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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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herabfielen. Uebrigens sind die Wilden Afrikas nicht im Besitz von Taschen, und wie könnte dies auch der Fall sein? Hieraus erklärt sich aber die Nothwendigkeit, Messer, Pfeifen und andere Gegenstände des gewöhnlichen Gebrauchs unterzubringen, wo und wie es eben angeht. Arme, Hals, Handgelenke, Beine, Knöchel, alle diese Körpertheile sind ausschließlich bestimmt, mit kupfernen oder erzenen Spangen geschmückt zu werden, mit geschnitzten Hörnern, welche kostbare Steine zieren, oder auch mit rothen Perlenschnüren, den sogenannten Same-Sames oder »Talakas«, welche damals sehr beliebt waren. Mit derlei Schätzen mehr als verschwenderisch beladen, boten die Reichen ganz das Aussehen wandernder Reliquienkästen dar.
    Wenn die Natur den Eingebornen Zähne gab, geschah das nicht, um das Zahnfleisch zwischen ihnen zu entfernen, sie zu Spitzen auszufeilen, sie zu scharfen Haken auszubilden, wie die Hakenzähne der Klapperschlange? Wenn sie Nägel schuf für die Enden der Finger, sollten und mußten diese dann nicht zu einer solchen Länge gezogen werden, daß sie den Gebrauch der Hand so gut wie unmöglich machten? Wenn die Haut mit schwarzer oder brauner Farbe den menschlichen Körper gleichmäßig bedeckt, ladet das nicht von vornherein dazu ein, sie mit Tembos oder Tätowirungen zu schmücken, welche Bäume, Vögel, den zu-oder abnehmenden Mond oder den Vollmond darstellen, oder auch mit solchen Linien zu überziehen, in welchen Livingstone altgriechische Bilder wiederzuerkennen glaubte? Diese mittelst eines blauen, durch Hauteinschnitte eingeriebenen Stoffes hergestellten Tätowirungen der Väter »clichiren« sich dann Punkt für Punkt auf den Körper der Kinder über und ermöglichen es, daran zu erkennen, welchem Stamme oder welcher Familie sie angehören. Man ist ja gezwungen, sein Wappenschild auf der Brust zu malen, wenn man es an einer Wagenthür nicht anzubringen vermag.
    Hierin bestand also etwa die Mode der Eingebornen bezüglich des Schmuckes. Was die eigentliche Kleidung betraf, so beschränkte sie sich bei den »Herren« auf eine bis zum Knie herabhängende Schürze aus Antilopenfell oder einem aus lebhaft gefärbten Pflanzenfasern gewebten Rocke; die »Damen« dagegen trugen einen Perlengürtel, der in der Taille einen grünen, seidengestickten Rock festhielt, dessen Ausschmückung aus Glasperlen oder »Kauris« bestand, manchmal auch nur einen Schurz aus, Lambba«, einem blau, schwarz und gelben, bei den Zanzibariten sehr gesuchten Faserstoffe.
    Hier sprechen wir nur von Negern der besseren Gesellschaft. Die anderen alle, ob selbst Kaufleute oder Sklaven, waren überhaupt kaum bekleidet. Die Frauen versahen häufig Dienste als Lastträgerinnen und erschienen auf dem Markte mit großen Butten und Tragkörben auf dem Rücken, welche sie mittelst eines über die Stirn laufenden Riemens festhielten. Nach Auswahl eines Platzes und Auspackung ihrer Waaren kauerten sie sich dann in ihren leeren Tragkörben zusammen.
    Die erstaunliche Fruchtbarkeit des Landes führte bei dem Lakoni auch Nahrungsmittel in enormer Auswahl zu. Hier fand sich Ueberfluß an jenem hundertfältigen Reis, jenem Mais, der bei drei Ernten binnen acht Monaten den zweihundertfachen Ertrag liefert, ferner an Sesam, an Pfeffer von Urua, der den Cayenne-Pfeffer an Schärfe noch übertrifft, an Manioc, Sorgho, Muscat, Salz, Palmöl u.s.w. Hier drängten sich Hunderte von Ziegen, Schweinen, Schafen ohne Wolle, mit Fett-oder behaarten Schwänzen, welche offenbar arabischen Ursprungs waren; hier wimmelte es von Geflügel, Fischen u.s.w. Sehr sauber gedrehte Töpferwaaren erregten die Aufmerksamkeit durch ihre grellen Farben. Verschiedene Getränke, welche die kleinen Eingebornen mit kreischender Stimme anpriesen, führten die Liebhaber von Bananenwein, »Pombe«, d.i. ein ebenso starker als beliebter Liqueur, in Versuchung, sowie die Verehrer des »Malosu«, eines aus dem Safte von Bananen erzeugten, milden Bieres, oder die des Methes, eines Gemisches von Honig und Wasser, das man durch Malzzusatz in Gährung bringt.
    Was diese Messe von Kazonnde aber noch bemerkenswerther machte, das war der Handel mit Stoffen und Elfenbein.
    Von Stoffen lagerten hier »Chukkas« zu Tausenden, klafterweise der »Mericani«, ein grauhaariger, aus Salem in Massachussets herstammender Calicot, der »Kaniki«, ein 90 Centimeter breiter Baumwollenstoff, der »Sohari«, ein blau und weiß quarrirtes, roth gerändertes Gewebe mit schmalen blauen Streifen

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