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Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1

Titel: Ein kalter Hauch im Untergrund - Neal Carey 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Rich?«
    »Newport. Waren Sie da schon mal?«
    »Nein.«
    Lombardi schlängelte sich durch den Verkehr. Er wählte ein paar halblegale Abkürzungen durch winzige Gäßchen und landete dann auf der I-95. Falls er sich Sorgen um die Cops machte – sein Fuß tat es ganz sicher nicht.
    »Wir nehmen die Route mit Ausblick«, sagte er. 
     
    Die Route mit Ausblick führte sie über zwei Brücken, die die Narragansett Bay überspannten. Segelboote huschten über das blaue Wasser.
    »Willkommen in Newport«, sagte Lombardi. Er bog in die Farewell Street ein, die am Friedhof vorbeiführte, und fuhr dann an einer Reihe malerischer Häuschen entlang, die hier schon lange vor der Revolution gestanden hatten. Die Inselstadt Newport hatte schon viele Leben gelebt. Sie war Piratenhafen, Fischerhafen, Walfängerheimat und Handelsstadt gewesen. Widow’s walks und geschnitzte Ananas zeugten von der Tradition. Die Frauen der Kapitäne waren die widow’s walks entlangspaziert und hatten den Horizont nach Schiffen abgesucht, auf denen vielleicht ihre Männer heimkehrten. Diese Kerle hatten ihre Frauen vielleicht seit zwei Jahren nicht gesehen, und wenn sie bereit waren, das Schlafzimmer zu verlassen und Besucher zu empfangen, stellten sie eine Ananas vor die Eingangstüre. Mit den Jahren war die geschnitzte Ananas zum Symbol für Gastfreundschaft geworden. Oder für Furchtbarkeit. Oder sexuelle Übersättigung.
    Es gibt Gegenden in Newports Altstadt, in denen die Häuser nur in den Originalfarben der Kolonialzeit gestrichen werden dürfen. Die BMWs hingegen können jede Farbe haben.
    Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Newport ein Spielplatz für die alten und die neuen Reichen, deren Villen die Bellevue Avenue und den Cliff Walk säumten – und das waren nur die »Sommerhäuser«. Diese Häuschen hatten jeweils ungefähr die Größe von Schloß Versailles und wurden etwa sieben Wochen im Jahr, während des kurzen Sommers auf Rhode Island, bewohnt. Sie hatten den bitteren, stürmischen Wintern, der salzigen Meerluft und den Herbststürmen getrotzt, nur um dann von der tödlichen Gewalt der stetig steigenden Einkommenssteuer zerstört zu werden. Die meisten größeren Häuser waren in Museen oder Privatschulen umgewandelt worden. Nur wenige wurden noch bewohnt. Eines dieser wenigen war das Haus der Chases.
    Lombardi vertrieb Neal die Fahrt mit einer Beschreibung von Allie.
    »Allie Chase«, hatte er angefangen, »ist ein völlig verpfuschtes Kind.«
    »Das hab ich mir fast gedacht.«
    »Alkohol, Drogen, was auch immer. Allie hat es hinter sich. Das letzte Mal, als ich ihr Zimmer in D. C. durchsucht habe, fand ich genug Stoff, um ein Grateful-Dead-Konzert auszustatten. Allie ist es egal, ob es rauf oder runter geht, solang’s nur irgendwohin geht.«
    »Wann hat das angefangen?« Wann hat das angefangen? Verdammt, ich höre mich an wie ein Familientherapeut. Neal Welby, M.D.
    »Allie ist, äh, siebzehn? Mit dreizehn, glaube ich.«
    Typischer Fall von frühreif.
    Wenn sie es mit dreizehn bemerkt hatten, heißt das, daß sie mit elf oder zwölf losgelegt hat, dachte Neal.
    »Machen Sie eine Liste der besten Internate im Staat«, fuhr Lombardi fort, »und schreiben Sie darüber: Hier wurde Allie Chase rausgeworfen. Außerdem hatte sie mindestens eine Abtreibung…«
    »Wann?«
    »Im März letzten Jahres. Weiterhin Affären mit mindestens zwei Lehrern und einem Seelenklempner. Nennen Sie das Buch Männer, die nie wieder arbeiten werden.«
    »Erzählen Sie mir das alles, damit Mami und Papi das nicht tun müssen?«
    Lombardi lachte. »Ein Großteil meiner Arbeit besteht darin, dem Senator Ärger zu ersparen.«
    »Und Allie macht richtig Ärger.«
    »Den größten. Bullen und Reporter, die ich erpreßt oder bestochen habe, von Rich Lombardi. Drogenbesitz, Ladendiebstahl… alles ohne Anklage.«
    »Gratuliere.«
    »Eine Menge Arbeit, mein Freund. Aber ich mag das Mädchen, trotz allem.«
    »Ach?«
    Lombardi war einen Augenblick lang irritiert, dann lachte er. »O nein, Mann. Ich nicht. Ich hänge an meinem Job. Sie sind ganz schön mißtrauisch, Neal.«
    »Na ja…«
    »Klar, das ist Ihr Job. Also, das Problem ist folgendes, Neal. Wir glauben, daß wir eine echte Chance bei dieser Vizepräsidenten-Sache haben.«
    Lombardi hielt vor dem Einfahrtstor. Er holte einen dieser Garagentor-Sender hervor und tippte eine Nummer ein. Das Tor schwang auf.
    »Ali Baba«, sagte er. »Nur: Es ist diese Post-Watergate-Ethik, Neal. Alle reden plötzlich

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