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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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bis zu ihm zurückverfolgt werden konnten. Er gab falsche Namen an, wenn er die Gebäude mietete, und er sah immer zu, dass die Lager leer waren, bevor die Razzien durchgeführt wurden. Er verlor nicht einmal die Nähmaschinen dabei. Es war eine miese Masche.«
    Tadeusz zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, er fand, er tue das, was er tun musste, um zu überleben.«
    »Glauben Sie? Ich mache solche Geschäfte nicht. Wenn man außerhalb des Gesetzes arbeitet, muss man ehrlicher sein als die normalen Leute.«
    Er runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit?«
    »Wenn man sich in der normalen Welt umtut und das nicht liefern kann, was man verspricht, kann man seine Arbeit verlieren, oder vielleicht geht die Ehe kaputt, doch meistens passiert einem nichts wirklich Schreckliches. Aber wenn man in unserer Welt aktiv ist und lässt die Leute im Stich, kostet es einen mehr, als man zu zahlen bereit ist. Wenn man an der Straßenecke gestreckte Drogen verkauft, wird man von angeschmierten Kunden oder von anderen Dealern zusammengeschlagen. Wenn man seine Kumpel bei einem Bankraub versetzt, fühlt man sich für den Rest seines Lebens verfolgt.
    Colin zum Beispiel. Wenn er bei
einem
Teil des Geschäfts beschissen hat, ist es gut möglich, dass er es auch bei anderen Gelegenheiten gemacht hat. Und sehen Sie sich doch an, was mit ihm passiert ist. Auf ’nem Feldweg mitten in den Sümpfen von Essex wurde ihm in den Kopf geschossen. Also, ich will nicht, dass mir das passiert, wenn ich Geschäfte mache, ich bin lieber ehrlich. Und ich erwarte das Gleiche von den anderen.«
    Als sie die Hälfte dieser Rede hinter sich hatte, zog Tadeusz seinen Arm zurück. Er sah sie mit merkwürdiger Betroffenheit an, als spreche sie seine tiefsten Überzeugungen aus. »Sie haben sich dazu offenbar eine Menge Gedanken gemacht«, sagte er.
    »Ich weiß, wie man überlebt«, war ihre einfache Antwort.
    »Das ist mir klar.«
    »Schauen Sie, Tadzio, ich bin eine kluge Frau. Ich hätte in der normalen Welt einigermaßen akzeptable Einkünfte erzielen können. Aber ich wollte richtig viel Geld verdienen. Genug Geld, dass ich aufhören kann, wenn ich noch jung genug bin, um es zu genießen. Also habe ich eine Möglichkeit gefunden, außerhalb des Systems zu arbeiten. Und ich bin verdammt gut. Ich versuche, mich von anderen Kriminellen fernzuhalten, außer wenn es nicht anders geht. Ich verwische meine Spuren, und ich halte, was ich versprochen habe. Also, wollen wir miteinander Geschäfte machen?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Das kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    »Darauf, wer Colin Osborne umgelegt hat.« Er hob die Augenbrauen.
    Das hatte sie nicht erwartet, und sie fürchtete, er werde ihr ansehen, wie bestürzt diese Frage sie machte. »Was meinen Sie damit?«
    »Colins Tod passte Ihnen sehr gut in den Kram. Und niemand scheint zu wissen, was ihm genau passiert ist. Niemand hat die Verantwortung dafür übernommen. Wenn ein Schurke einen anderen wegputzt, ist er normalerweise darauf aus, das für sich zu nutzen. Respekt, Angst. Sie wissen ja, wie das funktioniert. Also, Caroline, haben Sie Colin umgebracht?«
    Sie wusste nicht, was die richtige Antwort war. Er könnte bluffen. Er könnte mehr wissen, als er sich anmerken ließ, und dies konnte ein Test sein, um zu sehen, wie weit sie gehen würde, um bei ihm gut angesehen zu sein. Er wünschte sich vielleicht, dass sie es getan hätte, als Beweis dafür, dass sie bereit war, skrupellos zu handeln. Oder er konnte vor Geschäften mit ihr zurückschrecken, wenn sie behauptete, den Mord verübt zu haben, weil er befürchtete, dass ihre Art, mit der Konkurrenz umzugehen, vielleicht aufs Schlimmste auf ihn zurückschlagen würde. »Warum hätte ich das tun sollen?«, wich sie aus.
    »Um sich in seine Branche hineinzudrängen.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Warum sollte ich es auf diese Art und Weise tun? Ich hätte ja nur zu Ihnen kommen und Ihnen bessere Konditionen anzubieten brauchen. Ich vermute, Sie hätten genug Subjekte liefern können, um uns beide zufriedenzustellen.«
    »Aber das haben Sie nicht getan, oder? Sie sind nicht in meine Nähe gekommen, bis Colin aus dem Weg war.« Seine Stimme klang jetzt scharf, und sein Blick hatte jegliche Wärme verloren. »Das macht mich misstrauisch, Caroline. Das und die Tatsache, dass Sie Katerina so ähnlich sehen. Okay, Colin hat Katerina nie kennen gelernt. Aber wenn er seine Sache nur halbwegs gut machte, dann hätte er mich überprüft. Er hätte

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