Ein Kampf um Rom
stets zu rechter Zeit.«
»Unter Tränen beschworen, abzustehn. Ich kann meinen Helden nicht von so schwarzem Verrat befleckt sehn.«
»Und ich will’s nicht sein. Lieber reit’ ich besiegt im Orcus ein, denn also als ein Sieger in Ravenna. Meine Briefe an den
Kaiser sind noch nicht abgegangen – Also ist’s noch Zeit.«
»Nein«, sagte Cethegus herrisch, von der Tür ins Zelt schreitend. »Zum Glück für dich ist’s nicht mehr Zeit. Wisse: ich habe
schon vor acht Tagen an den Kaiser geschrieben, ihm alles mitgeteilt und Glück gewünscht, daß sein Feldherr ohne mindesten
Verlust Ravenna gewonnen hat und der Krieg beendet.«
»Ha, Präfect«, rief Belisar. »Du bist ja sehr dienstfertig. Woher dieser Eifer?«
»Weil ich Belisarius kenne und seinen Wankelmut. Weil man dich zu deinem Glücke zwingen muß. Und weil ich ein Ende dieses
Krieges will, der mein Italien zerfleischt.«
Und drohend trat er gegen die Frau heran, welche auch jetzt der dämonischen, beherrschenden Gewalt seines Blickes nicht zu
entgehen vermochte.
»Wag es, versuch es jetzt! Tritt zurück, enttäusche Witichis, und opfre einer Grille deines Weibes Ravenna, Italien und dein
Heer. Siehe zu, ob dir das Justinianus je vergeben kann. Auf Antoninas Seele diese Schuld! Horch, die Trompeten rufen: rüste
dich! Es bleibt dir keine Wahl!«
Und er eilte hinaus. Bestürzt sah ihm Antonina nach.
»Prokop«, fragte sie dann, »weiß es der Kaiser wirklich schon?«
»Und wenn er es noch nicht wüßte,– zu viele sind schon indas Geheimnis eingeweiht. Nachträglich erfährt er jedesfalls, daß Ravenna und Italien sein war, und – daß Belisar um die Gotenkrone,
die Kaiserkrone warb. Nur daß er sie erlangt und – abliefert, kann ihn rechtfertigen vor Justinian.«
»Ja«, sagte Belisar seufzend, »er hat recht. Es bleibt mir keine Wahl.«
»So geh«, sprach Antonina eingeschüchtert. »Mir aber sei’s erlassen, bei diesem Einzug dich zu begleiten:– es ist ein Schlingenlegen,
kein Triumph!«
Die Bevölkerung von Ravenna, wenn auch im unklaren über die näheren Bestimmungen, war doch gewiß, daß der Friede geschlossen
und den langen und schweren Leiden des verheerenden Kampfes ein Ende gemacht sei. Und die Bürger hatten in aufatmender Freude
über diese Erlösung die Trümmer, welche das Erdbeben auf sehr viele Straßen geworfen, hinweggeräumt und ihre befreite Stadt
festlich geschmückt. Laubgewinde, Fahnen und Teppiche zierten die Straßen, das Volk drängte sich auf den großen Fora, in den
Lagunenkanälen und in den Bädern und Basiliken in freudiger Bewegung, begierig, den Helden Belisar und das Heer zu sehen,
welche so lange ihre Mauern bedroht und endlich die Barbaren überwunden hatten.
Schon zogen starke Abteilungen von Byzantinern stolz und triumphierend ein, während die in schwachen Zahlen überall zerstreuten
gotischen Posten mit Schweigen und mit Widerwillen die verhaßten Feinde in die Residenz Theoderichs einrücken sahen. In dem
ebenfalls reichgeschmückten Königspalast versammelten sich die vornehmsten Goten in einer Halle neben den Gemächern des Königs.
Dieser bereitete sich, als die für den Einzug Belisars anberaumte Stunde nahte, die königlichen Kleider anzulegen – mit Befriedigung,
denn es war ja das letzte Mal, daß er die Abzeichen einer Würde tragen, sollte, die ihm nur Schmerz und Unheil gebracht.
»Geh, Herzog Guntharis«, sprach er zu dem Wölsung, »Hildebad, mein ungetreuer Kämmerer, hat mich verlassen. Vertritt du dies
eine Mal seine Stelle: die Diener werden dir im Königsschatz die goldne Truhe zeigen, welche Krone, Helm undPurpurmantel, Schwert und Schild Theoderichs verwahren. Ich werde sie heute zum ersten- und letztenmal anlegen, sie dem Helden
abzuliefern, der sie nicht unwürdig tragen wird. Was gibt es dort für Lärm!«
»Herr, ein Weib«, antwortete Graf Wisand, »eine gotische Bettlerin. Sie hat sich schon dreimal herangedrängt. Sie will ihren
Namen dir nur nennen! Weist sie hinaus! –«
»Nein, sagt ihr, ich will sie hören – heute abend soll sie im Palast nach mir fragen.«
Als Guntharis das Gemach verlassen, trat Bessas ein mit Cethegus. Der Präfect hatte diesem, ohne ihn einzuweihen, das Duplikat
der Kapitulation übergeben, welches der Gotenkönig noch unterschreiben sollte. Aus dieser unverdächtigen Hand, glaubte er,
würde jener die Urkunde argloser nehmen. Witichis begrüßte die Eintretenden. Bei dem Anblick des
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