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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Gefühl, das mich wie ein Vorwurf von Valeria ferngehalten, das mir
seinen
Namen auf die Lippen geführt hatte: sein sollte Valeria werden nach Gottes Ratschluß oder dem Gang der Sterne, und ich sollte
     nicht zwischen sie treten.
    Erlaß mir, das Weitre zu berichten. Denn so selbstisch ist mein Sinn geartet, so wenig Macht hat noch die heilige Lehre des
     Entsagens über mich gewonnen, daß – ich schäme mich, das zu gestehen – daß mein Herz auch jetzt noch manchmal schmerzlich
     zuckt, statt freudig zu schlagen für das Glück der Freunde. Rasch und unscheidbar, wie zwei Flammen ineinanderlodern,schlugen ihre Seelen zusammen. Sie lieben sich und sind glücklich wie die seligen Götter: mir ist die Freude geblieben, ihr
     Glück zu schauen und ihnen beizustehen, es noch vor dem Vater zu verbergen, der sein Kind wohl schwerlich dem Barbaren schenken
     wird, solang er in Totila nur den Barbaren sieht. Meine Liebe aber und ihren Opfertod halt’ ich vor dem Freunde tief verborgen:
     er ahnt nicht und soll nie erfahren, was sein glänzend Glück nur trüben könnte.
    Du siehst nun, o Cethegus, wie weitab von deinem Ziel ein Gott deinen Plan gewendet. Mir hast du jenes Kleinod Italiens bringen
     wollen und hast es Totila zugeführt. Meine Freundschaft hast du zerstören wollen und hast sie in den Gluten heiliger Entsagung
     von allem Irdischen befreit und unsterblich gemacht. Du hast mich zum Manne machen wollen durch der Liebe Glück – ich bin’s
     geworden durch der Liebe Schmerz.
    Lebe wohl und verehre das Walten des Himmels.«

Einundzwanzigstes Kapitel
    Wir umgehen es, den Eindruck dieses Schreibens auf den Präfecten auszumalen, und begleiten lieber die beiden Dioskuren auf
     einem ihrer Abendspaziergänge an den reizenden Ufergeländen von Neapolis. Sie wandelten nach der früh beendigten Coena durch
     die Stadt und zur Porta Nolana hinaus, welche in schon halbverwitterten Reliefs die Siege eines römischen Imperators über
     germanische Stämme verherrlichte. Totila blieb stehen und bewunderte die schöne Arbeit.
    »Wer ist wohl der Kaiser«, fragte er den Freund, »dort auf dem Siegeswagen, mit dem geflügelten Blitz in der Hand, wie ein
     Jupiter Tonans?«
    »Es ist Marc Aurel«, sagte Julius und wollte weitergehen.
    »O bleib doch! Und wer sind die vier Gefesselten mit den langwallenden Haaren, die den Wagen ziehn?«
    »Es sind Germanenkönige.«
    »Doch welches Stamm’s?« fragte Totila weiter – »sieh da, eine Inschrift: ›Gothi extincti!‹, ›Die Goten vernichtet!‹«
    Laut lachend schlug der junge Gote mit flacher Hand auf die Marmorsäule und schritt rasch durch das Tor.
    »Eine Lüge in Marmor!« rief er rückwärts blickend. »Das hat der Imperator nicht gedacht, daß einst ein gotischer Seegraf in
     Neapolis seine Prahlereien Lügen straft.«
    »Ja, die Völker sind wie die wechselnden Blätter am Baume«, sagte Julius nachdenklich; »wer wird nach euch in diesen Landen
     herrschen?«
    Totila blieb stehen.
    »
Nach uns?«
fragte er erstaunt.
    »Nun, du wirst doch nicht glauben, daß deine Goten ewig dauern werden unter den Völkern?«
    »Das weiß ich doch nicht«, sagte Totila, langsam fortschreitend.
    »Mein Freund, Babylonier und Perser, Griechen und Makedonen und, wie es scheinen will, auch wir Römer hatten ihre zugemessene
     Zeit: sie blühten, reiften und vergingen. Soll’s anders sein mit den Goten?«
    »Ich weiß das nicht«, sagte Totila unruhig, »ich habe den Gedanken nie gedacht. Es ist mir noch nie eingefallen, daß eine
     Zeit kommen könnte, da mein Volk« – er hielt inne, als sei es Sünde, den Gedanken auszudenken.
    »Wie kann man sich dergleichen vorstellen! ich denke daran so wenig wie – wie an den Tod!«
    »Das sieht dir gleich, mein Totila!«
    »Und dir sieht es gleich, dich und andre mit solchen Träumereien zu quälen.«
    »Träumereien! Du vergißt, daß es für mich, für mein Volk schon Wirklichkeit geworden. Du vergißt, daß ich ein Römer bin. Und
     ich kann mich nicht darüber täuschen, wie die meisten tun: es ist vorbei mit uns. Das Scepter ist von uns auf euch übergegangen;
     glaubst du, es lief so ohne Schmerz, ohne Nachsinnen für mich ab, in dir, meinem Herzensfreund, den Barbaren, den Feind meines
     Volkes zu vergessen?«
    »Das ist nicht so, beim Glanz der Sonne!« fiel Totila eifrig ein. »Find’ ich auch in deiner milden Seele den herben Wahn?
     Blick doch nur um dich! Wann, sage mir, wann hat Italien herrlichergeblüht als unter unsrem

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