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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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kommen. Hier gab es Perlhühner in ganzen Schwärmen, sehr flüchtige und schöne Haselhühner verschiedener Art, sowie auch einzelne jener Vögel, welche die Nordamerikaner durch Onomapoetikon »Whip-poor-will« genannt haben, drei Silben, welche ihr Geschrei sehr bezeichnend wiedergeben. Dick Sand und Tom hätten hier fast glauben können, in irgend einer Provinz der Neuen Welt dahin zu wandern – leider wußten sie, daß das nicht der Fall war.
    Bis jetzt waren reißende Thiere, welche in Afrika so gefährlich sind, der kleinen Gesellschaft noch nicht zu nahe gekommen. Im Verlaufe des ersten Tages bekam man noch einmal Giraffen zu Gesicht, welche Harris ohne Zweifel – aber diesmal gänzlich ohne Erfolg – für Strauße ausgegeben hätte. Diese leichtfüßigen Thiere entflohen eiligst, offenbar erschreckt durch die Erscheinung einer Karawane in diesen sonst nur wenig besuchten Wäldern. In der Ferne, am Rande der Wiesen, wirbelte manchmal eine dichte Staubwolke auf, welche von einer Büffelheerde ausging, die mit dem Geräusche schwer belasteter Wagen dahingaloppirte.
    Zwei Meilen weit ging Dick Sand so dem Laufe des Baches nach, der in irgend einen bedeutenderen Fluß ausmünden sollte. Ihm lag es am Herzen, seine Begleiter erst der raschen Strömung eines Küstenflusses anvertraut zu haben. Er rechnete stark darauf, daß Gefahren und Anstrengungen sich dann vermindern würden.
    Gegen Mittag waren drei Meilen ohne schlimmeren Zwischenfall zurückgelegt. Von Harris und Negoro keine Spur. Dingo war noch immer nicht wiedergekommen.
    Man mußte jetzt Halt machen, um auszuruhen und etwas Nahrung zu nehmen.
    In einem Bambusdickicht, das die kleine Gesellschaft vollständig verbarg, wurde das Lager aufgeschlagen.
    Man sprach nur wenig während der Mahlzeit. Mrs. Weldon hatte ihren kleinen Knaben wieder im Arme und blickte ihn unverwandt sorgenvoll an; sie konnte nichts genießen.
    »Sie müssen aber ein wenig essen, Mistreß Weldon, drängte sie Dick Sand wiederholt. Was soll aus Ihnen werden, wenn die Kräfte Sie verlassen? Essen Sie, ich bitte! Wir müssen uns bald wieder auf den Weg machen und später trägt eine freundliche Strömung uns mühelos bis zur Küste!«
    Mistreß Weldon sah Dick Sand gerade in’s Gesicht, als er so zu ihr sprach. Die feurigen Augen des jungen Leichtmatrosen bezeugten den guten Muth, der ihn belebte. Als sie ihn so sah, als ihre Blicke auf die braven, so treu ergebenen Neger fielen, da wollte auch sie als Frau und Mutter nicht mehr verzweifeln. Und weshalb sollte sie auch so niedergeschlagen sein? Glaubte sie nicht, in einem gastlichen Lande zu reisen? In ihren Augen konnte ja Harris’ Verrath so gar schwere Folgen nicht nach sich ziehen Dick Sand errieth wohl den Gang ihrer Gedanken, und er, er war eher versucht entmuthigt den Kopf zu senken.
Viertes Capitel.
Die schlechten Wege von Angola.
    Eben erwachte der kleine Jack und legte die Arme um den Hals seiner Mutter. Seine Augen erschienen klarer Das Fieber war nicht wieder gekommen.
    »Geht Dir’s besser, mein Herz? fragte Mrs. Weldon, indem sie ihr Kind an die Brust drückte.
    – Ja, Mama, antwortete Jack, ich bin etwas durstig!«
    Man konnte dem Kinde nichts Anderes als etwas frisches Wasser reichen, von dem es einige Schlucke mit offenbarem Wohlgefallen trank.
    »Und mein Freund Dick? fragte der Kleine.
    – Hier bin ich, Jack, meldete sich Dick Sand und ergriff die Hand des zarten Knaben.
    – Und mein Freund Herkules?
    – Herkules, hier, Herr Jack, antwortete der Riese, indem er sich näherte.
    – Und das Pferd? fragte Jack weiter.
    – Das Pferd? Allein abgereist, Herr Jack, sagte Herkules. Jetzt bin ich das Pferd! Ich werde Sie tragen. Glauben Sie, daß ich einen zu harten Nacken habe?
    – Nein, erwiderte der kleine Jack, aber dann hab’ ich keinen Zügel zu halten.
    – O, Sie legen mir ein Gebiß ein, wenn es Ihnen Spaß macht, sagte Herkules, seinen Mund weit öffnend, und können dann nach Belieben daran ziehen.
    – Du weißt doch, daß ich kaum daran ziehen würde.
    – Ei, da thäten Sie unrecht, meine Zähne sind fest genug.
    – Aber die Farm des Herrn Harris?… fragte der kleine Knabe noch einmal.
    – Dahin werden wir bald kommen, mein Jack, tröstete ihn Mrs. Weldon… Ja… bald!
    – Sind Sie fertig, wieder aufzubrechen? mischte sich Dick Sand da ein, um derlei Gesprächen ein Ende zu machen.
    – Ja wohl, Dick, vorwärts!« antwortete Mrs. Weldon.
    Das Lager ward aufgehoben und der Rückweg in derselben

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