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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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flog mit dem Stolz tiefsten
     Schmerzes über die Tausende. Und Graf Teja sprach hinter ihm leise: »Du siehst, du hast das Reich gerettet.«
    »Auf, führ uns zum Sieg!« rief Hildebad, »denn Guntharis und Arahad rücken an: sie wähnen, uns ohne Haupt in offnemZwist zu überraschen! heraus auf sie! sie sollen sich schrecklich irren; heraus auf sie, und nieder die Rebellen.«
    »Nieder die Rebellen!« donnerten die Heermänner nach, froh, einen Ausweg ihrer tieferregten Leidenschaft zu finden.
    Aber der König winkte mit edler Ruhe:
    »Stille! nicht noch einmal soll gotisch Blut fließen von gotischen Waffen. Ihr harret hier in Geduld: du, Hildebad, tu mir
     auf das Tor. Niemand folgt mir: ich allein gehe zu den Rebellen. Du, Graf Teja, hältst das Lager in Zucht, bis ich wiederkehre.
     Du aber, Hildebrand«, er rief ’s mit erhobener Stimme, »reit an die Tore von Ravenna und künde laut: sie sollen sie öffnen.
     Erfüllt ist ihr Begehr, und noch vor Abend ziehn wir ein: der König Witichis und die Königin Mataswintha.«
    So gewaltig und ernst sprach er diese Worte, daß das Heer sie mit lautloser Ehrfurcht vernahm. Hildebad öffnete die Lagerpforte:
     man sah die Linie der Rebellen im Sturmschritt heraneilen: laut scholl ihr Kriegsruf, als sich das Tor öffnete. König Witichis
     gab an Graf Teja sein Schwert und ritt ihnen langsam entgegen. Hinter ihm schloß sich das Tor.
    »Er sucht den Tod«, flüsterte Hildebrand.
    »Nein«, sprach Teja, »er sucht und bringt das Heil der Goten.«
    Wohl stutzten die Rebellen, als sie den einzelnen Reiter erkannten: neben den wölsungischen Brüdern, welche an der Spitze
     zogen, ritt ein Führer avarischer Pfeilschützen, die sie in Sold genommen. Dieser hielt die Hand vor die kleinen, blinzelnden
     Augen und rief: »Beim Rosse des Roßgotts, das ist der König selbst! jetzt, meine Burschen, pfeilkundige Söhne der Steppe,
     zielt haarscharf, und der Krieg ist aus.« Und er riß den krummen Hornbogen von der Schulter.
    »Halt, Chan Warchun«, sprach Herzog Guntharis, eine eherne Hand auf seine Schulter legend. »Du hast zweimal schwer gefehlt
     in
einem
Atem. Du nennst den Grafen Witichis König: das sei dir verziehn. Und du willst ihn morden, der im Botenfrieden naht: Das mag
     avarisch sein: es ist nicht Gotensitte. Hinweg mit dir und deiner Schar aus meinem Lager.«
    Der Chan stutzte und sah ihn staunend an:
    »Hinweg, sogleich!« wiederholte Herzog Guntharis.
    Der Avare lachte und winkte seinen Reitern:
    »Mir gleich! Kinder, wir gehn zu Belisar. Sonderbare Leute, diese Goten! Riesenleiber   – Kinderherzen.«
    Indessen war Witichis herangeritten. Guntharis und Arahad musterten ihn mit forschenden Blicken. In seinem Wesen lag neben
     der alten, schlichten Würde eine ernste Hoheit: die Majestät des höchsten Schmerzes.
    »Ich komme, mit euch zu reden, zum Heil der Goten. Nicht weiter sollen Brüder sich zerfleischen. Laßt uns zusammen einziehen
     in Ravenna und zusammen Belisar bekämpfen. Ich werde Mataswintha freien, und ihr beide sollt am nächsten stehen an meinem
     Thron.«
    »Nimmermehr!« rief Arahad leidenschaftlich.
    »Du vergißt«, sprach Herzog Guntharis stolz, »daß deine Braut in unsern Zelten ist.«
    »Herzog Guntharis von Tuscien, ich könnte dir erwidern, daß bald wir in euren Zelten sein werden. Wir sind zahlreicher und
     nicht feiger als ihr, und, o Herzog Guntharis, mit uns ist das Recht. Ich will nicht also sprechen. Aber mahnen will ich dich
     des Gotenvolks. Selbst wenn du siegen solltest – du wirst zu schwach, um Belisar zu schlagen. Kaum einig sind wir ihm gewachsen.
     Gib nach!«
    »Gib du nach!« sprach der Wölsung, »wenn dir’s ums Gotenvolk zu tun. Lege diese Krone nieder: kannst du kein Opfer bringen
     deinem Volk?«
    »Ich kann’s – ich hab’s getan. Hast du ein Weib, o Guntharis?«
    »Ein teures Weib habe ich.«
    »Nun wohl: auch ich hatte ein teures Weib. Ich hab’s geopfert meinem Volk: ich habe sie ziehen lassen, Mataswinthen zu freien.«
    Herzog Guntharis schwieg. Arahad aber rief: »dann hast du sie nicht geliebt.«
    Da fuhr Witichis empor: sein Schmerz und seine Liebe wuchsen riesengroß: Glut deckte seine Wangen, und einen vernichtenden
     Blick warf er auf den erschrocknen Jüngling:
    »Schwatze mir nicht von Liebe, lästre nicht, du törichter Knabe. Weil dir ein Paar rote Lippen und weiße Glieder in deinen
     Träumen vor den Blicken glänzen, sprichst du von Liebe? Was weißt du von dem, was ich an diesem Weib

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