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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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aus) verkrochen, um das Ungewitter vorübergehen zu lassen, oder war das ganze Lager verlassen?
    Im ersteren Falle hätte Dick Sand, der Himmel mochte nun noch so furchtbar drohend erscheinen, so schnell als möglich entfliehen mögen; im zweiten bot sich dort vielleicht das gesuchte Obdach.
    »Darüber werd’ ich bald im Reinen sein!« sagte er.
    Dann wandte er sich an den alten Tom:
    »Bleibt Ihr hier, fuhr er fort. Daß mir kein Mensch folge! Ich will jenes Lager näher in Augenschein nehmen.
    – Gestatten Sie, daß Einer von uns Sie begleite, Herr Dick.
    – Nein, Tom, ich gehe allein. Ich kann mich unbemerkt nahe schleichen; Ihr erwartet mich hier zurück!«
    Die kleine Gesellschaft, der Tom und Dick Sand sonst voranschritt, machte Halt. Der junge Leichtmatrose verließ sie und verschwand bald in der Finsterniß, welche eine vollständige war, so lange nicht ein Blitz die schwarzen Wolken zerriß.
    Jetzt fielen einige schwere Tropfen nieder.
    »Was ist geschehen?« fragte Mrs. Weldon, die an den alten Neger herantrat.
    – Wir haben ein Lager gesehen, Mistreß Weldon, antwortete der alte Tom, ein Lager… vielleicht auch ein Dorf, und unser Kapitän wollte es erst in Augenschein nehmen, bevor er uns dahinführt!«
    Mrs. Weldon beruhigte sich bei dieser Antwort.
    Drei Minuten später schon war Dick Sand zurück.
    »Kommt! Kommt! rief er mit einer Stimme, welche seine volle Befriedigung deutlich heraushören ließ.
    – Ist das Lager leer? fragte Tom.
    – Das ist kein Lager, auch keine Ansiedlung, antwortete der junge Leichtmatrose. Das sind Ameisenbauten!
    – Ameisen!… rief Vetter Benedict, dem dieses Wort sozusagen in die Glieder fuhr.
    – Ja wohl, Herr Benedict, Ameisenbauten von mindestens 3∙5 Meter Höhe, in welchen wir unterzukommen versuchen müssen.
    – Dann müßten das aber Bauten der sogenannten kriegerischen oder gefräßigen Termiten sein, erwiderte der Gelehrte. Nur diese Insecten errichten derartige Bauwerke, um welche sie die größten Architekten beneiden!
    – Mögen das nun Termiten sein oder nicht, Herr Benedict, antwortete Dick Sand, wir werden sie austreiben und uns an ihre Stelle setzen.
    – Doch sie zehren uns auf! Sie sind dabei in ihrem Rechte!
    – Vorwärts! Vorwärts!…
    – Aber so warten Sie doch, begann Vetter Benedict noch einmal, ich glaubte, solche Termitenbauten gebe es nur in Afrika!…
    – Vorwärts!« drängte Dick Sand zum letzten Male befehlend, weil er fürchtete, Mrs. Weldon könnte das letzte Wort des Entomologen gehört haben.
    Alles folgte Dick Sand in größter Eile. Bald erhob sich ein wüthender Wind. Große Tropfen zerplatzten auf der Erde. Binnen Kurzem mußte der Sturm unerträglich werden.
    Bald ward einer jener Kegel, welche aus der Ebene hervorragten, erreicht, und so furchterweckend die Natur der Termiten auch sein mochte, man durfte nicht zögern, selbst im Falle man sie nicht heraustreiben konnte, die Wohnung mit ihnen zu theilen.
    Am Fuße des Kegels, der aus röthlichem Thone errichtet war, zeigte sich eine sehr enge Oeffnung, welche Herkules mit seinem Jagdmesser bald so weit vergrößerte, daß selbst ein Mann von seiner Statur durch dieselbe kriechen konnte.
    Zu Vetter Benedict’s größtem Erstaunen zeigte sich auch nicht eine einzige jener Tausende von Termiten, welche sonst gewiß diesen Bau bevölkerten.
    Sollte er von ihnen verlassen sein?
    Nach gehöriger Erweiterung des Einganges schlüpften Dick Sand und seine Genossen hinein und Herkules verschwand darin zuletzt, eben als der Regen in solchen Massen niederstürzte, daß er die Blitze fast verlöschen konnte.
    Von der Unbill des Wetters war letzt aber nichts mehr zu fürchten. Ein glücklicher Zufall hatte der kleinen Gesellschaft dieses sichere, einem Zelte oder der Hütte eines Eingebornen jedenfalls vorzuziehende Obdach vermittelt.
     

    Ein zweiter Blitz machte es möglich, deutlicher zu sehen. (S. 269.)
     
    Dasselbe bestand, wie erwähnt, aus einem jener kegelförmigen Termitenbauten, welche nach Lieutenant Cameron’s Vergleiche, wenn man ihre Herstellung durch jene kleinen Insecten in Betracht zieht, erstaunlicher erscheinen als die durch Menschenhände errichteten Pyramiden Egyptens.
    »Es verhält sich das so, sagte jener Reisende, als hätte eine Völkerschaft etwa den Mount Everest, einen der höchsten Gebirgsköpfe der Himalaya Kette, künstlich aufgethürmt!«
Fünftes Capitel.
Vortrag über die Ameisen, gehalten in einem Ameisenbau.
    Das Unwetter brach letzt mit

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