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Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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die die Kunden zahlen. Für einen gewissen Preis, natürlich.«
    »Alles hat seinen Preis.« Tadeusz stand auf. »Zeit, noch etwas Sekt nachzuschenken«, sagte er und verschwand nach unten.
    Verdammt
, dachte Carol. Sie hatte es satt. Er war ja ein netter und unterhaltsamer Gesellschafter, aber hätte sie eine Stadtrundfahrt von Berlin machen wollen, wäre sie in einen der Doppeldeckerbusse gestiegen. Es war nicht leicht, sich entspannt zurückzulehnen und die Architektur zu bewundern, wenn ihr Überleben davon abhing, dass sie jeden Augenblick auf der Hut war. Sie wollte zur Attacke übergehen, denn je früher sie zum Geschäftlichen kamen, desto eher würde diese ganze Operation vorbei sein, und sie konnte zum normalen Leben zurückkehren.
    Tadeusz kam mit einer weiteren kleinen Flasche Sekt zurück. »Okay. Wir haben noch ein Stück, bevor wir zur nächsten schönen Strecke kommen, und Sie können mir sagen, was Sie meinen für mich tun zu können.«
    Carol setzte sich aufrecht hin, von ihrer Körperhaltung ließ sich ablesen, dass sie zu einem ernsthaften Gespräch bereit war. »Es geht eher darum, was wir füreinander tun können. Werden Sie diesmal offen mit mir sprechen, oder behaupten Sie immer noch, nicht zu wissen, wovon ich rede?«
    Er lächelte. »Ich werde ehrlich sein. Ich habe tatsächlich einige vorbereitende Anfragen gemacht, um zu sehen, ob Sie diejenige sind, die Sie zu sein behaupten.«
    »Genau wie ich mit Ihnen«, unterbrach ihn Carol. »Ich hätte Sie nicht angesprochen, wenn ich mir Ihren beruflichen Werdegang nicht lange und gründlich angesehen hätte. Also, bin ich die Frau, als die ich mich darstelle?«
    »Bis jetzt haben sich die Dinge bestätigt. Meine Mitarbeiter fragen noch herum, aber ich bin jemand, der viel Wert auf intuitive Reaktionen legt. Und bei Ihnen, Caroline, verspüre ich eine gute Reaktion. Sie sind klug, Sie sind vorsichtig, aber Sie können auch unerschrocken sein, um damit etwas zu erreichen.«
    Carol hob scherzhaft ihr Glas zum Toast. »Danke, mein Herr. Ich bin froh, dass wir beide den gleichen Ansatz haben. Obwohl ich viel Gutes über Sie gehört habe, wäre ich in der Nacht verschwunden, und Sie hätten mich nie wiedergesehen, wenn ich Sie beim ersten Treffen nicht sympathisch gefunden hätte.«
    Er legte einen Arm auf die Reling, wobei er Carol nicht direkt berührte, aber doch eine körperliche Nähe schuf. »Das wäre sehr schade gewesen.«
    »Es hätte Sie eine Menge Mühe gekostet, die ich Ihnen ersparen kann«, sagte sie und brachte das Gespräch energisch zum rein Geschäftlichen zurück. Es würde ihrer Unternehmung nicht schaden, wenn Radecki anfing, sich in sie zu verlieben, aber sie musste ihm den Eindruck vermitteln, sie sei schwer zu erobern, und musste ihn sich vom Leib halten. Sie konnte es sich nicht leisten, die Romanze so weit gehen zu lassen, dass es merkwürdig aussehen würde, wenn sie nicht mit ihm schlief. Selbst wenn sie dies gewollt hätte – und sie ermahnte sich eindringlich, dass sie das nicht wollte –, würde es ihre Mission ruinieren und alles wertlos machen, was sie über ihn und seine Geschäfte herausgefunden hatte. Wenn Radecki beweisen konnte, dass sie miteinander ins Bett gegangen waren, wäre das ein Geschenk für seinen Verteidiger. Der würde ihre Zeugenaussage nicht als zuverlässigen, von einer achtbaren Polizeibeamtin erbrachten Beweis, sondern als die bittere Rache einer verschmähten Frau werten. Außerdem wäre das äußerst unprofessionell. Und Carol tat nichts Unprofessionelles.
    »Glauben Sie?«
    »Ich weiß es. Sie haben im Monat zwanzig bis dreißig illegale Einwanderer an Colin Osborne geliefert. Das einzige Problem war, dass Colin Ihnen vorgespiegelt hat, er könnte Papiere beschaffen. Aber er kam an die Art Papiere nicht ran, für die Ihre Kunden zahlten. Deshalb musste er ein doppeltes Spiel mit den Illegalen treiben, bis ihnen klar wurde, dass er bluffte.«
    »Das habe ich nicht gewusst«, sagte Tadeusz.
    »Davon gehe ich aus. Es ist nicht die Art von Geschäft, bei der die unzufriedenen Kunden zum Serviceschalter gehen und ihr Geld zurückverlangen«, sagte Carol sarkastisch. »Wenn sie erst einmal in den Händen der Einwanderungsbehörde waren, wurden sie entweder abgeschoben oder in Haftanstalten gesteckt. Es gab für sie keine Möglichkeit, sich an die Leute zu wenden, denen sie das Geld gezahlt hatten. Und Colin war immer schlau genug, dafür zu sorgen, dass die Betriebe, für die sie arbeiteten, nicht

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