hätte es lange genug klingeln lassen?
    Aber dann klickte es und Dads Stimme meldete sich. »Hallo?«
    Er klang überhaupt nicht müde, eher das Gegenteil. Ich sah ihn vor mir, wie er beim Telefonieren im Zimmer auf und ab ging.
    »Hi, Dad.«
    Jack beobachtete mich scharf, deshalb ging ich in den Flur hinaus.
    Vom anderen Ende der Leitung kam ein Seufzen. »Lila. Aha. Du willst mir bestimmt erklären, warum du in Kalifornien bist?«
    Ich behaupte nicht, dass ich die Frage nicht erwartet hätte. Trotzdem hatte ich mir keine vernünftige Antwort zurechtgelegt. »Ich … äh … ich … musste Jack einfach wieder mal sehen, Dad.«
    Stille.
    »Er fehlt mir sehr.«
    Wieder ein Seufzen. »Das weiß ich, Lila. Aber hätte es nicht gereicht, ihn anzurufen?«
    Das war keine schlechte Frage. »Ja, wahrscheinlich schon, aber ich hab mir das nicht so genau überlegt. Ich wollte ihn einfach wiedersehen.«
    »Lila, du kommst jetzt nach Hause.« Aha. Jetzt kam er zur Sache.
    »Dad, aber es gefällt mir hier!« Ich hörte, dass sich Panik in meine Stimme schlich. Ach, verdammt, was soll’s, dachte ich. Ein paar Tausend Kilometer lagen zwischen uns, da konnte ich ihm auch gleich reinen Wein einschenken. »Ich will hierbleiben.«
    »Es ist noch mitten im Schulhalbjahr!«
    Ich zog mich weiter von der offenen Tür zurück, damit Jack mich nicht hören konnte. »Im Moment wiederholen wir nur den Stoff. Es macht nichts, wenn ich ein paar Wochen nicht da bin. Und eigentlich habe mir auch überlegt …«
    »Lila, ich will, dass du nach Hause kommst!«
    »Dad, du bist doch gar nicht zu Hause! Zu wem soll ich denn nach Hause kommen?«
    Das brachte ihn zum Schweigen. Ich hörte ihn atmen und ein statisches Knistern in der Leitung. »Tut mir leid, aber meine Arbeit ist …«
    »Schon kapiert, Dad, du brauchst dich nicht zu entschuldigen.« Aber so, wie er seine Arbeit brauchte, um seinen Schmerz besser zu bewältigen, brauchte ich das Zusammensein mit Jack – und natürlich mit Alex. »Verstehst du nicht, dass es manchmal auch für mich sehr schwer ist? Dass Jack so weit entfernt ist und ich so oft allein bin?«
    Er schwieg immer noch.
    »Ich will hierbleiben, Dad. Ich will bei Jack bleiben.« Und bei Alex. »Ich will nicht mehr nach Hause zurück.« Während ich meinen Wunsch aussprach, wurde mir klar, dass ich bereit war, hart dafür zu kämpfen. Mein Vater würde mich mit Gewalt nach Hause zurückholen müssen. Hier ging es um mein Leben; es kotzte mich an, mir ständig sagen lassen zu müssen, was am besten für mich wäre. Natürlich war da noch die Kleinigkeit, die Geld hieß, und auch die Tatsache, dass ich erst in fünf Monaten achtzehn wurde und deshalb rechtlich gesehen minderjährig war. Aber darum würde ich mich später kümmern.
    »Lila, keine Diskussionen. Du kommst nach Hause, Punkt. Ich fliege heute Abend zurück und werde dich in London vom Flughafen abholen. Ich will nicht, dass du bei Jack bleibst.«
    »Warum denn?« Jetzt war ich weniger wütend als vielmehr fest entschlossen.
    Er zögerte. Vielleicht verstand er, dass es mir ernst war und er kaum etwas dagegen tun konnte – außer nach San Diego zu fliegen und mich zur Rede zu stellen. Aber das war unwahrscheinlich. Besser als jeder elektrische Zaun hielt ihn die Erinnerung an den Tod meiner Mutter von diesem Land fern. Er hatte gesagt, dass er keinen Fuß mehr in die Staaten setzen würde. Wenn Dad so etwas sagte, dann war es so.
    »Lila, es gibt Dinge, die du nicht verstehst. Ich will nicht, dass du dort bleibst. Ich habe meine Gründe.«
    »Oh mein Gott, fang jetzt bloß nicht damit an, dass du dir Sorgen um meine

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