Ein Kapitän von 15 Jahren
einer der wichtigsten »Lakonis«, d.h. einer der hervorragendsten Märkte dieser Provinz. Auf einem großen Platze, der »Tchitoka«, werden die Geschäfte abgewickelt; dort stellt man die Sklaven aus und verkauft sie. Von diesem Punkte strahlen sozusagen die Karawanen nach allen Himmelsrichtungen aus, ziehen aber vorzüglich nach der Gegend der großen Seen weiter.
Kazonnde zerfällt, wie alle größeren Städte Central-Afrikas, in zwei bestimmt unterschiedene Theile, nämlich in das Quartier der arabischen, portugiesischen oder eingebornen Händler, in dem sich deren Baracken befinden, und in die Residenz des Negerkönigs, d.i. irgend ein roher Trunkenbold, der durch Schrecken regiert und von der Naturalverpflegung lebt, welche ihm die Sklavenhändler in reichem Maße liefern.
In Kazonnde gehörte damals fast das ganze Handelsquartier jenem Jose-Antonio Alvez, von dem zwischen Harris und Negoro, den zwei in seinem Solde stehenden Agenten, die Rede war. Dort befand sich das Haupt-Etablissement dieses Sklavenhändlers, der noch ein zweites in Bihe und ein drittes zu Cassange, in Benguela, besaß, wo ihm Lieutenant Cameron einige Jahre später begegnete.
Eine große Central-Straße, auf jeder Seite mehrere Gruppen von Häusern, sogenannte »Tembes«, mit flachem Dache und übertünchten Lehmmauern, deren viereckiger Hof als Aufenthaltsort des Schlachtviehs dient, am Ende der Straße die große, von Baracken eingerahmte »Tchitoka«; über das Ganze hinausragend einige ungeheure Bananen mit prächtiger Verzweigung, da und dort ein Paar große Palmen, im Staube der Straße einige zwanzig, aus Rücksichten der öffentlichen Gesundheitspflege geduldete Raubvögel – das ist etwa das Bild des Handelsquartiers in Kazonnde.
Unfern davon fließt der Luhi, eine noch nicht sicher bestimmte Wasserader, welche jedoch wahrscheinlich einen Zufluß oder Nebenzufluß des Congo, jenes zweiten Armes des Zaïre, bildet.
Die Residenz des Königs von Kazonnde (übrigens auch Kazonndji genannt), welche an das Handelsquartier grenzt, besteht nur aus mehreren Haufen schmutziger Hütten, die auf dem Raume einer Quadratmeile verstreut liegen. Einige derselben haben freien Zugang, andere sind mit einer Palissade von Rohr oder mit vielfach verflochtenem Feigengebüsch umgeben. Ein besonderes, von Papyrushecken umschlossenes Gehege, etwa dreißig, den Sklaven des Häuptlings als Wohnung dienende Hütten, eine andere Gruppe solcher für seine Weiber, ein etwas größerer und höherer, in Manioc-Pflanzungen halb versteckter »Tembe« – das ist der Sitz des Königs von Kazonnde, eines Mannes von fünfzig Jahren, Namens Moini Loungga, der von der Stellung, wie sie seine Vorgänger noch zu behaupten wußten, schon sehr viel eingebüßt hat. Kaum gebietet er noch über 4000 Krieger, während die vornehmsten portugiesischen Sklavenhändler deren 20.000 haben, und jetzt konnte er nicht mehr, wie ehemals, seiner Laune täglich zwanzig bis dreißig Sklaven hinopfern.
Dieser König war übrigens ein durch Ausschweifungen aller Art geschwächter Greis, ein wilder, durch starke Liqueure innerlich sozusagen verbrannter Wüstling, der seine Unterthanen, seine Minister oder Officiere aus reiner Laune verstümmelte, den Einen die Nase oder die Ohren, den Anderen einen Fuß oder eine Hand abschnitt, und dessen Tod, der in Bälde bevorstand, wohl von Keinem mit Bedauern erwartet wurde.
Höchstens ein einziger Mann in ganz Kazonnde konnte durch das Ableben Moini Loungga’s verlieren. Es war das der Sklavenhändler Jose-Antonio Alvez, der mit dem Trunkenbold, dessen Autorität die ganze Provinz anerkannte, auf bestem Fuße stand. Er allein konnte wohl fürchten, daß nach jenem, im Falle das Recht der Regierung seiner ersten Frau, der Königin Moina, bestritten wurde, das Land Moini Loungga’s von einem benachbarten Prätendenten, einem der Könige von Ukusu, in Besitz genommen würde. Dieser, ein jüngerer, thatkräftigerer Mann, hatte sich schon einiger, zu Kazonnde gehöriger Dörfer bemächtigt, wobei ihn ein anderer Sklavenhändler, ein Concurrent von Alvez, nämlich jener schwarze Vollblut-Araber Tipo-Tipo unterstützte, mit dem Cameron bald darauf in N’yangwe zusammentraf.
Jose-Antonio Alvez, der wirkliche Souverän unter der scheinbaren Herrschaft jenes verthierten Negers, dessen Laster er absichtlich großgezogen und ausgenutzt hatte, stand schon in vorgeschrittenem Alter und war nicht, wie man vermuthen sollte, »Msungu«, d.h. ein
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