Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Throne saß, behauptete Moini Loungga, von himmlischer Abkunft zu sein, und hätte jeden seiner Unterthanen, der etwa daran zu zweifeln wagte, gewiß in die andere Welt befördert, um sich dort persönlich davon zu überzeugen. So rühmte er sich auch, seiner göttlichen Natur entsprechend, irdische Bedürfnisse nicht zu kennen.
    Er aß, weil er es gern that, und trank nur, weil es ihm Vergnügen machte. Dabei konnte aber kein Mensch mehr trinken denn er. Seine Minister und Beamten, lauter unverbesserliche Trinker, hätte man ihm gegenüber für nüchterne Menschen gehalten. Jener stellte überhaupt eine bis zum höchsten Grade alkoholisirte Majestät dar, die fortwährend mit starkem Biere, Pombe, und vorzüglich mit einem von Alvez reichlich gelieferten 36grädigen Branntwein sorgsam aufgefüllt wurde.
    Moini Loungga besaß in seinem Harem Gemalinnen jedes Ranges und jedes Alters. Die Mehrzahl derselben begleitete ihn nach dem Lakoni. Moina, die der Anciennität nach erste Frau, welche man auch als »Königin« titulirte, war eine Megäre von vierzig Jahren und ebenso wie ihre Colleginnen von königlichem Blute. Sie trug eine Art grellfarbigen Tartan (ursprünglich der großgewürfelte Plaid der Hochschotten), einen mit Perlen bestickten Rock, Goldspangen, wo für deren Anbringung nur ein Plätzchen übrig blieb, und eine übereinandergethürmte Haartour, die ihrem kleinen Kopfe einen gewaltigen Umfang verlieh und sie vollends zum Zerrbild machte.
    Hinter ihr her schritten andere Gemalinnen, entweder Cousinen oder Schwestern des Königs, in ebenso reicher Kleidung, aber jünger an Jahren, welche auf jeden Wink ihres Herrn bereit waren, als »menschliche Hausgeräthe« Dienste zu leisten. Diese Unglücklichen sind im Grunde wirklich kaum etwas Anderes. Will der König sitzen, so krümmen sich zwei derselben auf der Erde zusammen, die er als Sessel benutzt, während seine Füße auf zwei anderen weiblichen Körpern, wie auf einem Teppiche von Ebenholz ruhen.
    Im Gefolge Moini Loungga’s erschienen auch seine Beamten, Hauptleute und Zauberer. Zuerst bemerkte man an diesen Wilden, welche gleich ihrem Herrn halb taumelten, daß Jedem ein Körpertheil fehlte, dem Einen ein Ohr, dem Anderen ein Auge, Diesem die Nase und Jenem eine Hand. Kein Einziger war vollständig. Es rührt das daher, daß man in Kazonnde nur zwei Arten von Bestrafung kennt, die Verstümmelung und den Tod, welche je nach der Laune des Herrn verhängt werden. Der geringste Fehler zieht hier schon eine Amputation nach sich, und als am härtesten Bestrafte fühlen sich Diejenigen, denen man die Ohren abschneidet, weil sie nun keine Ringe mehr durch dieselben tragen können.
    Die Hauptleute oder »Kilolos«, das sind entweder erbliche oder auf je vier Jahre ernannte Districts-Vorsteher, trugen eine Kopfbedeckung von Zebrafell und als einzige Uniform eine Art rother Weste. In der Hand schwangen sie lange Rotangstengel, deren eines Ende in irgend eine Drogue gesteckt war, welcher man magische Kraft zutraute.
    Als Angriffs-und Vertheidigungswaffen führten des Königs Soldaten Bögen, deren Holz mit Reserve-Stricken umwickelt und mit Fransen geschmückt war, lange, schlangenzungenartig geschliffene Messer, breite und lange Lanzen und mit Arabesken verzierte Schilde aus Palmenholz. Was die eigentliche Uniform betrifft, so kostet diese dem Schatze Sr. Majestät – absolut nichts.
    Die Suite des Königs schlossen endlich die Hofmagiker und die Musikanten.
    Die Zauberer, die »Myannga«, sind die Aerzte des Landes. Diese Wilden hegen einen unzerstörbaren Glauben an Gebete zu ihren Götzen, Beschwörungsformeln, oder an Fetische, das sind weiß und roth gefärbte, thönerne Figuren, welche phantastische Thiere oder menschliche Wesen beiderlei Geschlechts darstellen. Uebrigens zeigten sich diese Magiker nicht minder verstümmelt als die anderen Höflinge, und jedenfalls lohnte ihnen der Monarch auf diese Weise jede mißlungene Kur.
    Die Musiker, Männer sowohl wie Frauen, handhabten schrillende Klappern, bearbeiteten lärmende Trommeln oder schlugen mit ihren Stäben, welche in eine aus Kautschuk der »Merimebas« bestehende Kugel ausliefen, auf eine Art Tympanon aus zwei Reihen verschieden großer Kürbisflaschen los – vollführten mit einem Worte ein Concert, das jedes nicht eingeborne afrikanische Ohr geradezu betäubte.
    Ueber diesem Haufen königlichen Gefolges flatterten verschiedene Fahnen und Wimpeln und zeigten sich, auf hohen Piken getragen, einige

Weitere Kostenlose Bücher