Ein Hund zu Weihnachten
Sonntag vor Weihnachten kochten meine Großmutter und meine Mutter um vier Uhr nachmittags einen großen Topf Austerneintopf, schoben einen Braten ins Rohr und stampften eine riesige Schüssel Kartoffelbrei. Tante Elisabeth brachte ihre berühmten Zimtschnecken und Kirschtaschen, um die ich mich mit meinen Cousins raufte, als wäre es ein vergessener Piratenschatz.
Um sieben Uhr am selben Abend zeigten unsere Nachbarn ihre Dankbarkeit, indem sie mit Weihnachtsplätzchen, Geschenken und selbst gebasteltem Christbaumschmuck für unseren Weihnachtsbaum vorbeikamen. Weil wir die Meute schon erwarteten, staffierte meine Mutter, und viele Jahre später nun auch Mary Ann, unser altes Farmhaus aus, als wäre es die Midwest-Geschäftszentrale der Firma Nikolaus GmbH. Unser halbes Erdgeschoss war mit geschenktem Weihnachtsschmuck vollgestellt, und niemand, weder damals noch heute, traute sich, auch nur ein Stückchen vertrocknete Stechpalme wegzuwerfen. Jedes Schmuckstück hatte seinen festen Platz. Vielleicht stimmte es gar nicht, aber wir gingen davon aus, dass alle unsere Nachbarn und Freunde genau darüber wachten, dass ihr mitgebrachter Weihnachtsschmuck auch ein schönes Plätzchen in unserer Weihnachtsdekoration gefunden hatte.
Als die Jahre vergingen, kamen die Leute nicht mehr vorbei, um sich bei meinem Großvater fürs Schneeräumen zu bedanken, sondern um die Weihnachtsdekoration im Hause McCray zu bewundern, die über Generationen hinweg gewachsen und ergänzt worden war. Unser Haus war inzwischen ein Museum für historischen und zeitgenössischen Weihnachtsschmuck.
Der Sonntag vor dem Familienweihnachtsessen und dem Besuchstag war ein besonderer Teil unserer Weihnachtstradition. Es war schon immer meine Aufgabe gewesen, die Lichterketten aufzuhängen, aber an diesem Tag hatte ich einen Helfer. Todd, der natürlich nicht auf die Leiter steigen konnte, stand unten mit seinen Kopfhörern unter der Wollmütze und reichte mir die Lämpchen. Während ich sie rundherum am Haus befestigte, versteckte sich die Sonne hinter Wolkenfetzen, und hier und da fielen kleine vereinzelte Schneeflocken zur Erde. Obwohl unser Haus nicht besonders groß ist, brauchte ich zwei Stunden, um alle Lichter anzubringen.
Als Todd und ich mit der Außenbeleuchtung fertig waren, gingen wir in den Keller und machten uns daran, die Kisten die Treppen hinauf- und hinunterzutragen. Meine Frau ist ein sehr organisierter Mensch, und jede Kiste ist mit ihrem festen Bestimmungsort beschriftet. Für Todd war es immer, als würde er vergessenes Spielzeug wiederfinden. Mary Ann würde in den darauf folgenden Wochen Stunden damit verbringen, mit Todd in der Geschichte unserer Weihnachtsschätze zu schwelgen.
DREI
Als die Weihnachtsfeiertage näherrückten, begannen Todd und ich, aus dem Weihnachtshund ein Spielchen zu machen.
»Wir holen den Hund am 18. Dezember, und wann bringen wir ihn zurück?«, fragte ich Todd.
»Am 26. Dezember muss er wieder ins Tierheim.«
»Wann ist Weihnachten vorbei, Todd?«
»Weihnachten ist am 26. Dezember vorbei, Dad - und das ist der Tag, an dem der Hund zurück ins Tierheim muss.«
Ich legte Todd meinen Arm um die Schulter und drückte ihn. »Das ist gut, Todd. Wir werden viel Spaß mit unserem Weihnachtshund haben, nicht wahr?«
Todd hatte viel zu tun. Aber umso mehr freute er sich auf die Feiertage. Er musste seiner Mutter helfen, das Haus weihnachtlich zu schmücken, und sein Zimmer aufräumen. Mindestens sechs große Säcke voll Gerümpel förderte er dabei zutage, und ich hielt ihn immer wieder zum Saubermachen an, wenn er mir mal zuhörte. Weder seine Mutter noch ich wagten es, in diese Müllsäcke hineinzuschauen. Wir hatten Angst vor dem, was da in den Untiefen von Todds Zimmer gehaust haben mochte. Er verbrachte sicher zwei volle Tage mit dem Ausräumen. Als er der Meinung war, dass das Zimmer sauber war, forderten wir ihn dazu auf, den Boden und die Wände mit warmer Seifenlauge zu wischen. Schließlich war das vielleicht unsere letzte Chance, ihn dazu zu bewegen, sein Zimmer so gründlich zu putzen.
Ich stand in der Tür und sah ihm bei der Arbeit zu, als ich Mary Ann am Telefon lachen hörte. Sie telefonierte gerade mit einer Freundin von der Crossing Trails High School.
»Ich hätte nicht gedacht, dass ich sein Zimmer jemals so aufgeräumt sehen würde. Seit der ›Speisung der Fünftausend‹ hat niemand mehr aus so wenig so viel gemacht. Todd kann ein einziges Bonbonpapier innerhalb von
Weitere Kostenlose Bücher