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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eine uns ganz unbekannte Stärke. Wolkenbruchartige Platzregen, Windstöße, denen oft auch die festesten Bäume nicht zu widerstehen vermögen, Schlag auf Schlag knattert der furchtbarste Donner – das ist etwa der Kampf der Elemente in jenen Breiten. Dick Sand wußte das recht gut und wurde außerordentlich unruhig. Ohne Obdach konnte man die Nacht unbedingt nicht hinbringen. Die Ebene wurde wahrscheinlich überschwemmt und zeigte auch nirgends eine Erhöhung, nach welcher man sich hätte flüchten können.
    Wo in dieser tiefliegenden Einöde, ohne Baum, ohne Strauch, sollte man aber ein Obdach finden? Selbst die Eingeweide der Erde konnten ein solches hier nicht bieten. Schon 0∙5 Meter unter der Oberfläche wäre man auf Wasser gekommen.
    Inzwischen schien nach Norden zu eine Reihe niedriger Hügel die sumpfige Niederung zu begrenzen. Sie glich dem natürlichen Rande dieser Bodendepression. An einem vereinzelten hellen Theile des Horizontes, den die Wolken noch nicht bedeckten, sah man auch einige Bäume auf demselben.
    Fehlte nun auch dort scheinbar jedes Obdach, so lief die kleine Gesellschaft doch mindestens nicht weiter Gefahr, von einer Ueberschwemmung überrascht zu werden. Dort winkte vielleicht die Rettung für Alle!
    »Vorwärts, meine Freunde, vorwärts! drängte Dick Sand wiederholt. Noch drei Meilen und wir sind weit mehr in Sicherheit, als hier in dieser Niederung.
    – Munter, munter!« rief Herkules.
    Der wackere Neger hätte gern alle Welt auf den Arm genommen, um sie allein zu tragen.
    Seine Worte trieben die muthigen Leute von Neuem an, und trotz der Anstrengung eines vollen Marschtages, schritten sie jetzt rüstiger und schneller voran, als im Anfange der Etappe.
    Beim Ausbruch des Unwetters lag das zu erreichende Ziel noch gegen zwei Meilen vor ihnen. Die ersten Blitze – das machte die Sache noch gefährlicher – begleitete noch kein Regenfall; fast jeder derselben schlug zwischen den Wolken und der Erde über. Dazu war es beinahe dunkel geworden, obwohl die Sonne hinter dem Horizont noch nicht verschwunden war. Nach und nach senkten sich jedoch die schweren Dunstmassen, als drohten sie zusammenzubrechen – was also zweifellos einen furchtbaren Platzregen erwarten ließ. Röthliche und bläuliche Blitze durchzuckten sie in allen Richtungen und umhüllten sozusagen die ganze Ebene mit einem unentwirrbaren Feuernetze.
    Zwanzigmal waren Dick Sand und seine Genossen in Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden.
    Auf dieser baumlosen Fläche bildeten sie ja allein solche hervorspringende Punkte, welche elektrische Entladungen vorzüglich anziehen. Jack, der von dem Krachen des Donners erwacht war, verbarg sich in Herkules’ Armen. Er hatte wohl Furcht, der arme Kleine, aber er wollte sie seiner Mutter nicht bemerken lassen, um diese nicht noch mehr zu ängstigen. Herkules schritt tapfer vorwärts und tröstete ihn dabei nach Kräften.
    »Keine Angst, mein kleiner Jack, sagte er. Wenn uns der Donner zu nahe kommt, breche ich ihn entzwei; sieh! hier mit der einen Hand! Ich bin stärker als er!«
    Und in der That, die Kraft des Riesen beruhigte den kleinen Jack nicht wenig.
    Inzwischen konnte es nicht mehr lange währen, bis der Regen kam, und dann mußten wahre Sturzbäche aus den sich condensirenden Wolken herabfallen. Was sollte aus Mrs. Weldon nebst ihren Begleitern werden, wenn sie bis dahin keine Unterkunft fanden?
    Dick Sand blieb einen Augenblick neben dem alten Tom stehen.
    »Was nun? fragte er.
    – Unseren Weg fortsetzen, Herr Dick, antwortete Tom, auf dieser Ebene, die der Regen schnell zum Sumpfe verwandeln wird, können und dürfen wir nicht bleiben!
    – Nein, Tom, gewiß nicht! Aber ein Obdach! Wo? Welches? Wär’s nur eine erbärmliche Hütte!…«
    Dick Sand hatte seine Worte kurz abgebrochen. Ein hellleuchtender Blitz zuckte eben über die ganze Ebene vor ihnen.
    »Was seh’ ich dort, eine Viertelmeile von hier?… rief Dick Sand.
    – Ja wohl, ich, ich sah es auch!… antwortete der alte Tom kopfschüttelnd.
    – Ein Lager, nicht wahr?
    – Ja, Herr Dick… das muß ein Lager sein… aber ein Lager von Eingebornen!«
    Ein zweiter Blitz machte es möglich, das vermuthete Lager, das einen Theil der ungeheuren Ebene bedeckte, deutlicher zu sehen.
    In der That, dort erhoben sich etwa einhundert konische Hügel in symmetrischer Anordnung und in einer Höhe von 3∙5 bis 4∙5 Meter. Ein Krieger war dabei nicht zu erblicken. Hatten sich diese nun in jene Zelte (so schien es von hier

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