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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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würde, deshalb sagte sie dem Hai, er solle Marlene erst mal vergessen und sich darauf konzentrieren, bei wem Krasic Tanja untergebracht hatte. Er würde natürlich nichts erreichen, aber wenigstens war er ihr dann nicht im Weg.
    Petra holte den Saunaschlüssel von der Rezeption und ging zu den Umkleidekabinen. Da sie Carol erst in zwanzig Minuten erwartete, dachte sie, sie könnte die Zeit für ein paar Runden im Schwimmbecken nutzen. Sie pflügte ein dutzend Mal auf und ab und dachte dabei an den Fall des Serienmörders. Immer noch nichts von Europol, aber realistisch gesehen konnte sie frühestens morgen etwas erwarten. Wenigstens hatte Bremen wegen ihrer Anfrage nach Kopien des Materials keine Schwierigkeiten gemacht. Manchmal war es eben ein klarer Vorteil, wenn man für den Nachrichtendienst arbeitete. Die Dienststellen vor Ort mochte es schon manchmal ärgern, aber sie konnte immer mit der Begründung »Wir müssen das wissen« kommen, wenn sie wirklich Zugriff haben wollte. Sie hoffte, dass Tony das Material nützlich gefunden hatte. Ein Profil würde ihnen einen Vorsprung geben, das wusste sie.
    Als sie zu den Umkleidekabinen zurückkam, saß Carol in ein Badetuch gewickelt auf einer Bank. Zwei andere Frauen zogen sich gerade um, so taten die zwei Polizeibeamtinnen, als seien sie einander unbekannt. Aber als Petra ihren Schrank abschloss und dann zur Dusche ging, ließ sie unauffällig den Saunaschlüssel in Carols Schoß fallen.
    Fünf Minuten später saßen sie nackt und mit einem Schimmer von Schweißtröpfchen auf der Haut nebeneinander auf der Holzbank. Petra bewunderte unwillkürlich Carols geschmeidigen Körper, die wohlgeformten Schultern und Schenkel und den flachen Bauch. Es war keine Verlockung für sie, aber sie sagte sich, es wäre pervers, es nicht zu bemerken. »Ist dir nach dem Essen jemand gefolgt?«, fragte sie.
    »Ich glaube nicht«, sagte Carol. »Ich hatte erwartet, beschattet zu werden, aber ich habe niemanden entdeckt. Du bist hinter mir rausgekommen, oder? Hast du jemanden gesehen?«
    »Nein. Und das hat mich auch überrascht. Ich war sicher, dass sie dich inzwischen überwachen. Er ist normalerweise so vorsichtig, ich kann kaum glauben, dass er dich in Ruhe lässt.«
    »Vielleicht ist er immer noch geblendet von meiner Ähnlichkeit mit Katerina.«
    Petra wischte sich die Stirn ab. »Selbst wenn Radecki in Trance herumliefe, kann ich mir nicht vorstellen, dass Krasic nicht auf Draht ist.«
    Carol zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er Krasic noch nichts über mich erzählt.«
    Petra schien skeptisch. »Das ist unwahrscheinlich. Und ich glaube nicht, dass Radecki durch dein Aussehen völlig blind geworden ist. Ich habe heute Nachmittag mit eurem Mann Gandle gesprochen, und er sagte mir, dass einer eurer V–Leute in England gestern Abend einen Anruf von Radecki bekommen hat. Anscheinend hat er sich für Krasic ausgegeben, aber nach dem, was der Typ sagte und wie gut sein Englisch war, hörte er sich wie Radecki selbst an.«
    »Das muss gewesen sein, als er die Loge in der zweiten Pause verließ.« Carol beugte sich vor und schöpfte mehr Wasser auf die heißen Kohlen. Der Dampf zischte, und die Temperatur schoss hoch und ließ ihr etwas schwindelig werden.
    Petra nickte. »Radecki suchte nach jemandem, der für dich persönlich einstehen kann. Es wurde ihm gesagt, dass du sehr Gutes leistest, dass du aber auch eine Einzelgängerin und in Bezug auf Leute, mit denen du zusammenarbeitest, sehr vorsichtig seist. Ich muss sagen, deine Kollegen haben genau ausgetüftelt, was Radecki anzieht.«
    »Wir hätten es nicht ohne deine Hilfe geschafft, Petra.«
    Sie grinste erfreut über das Kompliment. »Und wie war der Lunch?«
    Carol erzählte, wie Tadeusz ihre Ähnlichkeit mit Katerina bestätigt hatte. »Er tat mir fast Leid«, sagte sie. »Es ist offensichtlich, dass er sie geradezu angebetet hat.«
    »Selbst wenn das stimmt, hält es ihn doch nicht davon ab, die Art von Machenschaften zu betreiben, die anderen Menschen ihre Lieben nimmt.«
    »Oh, ich weiß. Ich meine nicht, dass das irgendetwas entschuldigt, nur dass es schwer ist, von jemandem nicht gerührt zu sein, der so leidet. Sogar wenn man alles andere an ihm abstoßend findet.«
    »Hast du es geschafft, mit ihm über Geschäfte zu reden?«
    Carol wischte sich den Schweiß vom Gesicht. »Nein. Und ich habe nicht darauf bestanden. Er sagte immer wieder, er wolle mehr über mich wissen, bevor er eine geschäftliche Verbindung in

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