Ein Iglu für zwei (German Edition)
dem Tisch liegt ein trockenes Brötchen. Das ist für mich. Magenknurrend hatte ich um einen kleinen Energiespender gebeten und sie haben das ganze Studio – auf der Suche nach Nahrungsmitteln – auf den Kopf gestellt. Einer der Beleuchter hatte noch ein Brötchen in seiner Tasche gefunden. Das gehört jetzt mir. Ich hab zwar keinen Hunger, aber meine Vernunft rät mir, meinen Magen zu befüllen. Danny hat sich vom Acker gemacht. Jedenfalls kann ich ihn unter den vielen Leuten nicht mehr ausmachen. Auch gut. Ich hab genauso wenig Interesse an ihm wie er an mir. Was hat er vorhin im Treppenhaus zu mir gesagt? Er hätte nachher noch so ein albernes Treffen mit ’ner Tussi. Die Tussi bin wohl ich.
Das (un-)ersehnte Abendessen
Inzwischen befinde ich mich in Zimmer 9. Das Interview mit der Dame vom Star-Magazin scheint sich dem Ende zu nähern und meine Frage, was ich hier soll, konnte ich mir immer noch nicht beantworten. Bis jetzt wurde ich nicht ein einziges Mal angesprochen. Das Interview findet nur mit Mr. Greyeyes statt. Klar! Warum sollte sie mich auch interviewen wollen? In ihren Augen bin ich doch ein unbeschriebenes Blatt.
„Miss Bergstroem ...“, erschrocken fahre ich hoch und bin nach dem Abgleiten meiner Gedanken sofort wieder auf Sendung. Mrs. „Star-Magazin“ spricht mich doch tatsächlich an.
„... wie lange bereits schwärmen Sie für Danny Greyeyes?“
Ich? Schwärmen? Wovon redet sie? Muss ich darauf jetzt antworten?
Helen, die neben mir sitzt, boxt mich in die Seite. Das hilft mir aber auch nicht weiter. Mir fällt nichts Gescheites auf diese Frage ein.
„Seit einiger Zeit“, höre ich mich antworten.
Mildes Gelächter der anwesenden Personen dringt durchs Zimmer.
„Und welche Songs mögen Sie am liebsten, Miss Bergstroem?“
Luuuuucyyyyy! In was hast du mich hier hineinmanövriert?! Wie hießen diese dämlichen Songs noch mal? Ich hatte sie auswendig gelernt. Jedenfalls einige. Ehrenwort. Aber jetzt … Sie fallen mir nicht mehr ein. Sind aus meinem Kopf verschwunden.
Danny Greyeyes schaut aufmerksam zu mir herüber.
„Alle“, antworte ich mechanisch.
„Ah ja. Sie sind wirklich ein eingefleischter Fan, nicht wahr?!
„Ähm, sicher.“
Fan. Eingefleischt. Ich! Vielleicht sollte ich über dieses Erlebnis ein Buch schreiben, mit dem Titel „Meine Freundin Lucy wirft mich den Wölfen zum Fraß vor“.
„Also gut, dann wäre ich mit meinem Interview fast am Ende. Haben Sie noch Fragen an Danny, Miss Bergstroem?“
Mrs. „Star-Magazin“ zwinkert mir zu, als wolle sie sagen: „So, Mädel, das ist deine Gelegenheit. Frag ihn alles, was du schon immer von ihm wissen wolltest!“ Trotzdem hab ich keine Fragen. Will nur noch weg.
Ich schüttele mit dem Kopf.
Etwas später sitze ich in Zimmer 3. Helen plant mit Adam Fox, der inzwischen dazugestoßen ist, das intime Abendessen mit mir und Dannys „brown eyes“. Charly sitzt neben mir und versucht, mir einen Fotomodellvertrag aufzuschwatzen.
„Schätzchen, ich biete dir die Chance deines Lebens. Dein Gesicht muss einfach auf alle Titelblätter und du weißt das.“
Ich weiß von nichts.
Danny steht plötzlich im Türrahmen. Er sieht zu uns herüber und schüttelt mit dem Kopf.
Was soll das heißen? Mit welcher Berechtigung schüttelt er einfach mit dem Kopf? Ich finde es ja auch nicht wirklich toll, mit ihm essen gehen zu müssen. Höchstens mein Magen vielleicht, aber ich bestimmt nicht. Deshalb muss er nicht so geringschätzig zu mir herübersehen und mit dem Kopf schütteln. Endlich marschiert er ab und schon fühle ich mich wieder etwas befreiter.
„Hier unten musst du einfach unterschreiben und dann können wir gleich nächste Woche loslegen. Was sagst du, Kleines?“
„Tut mir leid. Aber das ist nichts für mich“, antworte ich ihm tonlos.
„Du lehnst ab? Helen, hast du das mitbekommen? Das Mädchen lehnt es ab, von mir fotografiert zu werden.“
Helen blickt zu mir herüber
„Das ist nicht dein Ernst, Kind. Weißt du eigentlich, wie viel junge Mädchen davon träumen? Man erhält nur einmal im Leben eine solche Chance. Mit dem Geld, das du verdienst, hättest du plötzlich unerschöpfliche Möglichkeiten.“
„Es mangelt mir nicht an Geld und ich träume von anderen Dingen. Trotzdem vielen Dank für das Angebot.“
Mr. Adam Fox lacht.
„Was für eine ungewöhnliche Reaktion, Miss Bergstroem. Ich bin beeindruckt. Sie sind wahrscheinlich die einzige Frau auf diesem Globus, die den Mut hat, ein
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