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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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brennendem Punsch gefüllt, seinen Lippen.
    Was schrie da der König von Kazonnde so furchtbar auf?
    Ein Beispiel von Selbstverbrennung sollte sich hier ereignen. Der König hatte Feuer gefangen wie eine Petroleumkanne. Dieses Feuer verbreitete zwar nur wenig Hitze, zerstörte und verzehrte deshalb aber nicht weniger.
    Die eben noch wild tanzenden Eingebornen erstarrten bei diesem Anblick.
    Ein Minister Moini Loungga’s stürzte sich auf ihn, um seinen Souverän zu löschen, fing aber, da er nicht weniger alkoholisirt war als sein Gebieter, ebenfalls Feuer.
    Unter gleichen Verhältnissen wäre übrigens der ganze Hof Moini Loungga’s in Gefahr gewesen, zu verbrennen.
    Alvez und Negoro wußten nicht, wie sie Sr. Majestät helfen sollten. Die erschreckten Frauen hatten die Flucht ergriffen. Auch Coïmbra machte sich, in Berücksichtigung seiner ebenfalls leicht entzündbaren Natur, eiligst aus dem Staube.
    Zwei Opfer der wüthendsten Schmerzen wälzten sich der König und sein Minister auf der Erde umher.
    Bei solchen durch und durch alkoholisirten Körpern erzeugt die Verbrennung nur eine leichte, bläuliche Flamme, welche Wasser nicht einmal zu löschen vermag. Selbst äußerlich erstickt, würde sie im Innern doch weiter brennen. Wenn alle Gewebe vom Branntwein durchdrungen sind, giebt es eben kein Mittel, der Verbrennung Einhalt zu thun.
    Nach wenigen Minuten erlagen Moini Loungga und sein Minister ihren entsetzlichen Qualen, brannten aber auch noch später fort. Bald fand man auf der Stelle, wo sie zusammengebrochen waren, nur noch einige leichte Kohlen, ein paar Stückchen Wirbelsäule, einige Finger und Zehen, welche das Feuer bei einer solchen spontanen Verbrennung nicht verzehrt, aber mit übelriechendem, halb jauchigem Ruße überzieht.
    Das war Alles, was vom König von Kazonnde und dessen Minister übrig blieb!
Zwölftes Capitel.
Ein königliches Begräbniß.
    Am folgenden Tag, dem 29. Mai, bot die Stadt Kazonnde einen völlig ungewohnten Anblick. Die entsetzten Eingebornen hielten sich in ihren Hütten zurück. Noch niemals hatten sie weder einen König, der sich aus göttlichem Stoffe zu bestehen rühmte, noch einen ganz gewöhnlichen Minister dieses schrecklichen Todes sterben sehen. Wohl hatten sie schon wiederholt ihresgleichen verbrannt und die Aeltesten unter ihnen erinnerten sich noch recht gut der zu jenen Zeiten des noch blühenden Kannibalismus in solchen Fällen getroffenen Maßregeln. Sie wußten, wie schwierig es ist, einen menschlichen Körper gänzlich in Asche zu verwandeln, und hier verbrannten ihr König und sein Minister vor ihren Augen sozusagen aus freien Stücken! Das erschien ihnen und mußte ihnen in der That unerklärlich erscheinen.
    Jose-Antonio Alvez verhielt sich ganz still in seinem Hause. Er mochte fürchten, daß man ihn für diesen Zufall verantwortlich machen könnte. Negoro erhielt ihn bezüglich der Vorgänge in der Stadt auf dem Laufenden und rieth ihm, auf seiner Hut zu sein. Kam der Tod Moini Loungga’s auf seine Rechnung, so möchte er sich doch nicht so leicht aus dieser bösen Geschichte herausgewickelt haben.
    Da kam Negoro aber ein rettender Gedanke. Mit seiner Unterstützung ließ Alvez das Gerücht aussprengen, daß dieser Tod des Herrschers von Kazonnde ein übernatürlicher sei, dessen der große Manitu nur seine Auserwählten würdige, und die dem Aberglauben ja so sehr ergebenen Eingebornen nahmen dieses Märchen leicht für baare Münze. Die Flammen, welche aus den Körpern des Königs und seines Ministers emporschlugen, wurden zum heiligen Feuer. Nun blieb nur übrig, Moini Loungga noch durch Todtenfeierlichkeiten zu ehren, welche eines zum Range der Götter erhobenen Manneswürdig waren.
    Dieses Begräbniß mit all’ seinem Ceremoniell, wie es bei den afrikanischen Völkern gebräuchlich ist, bot Negoro eine höchst günstige Gelegenheit, Dick Sand eine Rolle zuzutheilen. Man würde kaum glauben, was dieser Tod Moini Loungga’s für Blut kostete, wenn die Afrika-Reisenden, vorzüglich Lieutenant Cameron, nicht ähnliche, unzweifelhafte Thatsachen berichteten.
    Die natürliche Erbin des Königs von Kazonnde war die Königin Moina. Dadurch, daß sie die Leichenfeierlichkeiten sofort veranlaßte, übte sie einen Act souveräner Autorität aus und lief damit den Mitbewerbern um den Thron den Rang ab, unter Anderen z.B. dem Könige von Ukusu, der sich die Rechte des Souveräns von Kazonnde anzumaßen drohte. Dabei entging Moina, eben als Königin, dem

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