Ein Hippie-Traum
Händchen für Karosserien und Lacke. Nachdem er mir einmal etwas repariert hatte, stellte ich ihn an, damit er die fünfunddreißig Wagen in Schuss hielt, die ich mir bis dahin zugelegt hatte, allesamt ausgefallene Sammlerstücke. Die meisten stammten aus den Fünfzigern, viele Cadillacs. Ihr technischer Zustand kümmerte mich wenig, als ich sie kaufte, ich war nur auf die einzigartigen Formen aus. (Das erwies sich als großer Fehler, denn die meisten liefen nicht gut und mussten teuer und zeitaufwendig instand gesetzt werden. Es wäre besser und preisgünstiger gewesen, nur Originalmodelle in Top-Zustand zu kaufen.) Jedenfalls verkaufte ich nach jahrelangem Sammeln viele davon und behielt nur die guten. Die meisten standen hier in Feelgood’s. Das Prunkstück meiner Sammlung ist ein 1953er Buick Skylark, der, denJohn damals aufgetrieben hat, Karosserienummer 1. Der erste, der je gebaut wurde. Das ist meine Perle.
Nun sitze ich also hier in Feelgood’s und schreibe, mit Blick auf meine Wagen und einen Konferenztisch samt Whiteboard. Morgen findet das große Treffen mit Alex statt, der den neuen Eigentümer meiner Plattenfirma WMG vertritt, Len Blavatnik. Grund für dieses Treffen ist mein neu gegründetes Unternehmen PureTone. So heißt es zumindest diese Woche. Es steht noch ganz am Anfang, und wir ändern ab und zu den Namen. PureTone zielt darauf ab, meine eigene Kunstform vor dem Qualitätsverlust zu bewahren, der meiner Meinung nach der eigentliche Grund für den Rückgang der Verkaufszahlen und letztlich für den Bedeutungsverlust der Musik innerhalb der Popkultur ist. Mit dem Aufstieg der neuen Online-Musikhändler wie iTunes ging die Qualität den Bach runter. Eine MP 3-Datei enthält nur etwa fünf Prozent der Daten einer PureTone-Datei oder selbst einer Vinylplatte. Ich habe vor, einen tragbaren Player zu entwickeln und ein entsprechendes Online-Vertriebsmodell auf die Beine zu stellen; beides zusammen soll eine qualitative Alternative zu MP 3s darstellen und gleichzeitig den Komfort bieten, den der Verbraucher heute erwartet. Dieses neue Modell soll die Seele der Musikindustrie mit der Technologie von Silicon Valley vereinen, und voranbringen sollen es die Künstler. Ich habe mir das Ziel gesetzt, eine Kunstform wieder nach oben zu bringen und die Kunst als solche zu bewahren, im Dienste der Musikfreunde.
Morgen ist der große Tag – ich muss meine Ideen präsentieren und gehe noch einmal den Ansatz durch, den ich mir zusammen mit Mark Goldstein überlegt habe, einem Start-up-Spezialisten und Kandidaten für die PureTone-Geschäftsführung. Ich kenne ihn über Freunde aus der Silicon-Valley-Community, hochintelligente und sehr erfolgreiche Leute. Im Gegensatz zu mir beherrschen sie die Kunst, ihre Ideen zu Geld zu machen. Ich habe große Ideen und wenig Kohle, um sie umzusetzen. Aber ich will mich nicht beklagen. Es kommt mir nicht aufs Geld an, sondern darauf, etwas richtig und effizient zu tun. Ich will einfach nur, dass diese Sache gelingt, unbedingt.
Es gefällt mir nicht, was mit der Tonqualität der Musik passiert ist. Es bleibt kaum noch Tiefe oder Gefühl, und das Musikhören gibt den Menschen nicht mehr das, was sie brauchen, deshalb geht die Musik zugrunde. So weit meine Theorie. Und weil mir das Aufnehmen von allen kreativen Tätigkeiten die liebste ist (neben dem Songschreiben und Spielen), tut das wirklich in der Seele weh. Ich möchte etwas daran ändern. Deshalb muss ich unbedingt meine Gedanken ordnen, diesen Herrn morgen beeindrucken und für dieses Projekt finanzielle Unterstützung bekommen, die es sicher gebrauchen kann.
Mr. Skylark ist hier bei mir.
Mit Crazy Horse 1975 am Malibu Beach. Von links nach rechts: Ralph Molina, Billy Talbot, Frank »Poncho« Sampedro.
2. Kapitel
2. Kapitel
Kalifornien, 2011
N icht, dass es groß was zu bedeuten hätte, aber ich habe vor Kurzem mit dem Rauchen und Trinken aufgehört.
Seit ich achtzehn war, war ich nicht mehr so bodenständig wie jetzt. Stellt sich nun allerdings die große Frage, ob ich so überhaupt noch Songs schreiben kann. Bisher habe ich keine neuen geschrieben, obwohl es einen großen Teil meines Lebens ausmacht. Natürlich bin ich jetzt fünfundsechzig, das Schreiben geht mir vielleicht nicht mehr ganz so leicht von der Hand wie früher, aber andererseits schreibe ich ja dieses Buch. Wir nehmen das später noch einmal genauer unter die Lupe. Mal sehen, wie es so läuft.
Mein Arzt meinte, ich solle lieber kein Gras mehr
Weitere Kostenlose Bücher