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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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ihm nichts mehr zu befehlen.«
    »Schändlich. Aber er ist im Recht.«
    »Im Recht? In ein paar Tagen trift des Kaisers Antwort ein, auf mein Gesuch. Natürlich ernennt er mich, nach dem Gewinn von
     Ravenna, aufs neue zum Feldherrn, bis zur Beendigung des Krieges. Übermorgen kann die Nachricht dasein.«
    »Vielleicht schon früher, Belisar. Die Leuchtturmwächter von Classis haben schon bei Sonnenaufgang ein Schiff angemeldet,
     das von Ariminum her naht. Es soll eine kaiserliche Trireme sein. Jede Stunde kann sie einlaufen. Dann löst sich der Knoten
     von selbst.«
    »Ich will ihn aber zuvor durchhauen. Meine Leibwächter sollen die Schanze stürmen und Bessas, den halsstarrigen Kopf   –«
    Da eilte Johannes atemlos herein.
    »Feldherr«, meldete er, »der Kaiser! Der Kaiser Justinianus selbst ankert soeben im Hafen von Classis.«
    Unmerklich zuckte Cethegus zusammen. Sollte ein solcher Blitzstrahl aus heiterer Luft, eine Laune des unberechenbaren Despoten,
     nach solchen Mühen, das fast vollendete Gebäude seiner Pläne gerade vor der Bekrönung niederwerfen?
    Aber Belisar fragte mit leuchtenden Augen: »Der Kaiser? Woher weißt du?   –«
    »Er selbst kommt, dir für deine Siege zu danken.– Solche Ehre ward noch keinem Sterblichen zuteil. Das Schiff von Ariminum
     trägt die kaiserliche Präsenzflagge. Purpur und Silber. Du weißt, das bedeutet, daß der Kaiser an Bord.«
    »Oder ein Glied seines Hauses!« verbesserte Cethegus in Gedanken, aufatmend.
    »Eilt in den Hafen, unsern Herrn zu empfangen«, mahnte Belisar.–
     
    Sein Stolz und seine Freude wurden enttäuscht, als ihnen auf dem Wege nach Classis die ersten ausgeschifften Höflinge begegneten
     und im Palast Quartier forderten, nicht für den Kaiser selbst, sondern für dessen Neffen, den Prinzen Germanus.
    »So sendet er doch den ersten nach ihm selbst«, sprach Belisar,sich selber tröstend im Weitergehen zu Cethegus. »Germanus ist der edelste Mann am Hof. Unbestechlich, gerecht und unverführbar
     rein. Sie nennen ihn: ›die Lilie im Sumpf‹. Aber du hörst mich nicht!«
    »Vergib, ich bemerke dort im Gedränge, unter den eben Gelandeten, meinen jungen Freund Licinius.«
    »Salve Cethege!« rief dieser, sich Weg zum Präfecten bahnend.
    »Willkommen im befreiten Italien! Was bringst du von der Kaiserin?« fragte er flüsternd.
    »Das Abschiedswort: Nike (Victoria)! und diesen Brief«, flüsterte der Bote ebenso leise.– »Aber«, und seine Stirne furchte
     sich – »schicke mich nie mehr zu diesem Weibe.«
    »Nein, nein, junger Hippolytos, ich denke, es wird nie mehr nötig sein.«
    Damit hatten sie die Steindämme des Hafens erreicht, dessen Stufen soeben der kaiserliche Prinz hinanstieg. Die edle Erscheinung,
     von einem reichgeschmückten Gefolg umgeben, ward von den Truppen und dem rasch zusammenströmenden Volk mit Jubelruf und kaiserlichen
     Ehren empfangen. Cethegus faßte ihn scharf ins Auge.
    »Das bleiche Antlitz ist noch bleicher geworden«, sagte er zu Licinius.
    »Ja, man sagt: die Kaiserin hat ihn vergiftet, weil sie ihn nicht verführen konnte.«
    Der Prinz, nach allen Seiten dankend, hatte jetzt Belisarius erreicht, der ihn ehrfurchtsvoll begrüßte. »Gegrüßt auch du,
     Belisarius«, erwiderte er ernst. »Folge mir sogleich in den Palast. Wo ist Cethegus, der Präfect? Wo Bessas? Ah, Cethegus«,
     sagte er, dessen Hand ergreifend, »ich freue mich, den größten Mann Italiens wiederzusehen. Du wirst mich alsbald zu der Enkelin
     Theoderichs begleiten. Ihr gebührt mein erster Gang. Ich bringe ihr Geschenke Justinians und meine Huldigung. Sie war eine
     Gefangene in ihrem eigenen Reich. Sie soll eine Königin sein am Hofe zu Byzanz.«
    »Das soll sie«, dachte Cethegus. Er verneigte sich tief und sprach:
    »Ich weiß: du kennst die Fürstin seit langem: ihre Hand war dir bestimmt.«
    Eine rasche Glut flog über des Prinzen Wange. »Leider nicht ihr Herz. Ich sah sie hier, vor Jahren, am Hofe ihrer Mutter:
     und seitdem hat mein inneres Auge nichts mehr als ihr Bild gesehen.«
    »Ja, sie ist das schönste Weib der Erde«, sagte der Präfect, ruhig vor sich hin sehend.
    »Nimm diesen Chrysopras zum Dank für dieses Wort«, sagte Germanus und steckte einen Ring an des Präfecten Finger.
    Damit traten sie in das Portal des Palastes.
    »Jetzt, Mataswintha«, sprach Cethegus zu sich selbst, »jetzt hebt dein zweites Leben an. Ich kenne kein römisch Weib –
ein
Mädchen vielleicht ausgenommen, das ich kannte,– welches

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