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Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord

Titel: Ein kalter Mord - McCullough, C: Ein kalter Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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unruhig. Jimmy hört nicht auf, ihnen zu erzählen, wo er letzte Nacht gewesen ist, und sie sind sehr verstört.«
    »Jimmy?«
    »Der Affe, wo Dr. Chandra dachte, der tot ist, weswegen er ihn dann ja auch in einem Sack in den Kühlraum gelegt hat. Also, eigentlich hat Jimmy sie ja gefunden – der hat da drinnen alles auseinandergenommen, als er so im Dunkeln aufgewacht ist und sich den Hintern abgefroren hat. Als Otis – wo mein Assistent ist – angefangen hat, den Kühlraum auszuräumen, da ist Jimmy schreiend und kreischend da raus. Und dann hat Otis
sie
gefunden, und dann ist er schreiend und kreischend hier raus, schlimmer noch als Jimmy. Ich hab nachgeguckt und sofort den Professor angerufen. Nehme an, der Professor hat dann Sie alarmiert.«
    »Wo ist Otis jetzt?«, fragte Carmine.
    »Wie ich Otis kenn, ist er nach Hause gerannt zu Celeste. Sie ist seine Mama und auch seine Frau.«
    Inzwischen hatten sie Handschuhe übergestreift; Abe rollte den Abfallbehälter beiseite, und Carmine öffnete die Tür, während Cecil, bereits gurrend und schnalzend, in den Affenraum ging.
    Einer der beiden großen Säcke lag immer noch ganz hinten in dem Raum. Der von oben bis unten aufgerissene andere Sack hatte die untere Hälfte eines Frauentorsos preisgegeben. Als Carmine die Größe des Rumpfs sowie das Nichtvorhandensein von Schamhaar bemerkte, überkam ihn ein flaues Gefühl – ein noch nicht geschlechtsreifes Mädchen? Oh, bitte, nur das nicht! Er machte keinerlei Anstalten, irgendetwas zu berühren, lehnte sich nur mit den Schultern an die Wand.
    »Wir warten auf Patrick«, sagte er.
    »So ein Geruch ist mir noch nie untergekommen«, meinte Abe, der sich nach einer Zigarette sehnte. »Tot, aber die Verwesung hat noch nicht eingesetzt.«
    »Abe, mach dich mal auf die Suche nach Mrs Dupre und sag ihr, sie könne nach oben gehen, sobald die uniformierten Kollegen eintreffen«, sagte Carmine, der diesen Gesichtsausdruck gut kannte. »Postiere sie an sämtlichen Eingängen und Notausgängen.« Als er kurz darauf mit Corey allein war, verdrehte er die Augen. »Warum ausgerechnet da drinnen?«
     
    Patrick O’Donnell klärte ihn auf.
    In einer Stadt, die früher immer einen Coroner, einen amtlichen Leichenbeschauer ohne forensische Kenntnisse gehabt hatte, trug Patrick den sehr modernen Titel des Rechtsmediziners. Patrick hatte sich der Pathologie verschrieben, weil er Patienten nicht ausstehen konnte, die Widerworte gaben, und dem Leben eines öffentlich bestellten Pathologen. Dank Patricks rücksichtslosem Feldzug, Holloman in die zweite Hälfte des Jahrhunderts zu überführen, war es ihm gelungen, die meisten Verpflichtungen eines Coroners vor Gericht auf einen Stellvertreter abzuwälzen und ein kleines Imperium aufzubauen, das weit mehr umfasste als bloß Leichenöffnungen. Er war von der neuen Wissenschaft der Forensik überzeugt und beteiligte sich aktiv an jedem Fall, der ihn interessierte, selbst wenn keine Leiche involviert war.
    Durch die rötlichen Haare und die blauen Augen sah er so irisch aus, wie sein Name klang, aber tatsächlich waren er und Carmine Cousins ersten Grades, die Söhne zweier Schwestern italienischer Abstammung. Die eine heiratete einen Delmonico, die andere einen O’Donnell. Obwohl Patrick zehn Jahre älter war als Carmine, glücklich verheiratet und Vater von sechsKindern, ließ er nicht zu, dass eines dieser Hindernisse ihre tiefe Freundschaft beeinträchtigte.
    »Viel ist es nicht, aber Folgendes weiß ich«, sagte Carmine und setzte ihn ins Bild. Als er fertig war, wiederholte er seine Frage: »Warum ausgerechnet da drinnen?«
    »Ganz einfach: Wäre Jimmy, der untote Affe, nicht wieder aufgewacht und in Panik geraten, wären diese beiden braunen Säcke ohne jede Kennzeichnung in irgendeine Art Behälter geworfen und zum Verbrennungsofen der Tierstation gebracht worden«, antwortete Patrick und verzog das Gesicht. »Die perfekte Art und Weise, menschliche Überreste zu beseitigen. Simsalabim! In Rauch aufgelöst.«
    Abe kehrte gerade rechtzeitig zurück, um die letzten Sätze mitzubekommen. Er wurde blass. »Himmel!«, keuchte er entsetzt.
    Nachdem alles fotografiert worden war, hob Patrick den ersten Sack auf eine Bahre und verstaute ihn in einem offenen Leichensack. Dann begutachtete er, was er sehen konnte, ohne den aufgerissenen braunen Papiersack weiter zu beschädigen.
    »Kein Schamhaar«, sagte Carmine. »Patsy, wenn du mich wirklich liebst, dann sag mir jetzt, dass es kein Kind

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