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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Landes, und ich will die Hunnen
     Belisars fragen, was sie zu tun haben in meinem Vaterland. Nein, Julius! Dich muß ich bei Valeria wissen – lebet wohl.«
    Während Valeria mit ihrer gotischen Bedeckung und mit den meisten der Sklaven spornstreichs auf der Straße nach Neapolis hinwegeilte,
     stürmte Valerius mit Schild und Schwert einem halben Dutzend Sklaven voran, zum Garten der Villa hinaus, nach dem Engpaß zu,
     welcher nicht weit vor dem Anfang seiner Besitzungen die Straße nach Regium überwölbte. Der Felsenbogen zur Linken, im Norden,
     war unübersteiglich, und zur Rechten, nach Süden, fielen jene Wände senkrecht in das tiefe Meer, dessen Brandung oft die Straße
     überflutete. Die Mündung des Passes aber war so schmal, daß zwei nebeneinanderstehende Männer sie mit ihren Schilden wie eine
     Pforte schließen konnten: so durfte Valerius hoffen, den Paß auch gegen große Übermacht lang genug zu decken, um den raschen
     Pferden der Fliehenden hinlänglichen Vorsprung zu gewähren.
    Während der Alte den schmalen Pfad, der sich zwischen dem Meere und seinen Weinbergen nach dem Engpaß hinzog, durchdie mondlose Nacht vorwärtseilte, bemerkte er zur Rechten, draußen, in ziemlicher Entfernung vom Lande, im Meer den hellen
     Strahl eines kleinen Lichtes, welches offenbar von dem Mast eines Schiffes niederleuchtete. Valerius erschrak: sollten die
     Byzantiner zur See gegen Neapolis vorrücken? Sollten sie Bewaffnete in seinem und des Engpasses Rücken ans Land werfen wollen?
     Aber sollten sich dann nicht mehrere Lichter zeigen? Er wollte die Sklaven fragen, welche auf seinen Befehl, aber schon mit
     sichtlichem Widerwillen, ihm aus der Villa gefolgt waren. Umsonst: sie waren verschwunden in dem Dunkel der Nacht. Sie waren
     dem Herrn entwischt, sobald dieser ihrer nicht mehr achtete.
    So kam Valerius allein an dem Engpaß an, dessen hintere Mündung zwei der gotischen Wachen besetzt hielten, während zwei andere
     den östlichen, dem Feinde zugekehrten Eingang ausfüllten und die übrigen vier in dem innern Raum hielten. Kaum war Valerius
     dicht hinter die beiden vordersten Wächter getreten, als man plötzlich ganz nahes Pferdegetrappel vernahm: und alsbald bogen
     um die letzte Krümmung, welche die Straße vor dem Paß um eine Felsennase machte, zwei Reiter im vollen Trabe. Beide trugen
     Fackeln in der Rechten: es warfen nur diese Fackeln Licht auf die nächtliche Szene: denn die Goten vermieden alles, was ihre
     kleine Zahl verraten konnte.
    »Beim Barte Belisars!« schalt der vorderste der Reiter, in Schritt übergehend, »hier wird der Katzensteig so schmal, daß kaum
     ein ehrlich Roß drauf Platz hat,– und da kommt noch ein Hohlweg oder – halt, was rührt sich da?«
    Und er hielt sein Pferd an und bog sich, die Fackel weit vor sich streckend, vorsichtig nach vorn: so bot er, dicht vor dem
     Eingang, in dem Licht seiner Kienfackel ein bequemes Ziel.
    »Wer ist da?« rief er seinem Begleiter nochmals zu.
    Da fuhr ein gotischer Wurfspeer durch die breiten Panzerringe in seine Brust.
    »Feinde, weh!« schrie der Sterbende und stürzte rücklings aus dem Sattel.
    »Feinde, Feinde!« rief der Mann hinter ihm, schleuderte die verderbliche Fackel weit von sich ins Meer, warf sein Pferdherum und jagte zurück, während das Tier des Gefallenen ruhig stehenblieb bei der Leiche seines Herrn. Nichts hörte man jetzt
     in der Stille der Nacht als den Hufschlag des enteilenden Rosses, und, zur Rechten des Passes, den leisen Schlag der Wellen
     am Fuße der Felswand. Den Männern im Engpaß schlug das Herz in Erwartung.
    »Jetzt bleibt kalt, ihr Männer«, mahnte Valerius, »lasse sich keiner aus dem Passe locken. Ihr in der ersten Reihe schließt
     die Schilde fest aneinander und streckt die Lanzen vor: wir in der Mitte werfen. Ihr drei im Rücken reicht uns die Speere
     und habt acht auf alles.   –«
    »Herr«, rief der Gote, der hinter dem Passe auf der Straße stand, »das Licht! das Schiff nähert sich immer mehr.«
    »Hab acht und ruf es an, wenn   –«
    Aber schon waren die Feinde da, deren Vorhut die beiden Späher gebildet hatten: es war ein Trupp von fünfzig hunnischen Reitern,
     mit einigen Fackeln. Wie sie um die Krümmung des Weges bogen, erhellte sich die Szene mit wechselndem, grellem Licht neben
     tiefem Dunkel.
    »Hier war es, Herr!« sprach der entkommene Reiter, »seht euch vor.«
    »Schaft den Toten zurück und das Roß!« sprach eine rauhe Stimme, und der Anführer, eine

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