Ein Jahr - eine Chance
jemanden wie sie gar nicht erst in den Laden ließen. Irgendwie kam sie sich ein bisschen wie in diesem Film mit Julia Roberts vor, aber der Titel wollte ihr jetzt gerade nicht einfallen.
Als sie in das Geschäft traten, wurde Torben Crawford sogleich namentlich begrüßt. Sie wurden zu einer Sitzgruppe an den Umkleiden geführt und Torben Crawford sprach ihr Anliegen aus, woraufhin die Augen des offensichtlichen Geschäftsführers immer größer und leuchtender wurden. Er musterte sie kurz und verschwand dann mit seinen Damen, um eine Auswahl zusammenzusuchen.
„Du wirkst leicht angekratzt.“
Torben Crawford schmunzelte amüsiert und sah zu Madeleine herüber.
„Abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wie ich das hier bezahlen soll und vermutlich noch ein paar Monate bei Ihnen dranhängen kann, um dann meine eigenen Schulden bei Ihnen abzuarbeiten, scheinen Sie hier offensichtlich ein- und auszugehen, was für einen Mann in einem typischen Damenbekleidungsgeschäft eher unüblich sein dürfte.“
Torben Crawford lachte leicht laut auf.
„Meine liebe Madeleine, Mr. Kanter gehört genauso zu den vermögenden Männern wie ich. Wir treffen uns immer wieder bei offiziellen Anlässen der Stadt oder den Wohltätigkeitsgalas, wo Leuten wie uns großzügige Spenden abgenommen werden. Wenn es dich beruhigt: Ich war noch nie hier im Laden.“
Er kniff immer noch leicht amüsiert die Augen zusammen.
„Glaubst du, dass ich hier stets meine Damen einkleiden lasse?“
Wieder lachte er leise auf.
„Ich war noch nie mit einer Frau schoppen, Darling. Das hier ist meine Premiere, und verzeihe mir, wenn ich dieses Ereignis versuche zu genießen. Warum entspannst du dich nicht einfach mal ein bisschen und versuchst das auch einmal?“
Gerade als Madeleine etwas sagen wollte, kam eine Verkäuferin zu ihnen und stellte frischen Kaffee sowie Wasser und Gläser auf den Tisch. Torben Crawford bedankte sich höflich und wartete, bis die Verkäuferin wieder weg war.
„Und zu deiner anderen Sorge: Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt: Alles, was du dieses Jahr brauchst, übernehme ich. Lass uns heute Abend in Ruhe darüber reden, Darling, und mach dir weniger Sorgen.“
Der Geschäftsführer und die Verkäuferinnen kamen mit einem riesigen Aufgebot an Garderobe zurück und sahen erwartungsvoll, aber geduldig zu Madeleine herüber. Diese schluckte und sah erneut Torben Crawford an, der ihr nur lächelnd zunickte.
Mit leicht zittrigen Knien stand Madeleine auf und ging zu den Verkäuferinnen. Sie signalisierte dem Geschäftsführer sofort deutlich, dass sie von ihm nicht angepackt werden wollte, woraufhin er sich auch direkt in den Hintergrund verzog.
Amüsiert beobachtete Torben Crawford die Situation. In der Frau steckte offensichtlich noch mehr, als er vermutete. So etwas traute sich nur eine Frau mit gutem Rückgrat und er war sich sicher, dass sie das hatte.
Die nächsten zwei Stunden waren für Torben Crawford wirklich eine ganz neue Erfahrung, allerdings eine, die er nicht mehr missen wollte. Fasziniert sah er Madeleine an, die immer wieder mit neuen Kleidern, Anzügen und Kostümen aus der Umkleide kam, beobachtete, wie sie heiß mit den Verkäuferinnen diskutierte, dass sie das nicht anprobieren würde, weil es zu tief ausgeschnitten oder der Rock zu kurz war.
Zum Schluss hatte sie ganz offensichtlich wieder zu ihrem alten Selbstbewusstsein gefunden, mit dem sie ganz klar aussprach, was sie wollte und was nicht, ohne dabei aber überheblich oder arrogant zu wirken.
Irgendwann brachten die Verkäuferinnen dann auch eine Auswahl an Dessous. Torben Crawford schmunzelte erfreut, als er sah, wie Madeleine leicht rot wurde, als die Verkäuferin ihr das vor seinen Augen hinhielt, aber sie fasste sich sehr schnell wieder, probierte einiges an, aber führte das leider nicht vor.
Mit voll gepackten Taschen verließen sie wieder den Laden. Erschöpft ließ sich Madeleine in die Sitzbank der Limousine fallen.
„Das muss ein Vermögen gekostet haben“, stöhnte sie leicht auf.
Torben Crawford sagte dazu nichts, sondern lächelte sie nur an.
„Den ersten Abend gehe ich gerne im hoteleigenen Restaurant essen, um dort abzuchecken, ob alles in Ordnung ist. Spricht irgendetwas dagegen, oder hast du einen Wunsch?“
Irritiert sah sie ihn an und sagte dann leicht spitz: „Ich dachte, ich habe nur überall brav mitzugehen und freundlich zu lächeln.“
Bevor er jedoch antworten konnte, blieb die
Weitere Kostenlose Bücher