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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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wiederholte er leise, mit innigster Empfindung, und hob die Hand zum Schwur dem Morgenlicht entgegen.
     Wie der Tote fand er Kraft und Trost und Begeisterung in seinem schweren Gelübde: die hohe Pflicht erhob ihn. Gekräftigt wandte
     er sich zurück und befahl, die Leiche auf sein Schiff zu tragen, um sie nach dem Grabmal der Valerier in Neapolis zu führen.

Elftes Kapitel
    Während dieser drohenden Ereignisse waren wohl freilich auch die Goten nicht völlig müßig geblieben. Doch waren alle Maßregeln
     kraftvoller Abwehr gelähmt, ja absichtlich vereitelt durch den feigen Verrat ihres Königs. Theodahad hatte sich von seiner
     Bestürzung über die Kriegserklärung des byzantinischen Gesandten alsbald wieder erholt, da er sich nicht von der Überzeugung
     trennen konnte und wollte, sie sei doch im Grunde nur erfolgt, um den Schein zu wahren und die Ehre des Kaiserhofes zu decken.
     Er hatte ja Petros nicht mehr allein gesprochen: und dieser mußte doch vor Goten und Römern einen plausibeln Grund haben,
     Belisar in Italien erscheinen zu lassen. Das Auftreten dieses Mannes war ja das längst verabredete Mittel zur Durchführung
     der geheimen Pläne. Den Gedanken, Krieg führen zu sollen,– von allen ihm der unerträglichste – wußte er sich dadurch fernzuhalten,
     daß er weislich überlegte, zum Kriegführen gehören zwei.
    »Wenn ich mich nicht verteidige«, dachte er, »ist der Angriff bald vorüber. Belisar mag kommen – ich will nach Kräften dafür
     sorgen, daß er auf keinen Widerstand stößt, der des Kaisers Stimmung gegen mich nur verschlimmern könnte. Berichtet der Feldherr
     im Gegenteil nach Byzanz, daß ich seine Erfolge injeder Weise befördert, so wird Justinian nicht anstehn, den alten Vertrag ganz oder doch zum größten Teil zu erfüllen.«
    In diesem Sinne handelte er, berief alle Streitkräfte der Goten zu Land und zur See aus Unteritalien, wo er die Landung Belisars
     erwartete, hinweg, und schickte sie massenhaft an die Ostgrenze des Reiches, nach Liburnien, Dalmatien, Istrien und gen Westen
     nach Südgallien, indem er, gestützt auf die Tatsache, daß Byzanz eine kleine Truppenabteilung nach Dalmatien, gegen Salona,
     gesendet und mit den Frankenkönigen Gesandte gewechselt hatte, vorgab, der Hauptangriff sei von den Byzantinern zu Lande,
     in Istrien, und von den mit ihnen verbündeten Franken am Rhodanus und Padus zu befahren.
    Die Scheinbewegungen Belisars unterstützten diesen Glauben: und so geschah das Unerhörte, daß die Heerscharen der Goten, die
     Schiffe, die Waffen, die Kriegsvorräte in großen Massen in aller Eile gerade vor dem Angriff hinweggeführt, daß Unteritalien
     bis Rom, ja alles Land bis Ravenna entblößt und alle Verteidigungsmaßregeln in den Gegenden vernachlässigt wurden, auf welche
     alsbald die ersten Schläge der Feinde fallen sollten. An dem Dravus, Rhodanus und Padus wimmelte es von gotischen Waffen und
     Segeln, während bei Sicilien, wie wir sahen, sogar die nötigsten Boote zum Wachtdienst fehlten. Auch das ungestüme Drängen
     der gotischen Patrioten besserte daran nicht viel.
    Witichis und Hildebad hatte sich der König aus der Nähe geschaft, indem er sie mit Truppen und Aufträgen nach Istrien und
     nach Gallien entsandte: und dem argwöhnischen Teja leistete der alte Hildebrand, der nicht ganz den Glauben an den letzten
     der Amaler aufgeben wollte, zähen Widerstand.
    Am meisten aber ward Theodahad gekräftigt, als ihm seine entschlossene Königin zurückgegeben wurde. Witichis war alsbald nach
     der Kriegserklärung der Byzantiner mit einer gotischen Schar vor die Burg von Feretri gezogen, wo Gothelindis mit ihren pannonischen
     Söldnern Zuflucht gesucht, und hatte sie bewogen, sich freiwillig wieder in Ravenna einzufinden, unter Verbürgung für ihre
     Sicherheit, bis in der bevorstehenden großen Volks- und Heeresversammlung bei Rom ihreSache nach allen Formen des Rechts untersucht und entschieden werde. Diese Bedingungen waren beiden Parteien genehm: denn
     den gotischen Patrioten mußte alles daran gelegen sein, jetzt, bei dem Ausbruch des schweren Krieges, nicht durch Parteiung
     in der Oberleitung gespalten zu sein. Und wenn der gerade Gerechtigkeitssinn des Grafen Witichis wider jede Anklage das Recht
     voller Verteidigung gewahrt wissen wollte, so sah auch Teja ein, daß, nachdem der Feind die schwere Beschuldigung des Königsmordes
     auf das ganze Volk der Goten geschleudert, nur ein strenges und feierliches Verfahren in

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