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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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ist euer König.«
    Und in leidenschaftlicher Erregung schloß er Rauthgundis in die Arme. Sie war erstaunt, selig erschrocken. Noch nie hatte
     der stete, ruhige Mann, der sein Gefühl gern scheu in sich verschloß, so von ihr, von seiner Liebe gesprochen. Nicht, da er
     um sie warb, wie jetzt, da er sie lassen sollte. Aufs mächtigste erschüttert sank sie an seine Brust:
    »Dank, Dank, Gott, für diese Schmerzensstunde«, flüsterte sie, »ja, jetzt weiß ich, dein Herz, deine Seele sind ewig mein.«
    »Und bleiben dein«, sagte Teja leise, »wenn auch eine andre seine Königin heißt! Sie teilt nur seine Krone, nicht sein Herz.«
    Das schlug tief in Rauthgundis’ Seele. Sie sah, ergriffen von diesem Wort, mit großen Augen auf Teja. Hildebrand erkannte
     es wohl und sann darauf, jetzt seinen Hauptschlag zu führen.
    »Wer will, wer kann an eure Herzen rühren?« sprach er. »Ein Schatten ohne Glück und Kraft – das wirst du nur, wenn du mein
     Wort verwirfst und brichst deinen heiligen, heiligen Eid. Denn der Meineid’ge ist hohler als ein Schatten.«
    »Seinen Eid?« fragte Rauthgundis erbebend. »Was hast du geschworen?«
    Witichis aber sank auf den Sitz und sein Haupt auf seine Hände.
    »Was hat er geschworen?« wiederholte sie.
    Da sprach Hildebrand, langsam jedes Wort in die Seele der Gatten zielend.
    »Wenige Jahre sind’s. Da schloß ein Mann, in mitternächtiger Stunde, mit vier Freunden einen mächtigen Bund. Unter heiliger
     Eiche ward der Rasen geritzt, und er tat einen Eid bei der alten Erde, dem wallenden Wasser, dem flackernden Feuer und der
     leichten Luft. Und sie mischten ihr rotes Blut zu einem Bund von Brüdern auf immer und ewig und alle Tage.
    Sie schworen den schweren Schwur, zu opfern alles Eigen:
    Sohn und Sippe, Leib und Leben:
    Waffen und Weib dem Glück und Glanz des Geschlechtes der Goten.
    Und wer von den Brüdern sich wollte weigern,
    Den Eid zu ehren mit allen Opfern,
    Deß rotes Blut solle rinnen ungerächt wie dies Wasser unter den Waldwasen.
    Auf sein Haupt solle die Himmelshalle niederdonnern und ihn erdrücken.
    Und wer vergißt dieses Eides, und wer sich weigert,
    Alles zu opfern dem Volk der Goten,
    Wenn die Not es gebeut und ein Bruder ihn mahnt,
    Der soll verfallen sein auf immer den dunkeln Gewalten,
    Die da hausen unter der Erde.
    Gute Menschen sollen mit Füßen schreiten über des Neidings Haupt und sein Andenken verschlungen sein spurlos in die Tiefe:–
     oder wer seiner gedenkt, gedenke sein mit Fluchen: und verdammt soll sein seine Seele zu ewiger Qual. Und ehrlos soll sein
     sein Name, so weit Christenleute Glocken läuten und Heidenleute Opfer schlachten, so weit der Wind weht über die weite Welt.
    So ward geschworen in jener Nacht von fünf Männern: von Hildebrand und Hildebad, von Totila und Teja. Wer aber war der fünfte?
     Witichis, Waltharis’ Sohn.«
    Und – rasch streifte er dem König das Gewand über den linken Knöchel zurück.
    »Sieh her, Rauthgundis, noch ist die Narbe des Blutschnitts nicht verwischt. Aber der Schwur ist verwischt in seiner Seele.
     So schwor er damals, als er noch nicht König war. Und als ihn die Tausende von gotischen Männern auf dem Feld von Regeta auf
     den Schild erhoben, da tat er einen zweiten Schwur: ›Mein Leben, mein Glück, mein alles, euch will ich’s weihn, dem Volk der
     Goten, das schwör’ ich euch beim höchsten Himmelsgott und bei meiner Treue.‹ Nun, Witichis, Waltharis’ Sohn, König der Goten,
     ich mahne dich an jenen doppelten Eid zu dieser Stunde. Ich frage dich, willst du opfern, wie du geschworen, dein alles, dein
     Glück und dein Weib, dem Volk der Goten? Siehe, auch ich habe drei Söhne verloren für dies Volk. Und habe meinen Enkel, den
     letzten Sproß meines Geschlechts, geopfert, gerichtet für die Goten, ohne Zucken mit den Wimpern. Sprich, willst du das gleiche
     tun? willst du halten deinen Eid? oder ihn brechen und ehrlos unter den Lebendigen, verflucht sein unter den Toten, willst
     du?«
    Witichis wand sich im Schmerz unter den Worten des furchtbaren Alten. Da erhob sich Rauthgundis. Die Linke auf ihres Mannes
     Herz gelegt, die Rechte wie abwehrend gegen Hildebrand ausstreckend, sprach sie:
    »Halt ein. Laß ab von ihm. Es ist genug, schon längst. Er tut,was du begehrst. Er wird nicht ehrlos und eidbrüchig an seinem Volke, um sein Weib.«
    Aber Witichis sprang auf und umfaßte sie, als wollte man ihm sein Weib sogleich entreißen.
    »Geht jetzt«, sprach sie zu den Männern,

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