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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Angst zu haben, verstehst du, dass ich mit einem Draht oder einem Mikro erwischt werde, weil ich so was nicht brauche.«
    »Ich
dachte
noch, dass dein geschriebener Bericht sehr ausführlich war«, sagte Petra.
    »Das einzige Problem ist, es dauert sehr lange, bis ich alles aufgeschrieben habe.« Carol rollte sich auf den Bauch. »Danke, dass du für Tony eine Wohnung im gleichen Haus arrangiert hast.«
    »Das war ja das Mindeste, was ich tun konnte, nachdem du dich darum gekümmert hast, dass er hier herüberkommt und uns hilft. Er verschwendet wohl keine Zeit, was?«
    Carol lächelte. »Er verbeißt sich sehr in die Sache. Wenn er sich mit so etwas beschäftigt, ist er immer dabei – beim Schlafen, Essen und Atmen.«
    »Ich hoffe, dass wir gemeinsam etwas zusammenkriegen, bevor es wieder einen Mord gibt.« Petra ballte die Fäuste. »Ich fange an, diese Dinge sehr persönlich zu nehmen.«
     
    Krasic betrat das Café Einstein ganz in der Nähe von Unter den Linden und überblickte den Raum. Er sah Tadeusz allein in einer der Nischen auf der anderen Seite des Tresens sitzen. Er drängte sich an Bedienungen und Gästen vorbei und glitt auf die Sitzbank seinem Chef gegenüber. Tadeusz blickte auf und lächelte gedankenverloren. »Hallo, Darko«, sagte er, »wie war die Reise?«
    Im Café herrschte ein Geräuschpegel, der ihnen die gleiche Vertraulichkeit garantierte wie Tadeusz’ Wohnzimmer. Krasic streifte seinen Mantel ab und machte mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand einen Kreis. »Super«, sagte er. »Ich weiß nicht, man könnte denken, jeder Döskopp auf dem Balkan, der eine Waffe haben will, hätte jetzt schon ein Dutzend, aber ihr Appetit ist grenzenlos.« Der Kellner näherte sich, und Krasic bestellte schwarzen Kaffee und einen großen Jack Daniels. »Es gibt ein paar Spinner, die auf etwas Ernsteres aus sind. Ich hab gesagt, ich würde mal sehen, was wir tun können.«
    »Wir bekommen nächste Woche die Lieferung von unseren Freunden im Osten. Da sollte etwas dabei sein, was sie zufrieden stellt«, sagte Tadeusz. »Gute Arbeit, Darko.«
    »Ach, und ich habe bei meinem Cousin nachgefragt, Marlenes Kleine ist dort immer noch gut versteckt. Kein Anzeichen von jemandem, der da draußen nach ihr sucht. Ist hier alles friedlich?«, fragte der Serbe, der sich überlegte, woran sein Chef wohl denken mochte, und hoffte, dass in seiner Abwesenheit nicht noch etwas anderes schief gegangen war.
    »Ja, überhaupt keine Probleme.« Tadeusz rührte in seiner heißen Schokolade, die Falten zwischen seinen Augenbrauen wurden tiefer. »Aber gestern Abend ist mir etwas sehr Seltsames passiert.«
    Krasic merkte plötzlich auf wie ein Wachhund, der etwas in der Luft wittert. »Was denn?«
    »Ich war in der Oper. Und eine Frau ist in der ersten Pause in meine Loge gekommen.«
    »Die meisten Kerle würden das als willkommene Ablenkung von dem Geträller ansehen.«
    »Ich glaube kaum, dass es Anlass zum Witzemachen gibt, Darko«, wies Tadeusz ihn zurecht. »Diese Frau war Engländerin. Sie heißt Caroline Jackson und behauptet, sie hätte Colin Osborne gekannt und sei kurz davor gewesen, mit ihm Geschäfte zu machen, als er starb. Außerdem sagt sie, sie könne an seine Stelle treten und unsere Illegalen besser unterbringen als er.«
    »Das hört sich nach guten Neuigkeiten an, wenn sie wirklich die Person ist, die sie zu sein behauptet. Hast du genug über sie erfahren, dass wir sie überprüfen können?«
    »Ich habe gestern Abend schon zwei Anrufe gemacht, und es scheint, dass man ihr trauen kann. Heute hab ich sie noch einmal getroffen und noch viel mehr über sie erfahren. Aber ich will sie komplett durchgecheckt haben, bevor wir auch nur daran denken, geschäftliche Beziehungen mit ihr aufzunehmen.«
    »Traust du ihr nicht?«, fragte Krasic mit finsterem Blick.
    »Ich vertraue ihr viel zu sehr, Darko. Das ist das Gefährliche daran.«
    Krasic war verwirrt. »Da komme ich nicht mit.«
    Tadeusz öffnete das silberne Etui, das vor ihm stand, und nahm eine Zigarre heraus. Er knipste gemächlich die Spitze ab und zündete sie an. Krasic wartete; im Lauf der Jahre hatte er gelernt, dass es keinen Sinn hatte, seinen Chef zu drängen, bevor er selbst so weit war. Ein rätselhafter Ausdruck lag auf seinem Gesicht, dann sagte er: »Sie ist Katerinas Double.«
    Der Kellner brachte Krasics Bestellung, was ihn kurz verstummen ließ. Während er überlegte, wie er reagieren sollte, nahm er einen Schluck Jack Daniels. War sein

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