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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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etwa, daß Ihre Körperkraft den anmuthigen Insecten als eine Gefahr erschienen wäre? Ein paar Tausend jener Neuropteren schon hätte sie schnell zum Skelete reducirt, wenn Sie todt in deren Wege lagen.
    – Todt! Ja, das glaub’ ich auch, erwiderte Herkules, der sich nicht so leicht überzeugen ließ, aber lebendig würde ich sie massenhaft vertilgen.
    – Gewiß, hunderttausend, fünfmalhunderttausend, meinetwegen auch eine ganze Million, entgegnete Vetter Benedict, allmälig warm werdend, eine Milliarde aber nicht, und eine Milliarde derselben hätte Sie, lebendig oder todt, mit Haut und Knochen aufgezehrt!«
    Während dieses Gespräches, das im Grunde minder unnütz war, als man glauben möchte, dachte Dick Sand im Stillen über Vetter Benedict’s vorherige Bemerkung nach. Der Gelehrte kannte die Gewohnheiten der Ameisen sicher gut genug, um sich hierin nicht zu täuschen. Behauptete jener nun, daß ein gewisser Instinct die Insecten zum Aufgeben ihres Baues getrieben habe, so mußte die einstweilige Bewohnung desselben gewiß auch mit irgend welcher Gefahr verknüpft sein.
    Da bei dem zur Zeit mit einer Heftigkeit ohne Gleichen wüthenden Unwetter ein plötzliches Verlassen dieses Obdachs von vornherein ausgeschlossen war, so grübelte Dick Sand vorläufig nicht weiter nach einer ihm doch versagten Erklärung und begnügte sich zu antworten:
    »Nun, Herr Benedict, wenn die Termiten ihre Vorräthe in diesem Bau nicht zurückließen, so erinnere ich Sie daran, daß wir die unsrigen mitgebracht haben, und denke, wir essen ein wenig zu Abend. Morgen, wenn das Gewitter vorüber ist, einigen wir uns über das Weitere!«
    Man ging also daran, das einfache Abendessen herzurichten, denn so groß die Müdigkeit auch war, den Appetit hatte sie unseren rüstigen Wanderern nicht zu rauben vermocht. Im Gegentheil, die Conserven, welche sie etwa noch für zwei Tage besaßen, fanden die beste Aufnahme. Den Zwieback hatte die Nässe noch verschont und schon nach wenigen Minuten konnte man ihn zwischen den kernigen Zähnen Dick Sand’s und seiner Begleiter knacken hören. Zwischen Herkules’ Kinnladen verhielt er sich freilich wie Getreidekörner zwischen Mühlsteinen. Der Riese zerbrach ihn nicht, er zermalmte ihn.
    Mrs. Weldon allein aß fast gar nicht und nur ein wenig, weil Dick Sand sie so dringend bat. Es schien ihm, als sei die sonst so muthige Frau niedergeschlagener als je vorher. Und doch litt der kleine Jack jetzt weniger, ein Fieberfall war nicht wieder aufgetreten und augenblicklich schlummerte er sehr ruhig unter den Augen seiner Mutter in einer mittelst Decken und Kleidungsstücken bestmöglich ausgepolsterten Zelle. Dick Sand wußte nicht, was er davon halten sollte.
    Es bedarf kaum einer besonderen Erwähnung, daß Vetter Benedict der Mahlzeit alle Ehre anthat, nicht deshalb, daß er etwa der Qualität, noch weniger der Quantität der von ihm vertilgten Speisen auch nur einige Aufmerksamkeit gewidmet hätte, sondern nur, weil er eine außergewöhnlich günstige Gelegenheit gefunden, eine entomologische Vorlesung über Termiten an den Mann zu bringen. O, hätte er nur eine Termite, nur eine einzige in dem ganzen Bau entdeckt! – Aber nichts – nichts!
    »Diese wunderbaren Insecten, begann er, ohne sich darum zu kümmern, ob Jemand ihm zuhörte, diese wunderbaren Insecten gehören der herrlichen Ordnung der Neuropteren an, deren Antennen (Fühlhörner) länger als der Kopf, deren Kiefern sehr deutlich unterschieden und deren untere Flügel die längste Zeit über den oberen gleich sind. Fünf Gattungen bilden diese Ordnung: die Panorparten, Myrmileonien, Hemerobinen, Termiten und Perliden. Es versteht sich von selbst, daß die Insecten, deren Wohnung wir, vielleicht unrechter Weise, eingenommen haben, Termiten sind.«
    Dick Sand lauschte Vetter Benedict’s Worten mit gespannter Aufmerksamkeit. Hatte die wiederholte Erwähnung der Termiten in jenem vielleicht den Gedanken erweckt, daß er sich hier in Afrika befinde, ohne eigentlich zu wissen, welcher Umstand es veranlaßte, daß er hierher gekommen war? Der Leichtmatrose wagte kaum, sich hierüber Rechenschaft zu geben.
    Der Gelehrte tummelte das einmal gesattelte Steckenpferd nach Herzenslust weiter.
    »Diese Termiten, fuhr er fort, sind durch die viergliedrigen Tarsen, die gebogenen Kiefern und durch ihre außerordentliche Kraft entscheidend charakterisirt. Es giebt unter ihnen die Familien der Mantispen, der Raphidien und der eigentlichen Termiten, alle

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