Ein Kapitän von 15 Jahren
Stanley diese scheußliche Sitte bei den Bewohnern von Ukusu, und offenbar herrscht sie also bei den Völkern im Innern des Continentes in weiter Verbreitung.
So grausam aber die vom Könige Dick Sand zugedachte Todesart auch war, so paßte sie Negoro, der sein Opfer ja nicht aus den Augen lassen wollte, doch gar nicht.
»Unser Kamerad Harris, bemerkte er, wurde von dem Weißen aber hier an Ort und Stelle getödtet.
– Hier muß er dafür sterben! setzte Alvez hinzu.
– Sei’s wo Du willst, antwortete Moini Loungga. Aber einen Tropfen Feuerwasser für jeden Tropfen Blut!
– Gewiß, versicherte der Händler, und Du sollst Dich heute überzeugen, wie es diesen Namen in der That verdient! Jose-Antonio Alvez wird dem Könige Moini Loungga mit einem Punsch aufwarten!…«
Der Trunkenbold schlug freudig in Alvez’ dargebotene Hand ein. Er konnte sich vor Freude kaum zügeln. Seine Frauen und Courtisanen theilten sein Entzücken. Noch niemals hatten sie Branntwein wirklich brennen sehen und glaubten, er werde in vollen Flammen stehend getrunken. Mit dem Verlangen nach Alkohol sollte bei diesen Wilden ja auch gleichzeitig der Durst nach Blut gestillt werden!
Der arme Dick Sand! Welch entsetzlicher Tod erwartete ihn! Denkt man nur an die schrecklichen oder mindestens wunderlichen Folgen der Trunkenheit bei civilisirten Völkern, so kann man wohl ahnen, wozu sie solche Barbaren verführen mag.
Begreiflicher Weise mußte die Aussicht, einen Weißen zu peinigen, sowohl die Eingebornen freudig erregen, wie auch Jose-Antonio Alvez, selbst ein Neger wie jene; ebenso Coumbra, einen Mestizen von schwarzem Blute, und endlich Negoro, den ein wilder Haß gegen alle Menschen seiner Farbe erfüllte.
Der Abend brach herein, ein Abend ohne Dämmerung, der die Nacht dem Tage fast ohne Uebergang folgen ließ, und mit ihm die Stunde der Vorbereitung des Alkohol-Festes.
Gewiß war es eine prächtige Idee von Alvez, Sr. schwarzen Majestät einen Punsch zu offeriren und ihm den Alkohol unter noch unbekannter Form zu zeigen. Moini Loungga war nach und nach der Meinung geworden, das Feuerwasser mache seinem Namen nicht so besondere Ehre. Vielleicht reizte es in Flammen auflodernd die abgestumpften Papillen seiner Zunge etwas besser.
Das Programm der Abendunterhaltung umfaßte also einen Punsch als Anfang und eine Hinrichtung als Ende.
Dick Sand ward in einem dunklen Kerker sicher eingeschlossen, den er nur auf dem Wege zum Tode wieder verlassen sollte. Die übrigen Sklaven sperrte man, ob verkauft oder nicht, einstweilen wieder in die Baracken ein. Auf der Tchitoka blieben nur die Händler zurück, mit ihnen die Havildars und die Soldaten, um auch ihr Theil an dem Punsche zu haben, wenn der König und der Hof überhaupt etwas übrig ließen.
Jose-Antonio Alvez richtete mit Negoro’s Hilfe Alles auf’s Beste zu. Man brachte ein geräumiges Kupferbassin, das etwa 200 Pinten fassen mochte, und stellte es mitten auf dem großen Platze auf. In dieses Bassin wurden ganze Fäßchen mit sehr unreinem, aber desto stärkerem Alkohol entleert. Man schonte weder Zimmt noch Nelken, oder irgend eines der Ingredienzien, die diesen Punsch den Wilden recht schmackhaft machen konnten.
Alle schlossen einen Kreis um den König. Schwankend näherte sich Moini Loungga der Riesen-Bowle. Es hatte den Anschein, als bezaubere ihn diese Kufe voll Branntwein und als wolle er sich ganz hineinstürzen.
Alvez hielt ihn vorsichtig zurück und gab ihm einen angezündeten Docht in die Hand.
»Feuer! rief er mit einer tückischen Miene der Befriedigung.
– Feuer!« wiederholte Moini Loungga, indem er die Flüssigkeit mit der Flamme peitschte.
Wie loderte es da empor und welche Zauberwirkung brachten die über die Oberfläche des Bassins weghüpfenden Flammen hervor! Alvez hatte, jedenfalls um den Alkohol noch etwas schärfer zu machen, demselben einige Hände voll Seesalz zugemischt. Die Gesichter der Umstehenden nahmen dadurch jene eigenthümliche Farbe an, welche die Phantasie den Gespenstern zuschreibt. Die schon vorher halbtrunkenen Neger singen an zu schreien, zu gesticuliren und bildeten, sich an den Händen fassend, einen ungeheuren Ring um den König von Kazonnde.
Alvez rührte mit gewaltigem, metallenem Schöpfeimer die Flüssigkeit um, welche einen grünlich-bleichen Schein auf den halbtrunkenen Kreis warf.
Jetzt schritt Moini Loungga vor. Er nahm den Punschlöffel aus der Hand des Agenten, tauchte ihn in das Bassin und näherte ihn, mit
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