Ein Hund zu Weihnachten
besten Hundeauswahl-Sachen anziehen, dann gehen wir.«
Ich stand vom Tisch auf, und bevor ich hinaufeilen konnte, um mich umzuziehen, umarmte mich Todd stürmisch, und ich spürte, wie mich ein tiefes Gefühl der Zuneigung durchströmte.
Todd war großzügig mit Umarmungen, und wir ließen ihn gerne gewähren, auch wenn Zeit und Ort manchmal unerwartet waren. Der Schulbusfahrer und der Postbote hatten sich längst daran gewöhnt. Es gab noch einige andere soziale Regeln, die Todd vielleicht erahnte, aber oft ignorierte. Manche Eigenheiten versuchte Mary Ann ihm energisch abzugewöhnen, unter anderem die, die Klotür weit offen stehen zu lassen, um sich mit jedem, der in Rufweite war, weiter unterhalten zu können. Andere Eigenarten, wie den Zustand seines Zimmers, nahmen wir hin. Die meisten Jungen weigern sich im Alter von neun oder zehn Jahren, an der Hand ihrer Eltern zu gehen, aber wenn wir unter uns waren und Todd gerade mal vergaß, wie alt er war, nahm er manchmal immer noch Mary Anns oder meine Hand und lief neben uns her.
Dieser Morgen war etwas Besonderes. Es war nicht nur der Tag, an dem wir unseren Hund aussuchen würden. Als wir das Haus verließen, merkte ich, dass es auch ein Tag zum Umarmen und Händchenhalten war. Als wir zum Auto gingen, drückte ich sanft seine Hand.
Mein alter brauner Ford fuhr in gemächlichem Tempo in die Stadt, zu gemächlich für Todd. Seine roten Turnschuhe Größe 46 tappten ungeduldig zum Rhythmus der Radiomusik, und obwohl er den Weg genau kannte, fragte er dauernd: »Wie weit ist es noch, Dad?«
»Mindestens noch vier oder fünf Tage, Todd. Du weißt doch, was für eine weite Reise es in die Stadt ist. Wir müssen über die Rocky Mountains, durch die große Mojave-Wüste, den Grand Canyon hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf und dann einmal ganz um Toledo herum.« Ich machte eine Pause und fuhr dann fort: »Und weil ich weiß, dass du es eilig hast, berücksichtige ich dabei noch nicht mal einen Tornado.«
»Dad«, jammerte er, »wie weit ist es denn jetzt wirklich noch?«
»Zehn Minuten, mein Sohn, zehn Minuten.«
Todd lächelte zufrieden. Er wusste, dass er kurz vor dem Ziel war.
»Wann bringen wir den Hund zurück, Todd? Weißt du das noch?«
»Ja, Dad, wir bringen den Hund am 26. Dezember zurück. Dann ist Weihnachten vorbei.«
»Sehr gut. Weißt du, wenn alles gut läuft und wir alle Spaß an der Sache haben und den Hund pünktlich zurückbringen, dann können wir das im nächsten Jahr vielleicht wieder machen. Würde dir das gefallen?«
»Klar.« Todd sah mit einem Lächeln zu mir auf.
Ich hatte in den letzten beiden Wochen Zeit gehabt, mich an den Gedanken zu gewöhnen. Für Todd wollte ich es gerne versuchen.
Das Schild am Stadtrand verkündet stolz:
Willkommen in Crossing Trails, wo sich Oregon-, Santa Fe- und California-Trail kreuzen.
Es gab in Crossing Trails nur eine Ampel, und selbst die schien ziemlich überflüssig, als wir alleine davorstanden und warteten, bis sie auf Grün schaltete.
An einer Straßenecke ist eine kleine Polizeistation von der Größe eines Krämerladens untergebracht, an der anderen die Freiwillige Feuerwehr. Jedes Jahr liefern sich die beiden einen Wettstreit um den stimmungsvollsten Weihnachtsschmuck vor ihrem Gebäude. Die eigens eingesetzte Weihnachtsjury hat sich in den letzten Jahren meistens für die Idee der Freiwilligen Feuerwehr entschieden, einen Weihnachtsmann auf einem nostalgischen, von Pferden gezogenen Feuerwehrschlitten. Dieses Jahr konterte die Polizeistation mit einem Rentier, das vor ein altes Polizeiauto gespannt war.
In der Hauptstraße hat sich im Laufe der Jahre nicht viel verändert. Die Geschäfte, alle auf charmante Weise leicht heruntergekommen, sind im Schnitt hundert Jahre alt. Einige Gebäude klammern sich immer noch stur an die hölzernen Gehsteige, gezimmert aus dem zähen Eichenholz der einheimischen Wälder. Jetzt waren fast überall grüne Zweige und weiße Lichterketten angebracht.
Zwei Häuserblocks weiter auf der rechten Seite des Hauptplatzes steht das Cherokee-County-Gerichtsgebäude. Am Fuß der Treppe ruht die Bronzestatue eines müden Soldaten, den Hut in der Hand und den Blick starr Richtung Westen gerichtet. Mitten auf der Wiese vor dem Gebäude thront ein alter Freisitz, der noch immer als Bühne für die Freiwillige Cherokee-County-Band dient, die in der Vorweihnachtszeit mehrere Vorstellungen ihres Feiertagsprogramms gibt, sofern das Wetter mitspielt.
Wie
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