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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Betracht ziehen könne. Offensichtlich hat er deshalb ein Lokal gewählt, in dem alles so öffentlich vor sich geht. Niemand, der bei klarem Verstand ist, würde versuchen, dort vertrauliche Dinge zu besprechen. Wenn ihm gesagt wurde, dass ich vorsichtig bin, muss er ja außerdem gewusst haben, dass ich etwas so Heikles nicht ansprechen würde, wo man alles mithören kann.«
    »Hast du ihm deine Tarngeschichte erzählt?«
    »Er musste sich schon ein bisschen anstrengen. Aber ja, ich habe dafür gesorgt, dass er genug Information hat, um Auskünfte über mich einziehen zu können. Morgans Leute haben eine Menge falscher Unterlagen erstellt und das Zeug dort eingeschleust, wo es ohne allzu große Schwierigkeiten zu finden ist. Wenn er dem nachspürt, was ich ihm heute gesagt habe, wird Caroline Jackson bei Nachforschungen überall auftauchen.«
    »Hast du ein weiteres Treffen mit ihm vereinbart?«
    »Er hat herausgefunden, dass ich Boote mag. Morgen fährt er mit mir auf die Spree hinaus. Er hat ein kleines Boot, sagt er. Dann heißt das wahrscheinlich, er hat einen vierzig Meter langen schwimmenden Palast.«
    »Nein, ich kenne sein Boot. Es ist ein ziemlich schnelles, kleines Motorboot mit einer kleinen Kajüte. Er wird wahrscheinlich eine Stadtrundfahrt auf dem Fluss und den Kanälen mit dir machen. Wir dürften vom Land aus in der Lage sein, ein Auge auf dich zu haben, die Geschwindigkeitsbegrenzung und die Schleusen werden dafür sorgen, dass ihr nicht allzu schnell vorwärts kommt.« Petra stöhnte. »Ich wette, ich werde den Nachmittag auf einem Fahrrad verbringen müssen.«
    Carol stand auf. »Bewegung ist doch gut. Ich muss mich abduschen«, fügte sie hinzu. »Ich geh hier ein. Kommst du mit?«
    Petra folgte ihr aus der Sauna hinaus unter die kalten Duschen an der gegenüberliegenden Wand. Beide Frauen schnappten nach Luft, als der Strom des eisigen Wassers wie feine Nadeln auf ihre Haut prasselte und mit einem Schock die offenen Poren schloss. Carol gab schneller auf und rannte in die Sauna zurück, und Petra kam ein paar Augenblicke später nach. »Donnerwetter, das war kalt«, sagte Carol, eher bewundernd als sich beschwerend.
    »Es ist gut fürs Herz.«
    »Ja, wenn’s einen nicht umbringt, ist es gesund. Wichtig ist, dass wir auf Tadeusz’ Boot allein sein werden«, sagte sie, gleich wieder zur Sache kommend. »Dort wird er über Geschäfte reden können.«
    »Es ist schade, dass wir dich nicht verkabeln können«, sagte Petra.
    Carol warf ihr einen merkwürdigen Blick zu. Hatte sie endlich einen schwachen Punkt in der Vorbereitung der deutschen Kollegin gefunden? »Ich brauche keine Aufnahmen.«
    »Ja, ich weiß, wir können das nicht riskieren.«
    »Nein, ich meine, es ist nicht nötig.« Carol sah Petras verwirrten Gesichtsausdruck. »Sie haben es dir wohl nicht gesagt, was?«
    »Was gesagt?«
    Carol trocknete sich mit dem Handtuch die feuchten Schultern ab und lehnte sich an die heiße Holzwand. »Ich habe ein eidetisches Gedächtnis für Worte.«
    »Das verstehe ich nicht – eidetisch?«
    »Ich kann mich genau an alles erinnern, was ich höre. Ich kann eine Unterhaltung wortgetreu aufschreiben, wenn ich es innerhalb von ein paar Tagen tue. Ich brauche kein Aufnahmegerät, weil ich mich an alles erinnern kann.« Als sie Petras skeptischen Blick sah, fuhr Carol fort: »Es ist wissenschaftlich getestet worden, kein Partytrick, es ist wirklich so.« Sie schloss die Augen. »›Wissen Sie, man hat mir gesagt, dass Sie wie Basler aussehen, und es stimmt, auf dem Foto sehen Sie ihr ähnlich. Aber wenn man Sie persönlich sieht, ist es direkt unheimlich. Sie könnten ihre Zwillingsschwester sein. Es wird Radecki umwerfen. Ich schwöre, er wird ausflippen, wenn er Sie sieht.‹
    ›Hoffen wir, dass es sich positiv auswirkt‹«, sagte Carol mit ihrer eigenen Stimme. Dann kehrte sie zu Petras Kommentar zurück: »›Ach, ich denke schon. Ich glaube kaum, dass er widerstehen kann‹.«
    Petra wischte den Schweiß ab, der über ihre Augenbrauen herunterzufließen drohte, und runzelte die Stirn. »Wie ist das möglich?«
    Carol zuckte mit den Achseln. »Es ist irgendeine merkwürdige Fähigkeit, dass mein Gehirn sich Unterhaltungen wortgetreu merkt und ich sie Wort für Wort abrufen kann. Ich weiß nicht, warum das so ist. Niemand sonst in der Familie kann es. Nur ich.«
    »Das ist für jemanden bei der Polizei eine tolle Gabe«, sagte Petra.
    »Ja, es ist sehr praktisch«, gab Carol zu. »Man braucht also nie

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