Ein Kapitän von 15 Jahren
Schlafstätten in Schiffscabinen, einer über dem anderen, und in den oberen derselben fanden Mistreß Weldon, der kleine Jack, Nan und Vetter Benedict Platz. In den unteren Etagen richteten sich Austin, Bat und Acteon ein. Dick Sand, Tom und Herkules blieben in dem Mittelraume des Kegels.
»Meine Freunde, wendete sich jetzt der junge Leichtmatrose zu den Negern, der Erdboden hat sich voll Wasser gesaugt; wir werden ihn mittelst Thon aus den Wänden auffüllen, aber darauf Acht haben müssen, die Oeffnung, durch welche die Außenluft eindringt, nicht etwa zu verschließen.
– O, es handelt sich ja nur um eine einzige Nacht, meinte der alte Tom.
– Nun, so trachten wir ja darnach, daß diese uns nach so vielen Strapazen die möglichste Erholung bietet. Seit zehn Tagen ist es das erste Mal, daß wir nicht unter freiem Himmel übernachten.
– Zehn Tage! wiederholte Tom.
– Da dieser Kegel übrigens, fuhr Dick Sand fort, ein sehr gesichertes Obdach bietet, so dürfte es sich vielleicht empfehlen, hier während vierundzwanzig Stunden zu rasten. Inzwischen suche ich nach dem Flusse, der unser Wegweiser werden soll und der sich nicht fern von hier befinden muß. Ich halte sogar dafür, diese geschützte Wohnung nicht eher aufzugeben, als bis wir ein Floß gezimmert haben. Hier thut uns das Unwetter keinen Schaden. Schaffen wir uns also zunächst einen festeren trockenen Fußboden!«
Dick Sand’s Anordnungen wurden sofort ausgeführt. Herkules hackte mit der Axt die erste, aus sehr dürrem Thone bestehende Zellen-Etage herunter. Er erhöhte damit den sumpfigfeuchten Boden des Kegel-Innern um einen guten Fuß, wobei Dick Sand sich vergewisserte, daß die an der Basis des Baues befindliche Oeffnung nicht verengert wurde.
Gewiß war es ein sehr glücklicher Umstand, daß der Ameisenbau sich von den Termiten verlassen erwies. Mit Tausenden und Abertausenden dieser Insecten wäre derselbe unbewohnbar gewesen. War er aber schon seit langer Zeit leer oder hatten ihn die gefräßigen Neuropteren erst seit Kurzem verlassen? Diese Frage erschien in der That nicht unnütz.
Vetter Benedict hatte sich dieselbe auch sofort vorgelegt, so sehr verwunderte ihn das Oedestehen eines solchen Baues, und er für seinen Theil hatte bald die Ueberzeugung gewonnen, daß die Auswanderung der Insecten nur in letzter Zeit erst stattgefunden habe.
Mit Hilfe der Laterne durchsuchte er nämlich am unteren Theile des Kegel-Innern die verborgensten Winkel des Termitenbaues und entdeckte dabei das »Haupt-Magazin« (wie er es nannte) der Insecten, d.h. die Stelle, an der diese fleißigen, vorsorglichen Thiere die Vorräthe der Kolonie aufstapeln.
Das betreffende Magazin bestand aus einer in der Wand ausgehöhlten Zelle, unsern der Königin-Zelle, welche Herkules’ Erweiterungsarbeiten nebst den Zellen für die jungen Larven zerstört hatten.
Aus diesen Vorrathskammern brachte Vetter Benedict verschiedene, noch nicht völlig erhärtete Stückchen Gummi und halbweichen Zuckersaft zum Vorschein – ein Beweis, daß die Termiten dieselben erst unlängst eingetragen haben konnten.
»Nein, sicherlich nicht, rief er, als widerspräche irgend Jemand seiner Behauptung, nein, dieser Termitenbau steht noch nicht seit längerer Zeit leer!
– Nun, wer bestreitet denn das, Herr Benedict? sagte Dick Sand darauf. Ob kürzlich oder nicht, für uns liegt der Schwerpunkt darin, daß die Termiten ihn überhaupt verlassen hatten, weil wir ihren Platz einnehmen mußten.
– Der Schwerpunkt der ganzen Frage, erwiderte Vetter Benedict, liegt vielmehr darin, zu wissen, aus welchen Gründen jene ausgewandert sind. Gestern, selbst heute Morgen noch bewohnten die klugen Neuropteren ihren Bau, dafür spricht dieser halbflüssige Zucker, und heut’ Abend…
– Ja, was wollen Sie aber daraus folgern? fragte Dick Sand.
– Daß ein gewisses Vorgefühl sie getrieben hat, ihre Wohnung aufzugeben. Es ist nicht nur keine einzige Termite in dem Bau zurückgeblieben, sondern sie haben die Vorsorge sogar so weit getrieben, die jungen Larven mit fortzuschleppen, denn ich finde auch von diesen keine Spur. Ohne alle Ursache, das wiederhole ich, ist das nicht geschehen; die scharfsinnigen Insecten, werden vielmehr eine drohende Gefahr geahnt haben.
– Aha, sie ahnten, daß wir ihre Wohnung beziehen wollten! warf Herkules lachend ein.
– Du lieber Himmel, versetzte Vetter Benedict, den dieser Scherz des Negers in seinem Gelehrtendünkel verletzte, Sie glauben doch nicht
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