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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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und die Bevölkerung zu versorgen: und so bewilligte er die Forderung Belisars, daß die Goten, in Gruppen von
     Hunderten und Tausenden, zu allen Toren der Stadt hinausgeführt und in allen Richtungen nach ihren Heimstätten entlassen würden.
    Belisar fürchtete den Ausbruch gotischer Verzweiflung, wenn der arge Verrat, den man gegen sie vorhatte, ruchtbar würde: und
     er wünschte deshalb die Verteilung des aufgelösten Heeres. War er einmal im sichern Besitz von Ravenna, so hoffte er, etwaige
     Erhebungen auf dem flachen Lande leicht zu dämpfen. Und Tarvisium, Verona und Ticinum, die letzten festen Plätze der Goten
     in ganz Italien, konnten dann nicht lange mehr seiner gesamten, gegen sie gewendeten Macht widerstehen.
    Die Ausführung dieser Maßregeln erforderte mehrere Tage Zeit. Erst als nur mehr wenige Mann Goten in Ravenna versammelt waren,
     beschloß Belisar seinen Einzug. Und auch von diesem geringen Rest wurde die Hälfte in das byzantinische Lager verlegt, die
     andre Hälfte in den Quartieren der Stadt verteilt, unter dem Vorwand, den etwaigen Widerstand von hartnäckigen Anhängern Justinians
     zu brechen.
    Was aber die Ravennaten und die in den Plan nicht eingeweihten Goten am meisten wunderte, war, daß nach wie vor die blaue
     gotische Fahne auf den Zinnen des Palastes wehte. Freilich stand ein Lanzenträger Belisars dort oben bei ihr Wache. Denn auch
     der Palast war schon voll von Byzantinern. Gegen einen etwaigen Versuch des Präfecten, sich wie in Rom durch Besetzung der
     wichtigsten Punkte zum Herrn der Stadt zu machen, hatte Belisar vorsichtige Maßregeln getroffen. Cethegus durchschaute sie
     und lächelte. Er tat nichts dagegen.
    Am Morgen des zum Einzug bestimmten Tags trat Cethegus in glänzender Rüstung in das Zelt Belisars. Er traf nur Prokop.
    »Seid ihr bereit?« fragte er.
    »Vollständig.«
    »Welches ist der Moment?«
    »Der Augenblick, in dem der König im Schloßhof zu Pferde steigt, uns entgegenzureiten. Wir haben alles bedacht.«
    »Wieder einmal alles?« lächelte der Präfect. »Eins habt ihr mir doch noch übriggelassen. Es wird nicht ausbleiben, daß die
     Barbaren, sowie unser Plan gelungen und bekannt ist, im ganzen Land in heller Wut auflodern werden. Mitleid und Rachedurst
     für ihren König könnten sie zu sehr wilden Taten führen. Die ganze Begeisterung für Witichis und die Entrüstung gegen uns
     würde nun im Keim erstickt, und die Goten sähen sich nicht von uns, sondern von ihrem König verraten, wenn dieser selbst schriftlich
     bezeugen würde, er habe die Stadt nicht an Belisar als Gotenkönig und Rebellen gegen Justinian, sondern einfach an den Feldherrn
     Justinians übergeben. Jene Empörung Belisars, die ja auch wirklich ausbleibt, erscheint dann den Goten als eine bloße, von
     ihrem König ersonnene Lüge, die Schande der Ergebung ihnen zu verhüllen.«
    »Das wäre vortrefflich; aber Witichis wird das nicht tun.«
    »Wissentlich schwerlich. Aber vielleicht unwissentlich. Ihr habt ihn den Vertrag doch nur im Original unterschreiben lassen?«
    »Er hat nur einmal unterschrieben.«
    »Diese Urkunde ist in seinem Besitz? Gut, ich werde ihn hier dies von mir aufgesetzte Duplikat unterzeichnen lassen, auf daß
     auch Belisar«, lächelte er, »das wertvolle Schriftstück besitze.«
    Prokop blickte hinein.–
    »Wenn er das unterzeichnet, hebt sich freilich kein gotisch Schwert mehr für ihn. Aber   –«
    »Laß die ›Aber‹ mich besiegen. Entweder unterschreibt er heute freiwillig, im Drang des Augenblicks, ohne zu lesen   –«
    »Oder?«
    »Oder«, vollendete Cethegus finster, »er unterschreibt später. Unfreiwillig. Ich eile voraus. Entschuldige, wenn ich euern
     Triumphzug nicht begleite. Meinen Glückwunsch an Belisar.«
    Aber da trat Belisar in das Zelt. Antonina folgte ihm. Er war nicht gerüstet und blickte düster vor sich hin.
    »Eile, Feldherr«, mahnte Prokop, »Ravenna harrt ihres Besiegers. Der Einzug   –«
    »Nichts von Einzug«, sprach Belisar grimmig. »Ruf die Soldaten ab. Mich reut der ganze Handel.« –
    Cethegus blieb an dem Ausgang des Zeltes stehn.
    »Belisar!« rief Prokop entsetzt, »welcher Dämon hat dir das eingeblasen?«
    »Ich!« sagte Antonina stolz, »was sagst du nun?«
    »Ich sage, daß große Staatsmänner keine Frauen haben sollten!« rief Prokop ärgerlich.
    »Belisar entdeckte mir erst in dieser Nacht euer Vorhaben. Und ich hab’ ihn unter Tränen   –«
    »Versteht sich«, brummte Prokop, »die kommen

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