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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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verloren, der Mutter
     meines süßen Kindes. Eine Welt von Liebe und Treue. Reizt mich nicht: meine Seele ist wund: in mir liegen Schmerz und Verzweiflung
     mit Mühe gebändigt: reizt sie nicht, laßt sie nicht losbrechen.«
    Herzog Guntharis war sehr nachdenklich geworden.
    »Ich kenne dich, Witichis, vom Gepidenkrieg: nie sah ich unadeligen Mann so adelige Streiche tun. Ich weiß, es ist kein Falsch
     an dir. Ich weiß, wie Liebe bindet an ein ehlich Weib. Und du hast das Weib deinem Volk geopfert? Das ist viel.«
    »Bruder! was sinnest du?« rief Arahad, »was hast du vor?«
    »Ich habe vor, das Haus der Wölsungen an Edelmut nicht beschämen zu lassen. Edle Geburt, Arahad, heischt edle Tat! Sag mir
     nur eins noch: weshalb hast du nicht lieber die Krone hingegeben, ja dein Leben, als dein Weib?«
    »Weil es des Reiches sicheres Verderben war. Zweimal wollt’ ich die Krone Graf Arahad abtreten: zweimal schwuren die Ersten
     meines Heeres, ihn nie anzuerkennen. Drei, vier Gegenkönige würden gewählt, aber, bei meinem Wort, Graf Arahad würde niemals
     anerkannt. Da rang ich mein Weib von mir ab, vom blutenden Herzen. Und nun, Herzog Guntharis, gedenk auch du des Gotenvolks.
     Verloren ist das Haus der Wölsungen, wenn die Goten verloren. Die edelste Blüte des Stammes fällt mit dem Stamm, wenn Belisar
     die Axt an die Wurzel legt. Ich habe mein Weib dahingegeben, meines Lebens Krone: gib du die Hoffnung einer Krone auf.«
    »Man soll nicht singen in der Goten Hallen: Der Gemeinfreie Witichis war edler als des Adels Edelste. Der Krieg ist aus: ich
     huldige dir, mein König.«
    Und der stolze Herzog bog das Knie vor Witichis, der ihn aufhob und an seine Brust zog.
    »Bruder! Bruder! was tust du an mir! welche Schmach!« rief Arahad.
    »Ich rechn’ es mir zur Ehre!« sprach Guntharis ruhig. »Undzum Zeichen, daß mein König nicht Feigheit sieht, sondern eine Edeltat in der Huldigung, erbitt’ ich mir eine Gunst. Amaler
     und Balten haben unser Geschlecht zurückgedrängt von dem Platz, der ihm gebührt im Volke der Goten.«
    »In dieser Stunde«, sprach Witichis, »kaufst du ihn zurück: die Goten sollen nie vergessen, daß Wölsungen-Edelsinn ihnen einen
     Bruderkampf erspart hat.«
    »Und deß zum Zeichen sollst du uns das Recht verleihen, daß die Wölsungen der Goten Sturmfahne dem Heer vorauftragen in jeder
     Schlacht.«
    »So sei’s«, sagte der König, ihm die Rechte reichend, »und keine Hand wird sie mir würdiger führen.«
    »Wohlan, jetzt auf zu Mataswintha«, sprach Guntharis.
    »Mataswintha!« rief Arahad, der bisher wie betäubt der Versöhnung zugesehen, die alle seine Hoffnungen begrub.
    »Mataswintha!« wiederholte er. »Ha, zur rechten Zeit gemahnt ihr mich. Ihr könnt mir die Krone nehmen – sie fahre hin,– nicht
     meine Liebe und nicht die Pflicht, die Geliebte zu beschützen. Sie hat mich verschmäht: ich aber liebe sie bis zum Tode. Ich
     habe sie vor meinem Bruder beschirmt, der sie zwingen wollte, mein zu werden. Nicht minder wahrlich will ich sie beschützen,
     wollt ihr sie nun beide zwingen, des verhaßten Feindes zu werden. Frei soll sie bleiben, diese Hand, die kostbarer als alle
     Kronen der Erde.«
    Und rasch schwang er sich aufs Pferd und jagte mit verhängtem Zügel dem Lager zu. Witichis sah ihm besorgt nach.
    »Laß ihn«, sprach Herzog Guntharis, »wir beide, einig, haben nichts zu fürchten. Gehn wir, die Heere zu versöhnen, wie die
     Führer.«
    Während Guntharis zuerst den König durch seine Reihen führte und diese aufforderte, gleich ihm zu huldigen, was sie mit Freuden
     taten, und darauf Witichis den Wölsungen und seine Anführer mit in sein Lager nahm, wo die Besiegung des stolzen Herzogs durch
     Friedensworte als ein Wunderwerk des Königs angesehen wurde, sammelte Arahad aus den Reitern im Vordertreffen eine kleine
     Schar von etwa hundert ihm treu ergebnen Gefolgen und sprengte mit ihnen nach seinem Lagerzurück. Bald stand er im Zelt vor Mataswinthen, die sich bei seinem Eintreten unwillig erhob.
    »Zürne nicht, schilt nicht, Fürstin! diesmal hast du kein Recht dazu. Arahad kommt, die letzte Pflicht seiner Liebe zu erfüllen.
     Flieh, du mußt mir folgen.«
    Und im Ungestüm seiner Aufregung griff er nach der weißen, schmalen Hand. Mataswintha trat einen Schritt zurück und legte
     die Rechte an den breiten Goldgürtel, der ihr weißes Untergewand umschloß: »fliehen?« sagte sie, »wohin fliehen?«
    »Übers Meer! Über die Alpen! gleichviel: in

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