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Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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letzten Worte und schloß dann den Ordner. Ich wünschte ich sähe noch mehr, etwas, das mir helfen würde, Verstand in das Ganze zu bringen. Drogen, eine Nadel, eine Spritze. Eine chemische Erklärung für diesen kompletten Irrsinn. Aber da war nichts.
    »Nichts wie weg jetzt«, sagte ich.
    »Passen Sie bloß auf, daß Sie alles wieder so hinlegen, wie Sie es vorgefunden haben«, meinte Prudell.
    »Habe ich.«
    »Nein. Ich meine genauso. Die Ordner lagen vorher exakt übereinander.«
    »Das macht doch nichts«, sagte ich.
    »Sie wissen, daß die hier alles fotografiert haben«, erklärte er. »Wenn der obere Ordner nur ein paar Zentimeter bewegt worden ist, fällt ihnen das auf.«
    »Gehn wir hier raus«, sagte ich nur. »Los!« Mir war es egal, wenn jemand wußte, daß ich hier gewesen war. Sie hätten in diesem Moment die Tür eintreten und mich in Handschellen abführen können. Solange ich nur verdammt noch mal hier rauskäme.
    Ich zog ihn mit mir durch die Hintertür. Ich sog tief die kalte Nachtluft ein, während er das Polizeiband wieder sorgfältig anbrachte. »Machen Sie schon«, drängte ich. »Ich sagte doch schon, es spielt keine Rolle.«
    »Seien Sie doch kein Idiot, McKnight«, sagte er. Er gab sich jede erdenkliche Mühe, bis alles perfekt war. Dann gingen wir durch den Wald zu meinem Wagen zurück.
    Wir stiegen ein. Ich ließ den Motor an und fuhr los, den Weg zurück durch all die baumnamigen Straßen und dann die numerierten Straßen bis zum Highway. Lange Zeit sagte keiner von uns ein Wort. Nur der Wind rauschte durchs offene Seitenfenster. Es war so kalt, daß es weh tat, aber ich wollte es so. Ich wollte etwas Wirkliches spüren, etwas, das ich verstehen konnte.
    »Was stand drin?« fragte Prudell endlich.
    Eine Minute lang dachte ich nach. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte, und schüttelte nur den Kopf. Er insistierte nicht weiter.
    Als wir zum Restaurant zurückkamen, stieg er aus und ging direkt zu seinem Wagen.
    »Hey«, sagte ich. »Gehen Sie nicht zurück an die Arbeit?«
    »Ich glaube, das heute nacht war mein dritter und letzter Versuch hier«, sagte er.
    »Soll das heißen, daß ich Sie jetzt um einen weiteren Job gebracht habe?«
    »An dem hier liegt mir nicht so viel«, meinte er.
    »Dann lassen Sie mich Ihnen wenigstens die fünfhundert Dollar geben.«
    »Vergessen Sie’s«, sagte er. »Ich will Ihr Geld nicht.«
    »Auch wenn Sie sich dafür nichts kaufen können«, sagte ich noch, »ich bin Ihnen für Ihre Hilfe heute abend sehr dankbar.«
    Er kam zurück ans Fenster. »Auch wenn Sie sich dafür nichts kaufen können«, sagte er, »der Angriff neulich abends tut mir leid.«
    »Sie meinen in der Kneipe? Als Sie zwanzigmal auf mich eingedroschen haben und mich zwanzigmal verfehlt haben und ich Sie mit einem Schlag niedergestreckt habe? Meinen Sie den Abend?«
    »Von wegen mit einem Schlag«, entgegnete er. »Ich bin auf dem Kies ausgerutscht. Ich meine, wie ich Sie mit meinen Schlüsseln am Auge getroffen habe. Das muß tagelang weh getan haben.«
    Ich lachte. Ich war überrascht, daß ich lachen konnte. »Da haben Sie recht, Prudell. Da haben Sie mich erwischt.«
    »Sie hatten’s verdient«, sagte er. »Gehen Sie mir von jetzt an aus dem Weg.« Als er sich umwandte, glaubte ich, den Ansatz zu einem Lächeln zu sehen.
    Ich ließ ihn auf dem Parkplatz zurück und fuhr in die Nacht hinein, zurück zur Interstate 75 Richtung Heimat. Route 28 zur Landstraße 123 nach Paradise. Ich hatte in den letzten Tagen ganz schöne Rillen in die Straßen gefahren, jeden Tag zum Soo und zurück. Jetzt ist es vorbei, nicht wahr? Jetzt geht es ins normale Leben zurück? Geisteskranker Versager stellt dir nach, kontaktiert den Verrückten, der dich vor vierzehn Jahren umgenietet hat, bildet sich ein, er wird um Himmels willen dieser Verrückte, tötet drei Leute, darunter Edwin, versucht dich umzubringen, worauf du letztlich ihn umbringst. Und jetzt darfst du das alles vergessen, schön wieder Holz kleinmachen und die Hütten aufräumen?
    Ich fuhr. Dunkelheit. Der Geruch der Kiefern drang durchs Fenster. Ein Wagen kam mir entgegen. Seine Lichter blendeten mich. Er fuhr vorbei.
    Wie hat er Rose kontaktiert? Er hat nicht geschrieben, wie er das gemacht hat.
    Ein Schild vom Casino. Die letzte Stelle, an der Edwin lebend gesehen worden ist. Ich könnte jetzt dahin gehen. Siebzehnundvier spielen. Einen Drink zu mir nehmen. Ich will nicht zurück in meine leere Hütte. Daliegen und an die Decke

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