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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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lassen an irgend denkbarer Anstrengung.
     Die gotischen Frauen in Ravenna schmähten ihren Männern laut ins Angesicht, als sie die kleinen Gestalten, die nicht zahlreichen
     Scharen unserer einziehenden Truppen sahen. Summa: in gerechtester Sache, in heldenmütigster Anstrengung kann ein Mann, kann
     ein Volk doch erliegen, wenn übermächtige Gewalten entgegentreten, welche durchaus nicht immer das bessere Recht für sich
     haben.
    Mir schlug das Herz im Bewußtsein des Unrechts, als ich dasGotenbanner heute niederriß und den Golddrachen Justinians an seine Stelle setzte, die Fahne des Unrechts erhob über dem Banner
     des Rechts. Nicht die Gerechtigkeit, eine unsrem Denken undurchdringbare Notwendigkeit beherrscht die Geschicke der Menschen
     und der Völker. Aber den rechten Mann macht das nicht irre. Denn nicht
was
wir ertragen, erleben und erleiden –
wie
wir es tragen, das macht den Mann zum Helden. Ehrenvoller ist der Goten Untergang denn unser Sieg. Und diese Hand, die sein
     Banner herabriß, wird den Ruhm dieses Volkes aufzeichnen für die kommenden Geschlechter. Jedoch, wie immer dem sei:– da liegt
     das Reich der Goten.« –

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    Und so schien es. Auf das glücklichste war, dank den Maßregeln Prokops, der Streich gelungen. Im Augenblick, da auf dem Turme
     des Palastes die Fahne der Goten fiel und der König ergriffen ward, sahen sich die überraschten Goten überall im Schloßhof,
     in den Straßen und Lagunen der Stadt, im Lager von weitüberlegenen Kräften umstellt: ein Rechen von Lanzen starrte ihnen überall
     entgegen: fast ausnahmslos legten die Betäubten die Waffen nieder:– die wenigen, welche Widerstand versuchten,– so die nächste
     Umgebung des Königs – wurden niedergestoßen.
    Witichis selbst, Herzog Guntharis, Graf Wisand, Graf Markja und die mit ihnen gefangenen Großen des Heeres wurden in getrennten
     Gewahrsam gebracht, der König in den »Zwinger Theoderichs«: einen tiefen, starken Turm des Palastes selbst.
    Belisars Zug von dem Tore Stilichos nach dem Forum des Honorius wurde nicht gestört. Im Palast angelangt, berief er den Senat,
     die Decurionen der Stadt, und nahm sie in Eid und Pflicht für Kaiser Justinianus. Prokopius wurde mit den goldenen Schlüsseln
     von Neapolis, Rom und Ravenna nach Byzanz gesendet. Er sollte ausführlichen Bericht erstatten und für Belisar Verlängerung
     des Amtes erbitten bis zur demnächst zu erwartenden völligen Beruhigung Italiens und hierauf, wie nachdem Vandalenkrieg, die Ehre des Triumphes, unter Aufführung des gefangenen Königs der Goten im Hippodrom.
    Denn Belisar sah den Krieg für beendet an. Cethegus teilte beinah diesen Glauben. Doch fürchtete er in den Provinzen den Ausbruch
     gotischen Zornes über den geübten Verrat. Er sorgte daher dafür, daß über die Art des Falles der Stadt vorläufig keine Kunde
     durch die Tore drang: und er suchte eifrig im Geiste nach einem Mittel, den gefangenen König selbst als ein Mittel zur Dämpfung
     des etwa neuauflodernden Nationalgefühls zu verwerten.–
    Auch bewog er Belisar, Hildebad, der in der Richtung nach Tarvisium entkommen war, durch Acacius mit den persischen Reitern
     verfolgen zu lassen. Vergebens versuchte er, die Königin zu sprechen. Sie hatte sich seit jener Nacht der Schrecken noch immer
     nicht ganz erholt und ließ niemand vor. Auch die Nachricht von dem Falle der Stadt hatte sie mit dumpfem Schweigen hingenommen.
     Der Präfect bestellte ihr eine Ehrenwache – um sich ihrer zu versichern. Denn er hatte noch große Pläne mit ihr vor. Dann
     sandte er ihr das Schwert des gefangenen Königs und schrieb ihr dabei:
    »Mein Wort ist gelöst. König Witichis ist vernichtet. Du bist gerächt und befreit.– Nun erfülle auch du meine Wünsche.«
    Einige Tage darauf beschied Belisar, seines treuen Beraters Prokop beraubt, den Präfecten zu sich in den rechten Flügel des
     Palastes, wo er sein Quartier aufgeschlagen.
    »Unerhörte Meuterei!« rief er dem Eintretenden entgegen.
    »Was ist geschehen?«
    »Du weißt, ich habe Bessas mit den lazischen Söldnern in die Schanze des Honorius gelegt, einen der wichtigsten Punkte der
     Stadt. Ich vernehme, daß der Geist dieser Truppen unbotmäßig – ich rufe sie ab und Bessas   –«
    »Nun?«
    »Weigert den Gehorsam.«
    »Ohne Grund? Unmöglich!«
    »Lächerlicher Grund! Gestern ist der letzte Tag meiner Amtsgewalt abgelaufen.«
    »Nun?«
    »Bessas erklärt, seit letzter Mitternacht hätt’ ich

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