Ein Kampf um Rom
einmal,– hart vor der Erfüllung –! Und jetzt,– ich weiß es, – Valerias Seelenzucht und klare Ruhe hätte auch in mein wild schäumendes Leben rettenden Frieden
gebracht – ich wäre anders geworden, besser. Und sollte es nicht sein« – hierfunkelte sein Auge wieder – »nun, so wär’ es fast das gleiche Glück gewesen, den Räuber dieses Glücks zu morden. Ja, in seinem
Blute hätte ich gewühlt und von der Leiche die Braut hinweggerissen – und nun ist
er
es! Er, der einzige, dem Ahalla Dank schuldet – und welchen Dank – – –« Und er schwieg, mit dem Haupte nickend, und wie verloren in Erinnerung.
»Valerius«, rief er dann plötzlich, sich aufraffend, »ich weiche keinem Mann auf Erden – ich hätt’ es nicht getragen, hinter
einem andern zurückzustehen – doch Totila! – Es sei ihr vergeben, daß sie mich ausschlägt, weil sie Totila gewählt. Leb wohl,
Valerius, ich geh’ in See, nach Persien, Indien – ich weiß nicht, wohin – ach, überallhin nehm’ ich diese Stunde mit.«
Und rasch war er hinaus, und gleich darauf entführte ihn sein pfeilgeschwindes Boot dem kleinen Hafen der Villa.–
Seufzend verließ Valerius das Gemach, seine Tochter zu suchen. Er traf im Atrium auf Totila, der sich schon wieder verabschiedete.
Er war nur gekommen, zu rascher Rückreise nach Neapolis zu treiben. Denn Belisar habe sich wieder von Afrika abgewendet und
kreuze bei Panormus: jeden Tag könne die Landung auf Sicilien, in Italien selbst erfolgen, und trotz all seines Dringens sende
der König keine Schiffe. In den nächsten Tagen wolle er selbst nach Sicilien, sich Gewißheit zu schaffen. Die Freunde seien
daher hier völlig unbeschützt: und er beschwor den Vater Valerias, sofort auf dem Landwege nach Neapolis heimzukehren. Aber
den alten Soldaten empörte es, vor den Griechen flüchten zu sollen: vor drei Tagen könne und wolle er nicht weichen von seinen
Geschäften, und kaum war er von Totila zu bestimmen, eine Schar von zwanzig Goten zur notdürftigsten Deckung anzunehmen.
Mit schwerem Herzen stieg Totila in seinen Kahn und ließ sich an Bord des Wachtschiffes zurückbringen. Es war dunkler Abend
geworden, als er dort ankam, ein Nebelschleier verhüllte die Dinge in nächster Nähe. Da scholl Ruderschlag von Westen her,
und ein Schiff, kenntlich an der roten Leuchte an dem hohen Mast, bog um die Spitze eines kleinen Vorgebirges. Totila lauschte
und fragte seine Wachen:
»Segel zur Linken! was für Schiff? was für Herr?«
»Schon angezeigt vom Mastkorb« – hallte es wider – »Kauffahrer – Furius Ahalla – lag hier vor Anker.«
»Fährt wohin?«
»Nach Osten – nach Indien!« –
Zehntes Kapitel
Am Abend des dritten Tages, seit Totila die gotische Bedekkung geschickt, hatte Valerius endlich seine Geschäfte beendet und
auf den anderen Morgen die Abreise festgesetzt. Er saß mit Valeria und Julius beim Nachtmahl und sprach von den Aussichten
auf Erhaltung des Friedens, welche des jungen Helden Kriegesdurst doch wohl unterschätzt habe: es war dem Römer ein unerträglicher
Gedanke, daß »Griechen« das teure Italien in Waffen betreten sollten.
»Auch ich wünsche den Frieden«, sprach Valeria, nachsinnend – »und doch –«
»Nun?« fragte Valerius.
»Ich bin gewiß, du würdest«, vollendete das Mädchen, »im Krieg erst Totila so lieben lernen, wie er es verdient: er würde
für mich streiten und für Italien –«
»Ja«, sagte Julius, »es steckt in ihm ein Held und Größeres als das.«
»Ich kenne nichts Größeres«, antwortete Valerius.
Da erschollen auf dem Marmorestrich des Atriums klirrende Schritte, und der junge Thorismuth, der Anführer der zwanzig Goten
und Totilas Schildträger, trat hastig ein.
»Valerius«, sprach er schnell, »laß die Wagen anschirren – die Sänften in den Hof – ihr müßt fort.«
Die drei sprangen auf: »Was ist geschehn – sind sie gelandet?« –
»Rede«, sprach Julius, »was macht dich besorgt?«
»Für mich nichts«, lachte der Gote, »und euch wollt ich nicht früher schrecken als unvermeidlich. Aber ich darf nicht mehr
schweigen – gestern früh spülte die Flut eine Leiche ans Land –«
»Eine Leiche?«
»Einen Goten, von unsrer Schiffsmannschaft – es war Alb, der Steuermann auf Totilas Schiff.«
Valeria erbleichte, aber erbebte nicht.
»Das kann ein Zufall sein – er ist ertrunken.«
»Nein«, sagte der Gote fest, »er ist nicht ertrunken: es
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