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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich aber, daß Vetter Benedict sich mit Myriapoden nicht abgab.
    »Das lohnte sich freilich nicht der Mühe, polterte er hervor, fünf-oder sechstausend Meilen zurücklegen, dem Sturme wochenlang zu trotzen und endlich auf die Küste geworfen zu werden, wenn ich hier auch nicht ein Exemplar jener amerikanischen Hexapoden entdecken sollte, welche jedem entomologischen Museum zur Zierde gereichen! Nein, das war nicht der Mühe werth!«
    Zum Schluß verlangte Vetter Benedict, daß man ohne Verzug aufbrechen sollte; er wallte am liebsten keine Stunde mehr an diesem erbärmlichen Strande verweilen.
    Mrs. Weldon suchte ihr großes Kind zu beruhigen. Sie machte ihm Hoffnung, daß er am folgenden Tage glücklicher sein werde, und Alle lagerten sich schon, so gut es anging, in der Grotte, um bis Sonnenaufgang zu schlummern, als Tom darauf aufmerksam machte, daß Negoro trotz schon hereingebrochener Nacht noch nicht zurückgekehrt sei.
    »Wo könnte er wohl sein? fragte Mrs. Weldon.
    –Das kümmert uns ja sehr wenig, meinte Bat.
    – Im Gegentheil, antwortete Mrs. Weldon, mir wenigstens wäre es weit lieber zu wissen, daß der Mann bei uns wäre.
    – Ganz recht, Mistreß Weldon, bemerkte Dick Sand, doch wenn er sich unserer Gesellschaft freiwillig entzogen hat, so sehe ich kein Mittel, ihn wieder zurückzuführen. Wer weiß, ob er nicht Ursache genug hat, uns für alle Zukunft aus dem Wege zu gehen!«
    Mrs. Weldon bei Seite ziehend, theilte Dick Sand ihr seinen Verdacht mit. Er war gar nicht erstaunt, denselben von ihr getheilt zu sehen. Nur in einem Punkte gingen ihre Ansichten auseinander.
    »Wenn Negoro wiederkommt, meinte Mrs. Weldon, so wird er seinen Raub in Sicherheit gebracht haben. Meiner Ansicht nach dürften wir, da wir außer Stande sind, ihn zu überführen, am besten thun, ihm unseren Verdacht nicht merken und ihn glauben zu lassen, er habe uns mit Erfolg betrogen.«
    Mrs. Weldon hatte hierin wohl recht. Dick Sand beugte sich ihrer Anschauung der Sachlage.
    Inzwischen ward Negoro zu wiederholten Malen gerufen, ohne daß eine Antwort erfolgte, ob er nun zu entfernt war, um das Rufen zu hören, oder eben nicht zurückkehren wollte.
    Die Neger bedauerten keineswegs, von seiner Person befreit zu sein, und doch war er, wie Mrs. Weldon es gesagt, fern von ihnen vielleicht noch mehr als in unmittelbarer Nähe zu fürchten. Wie sollte man auch erklären, daß Negoro es vorzöge, sich ganz allein in diese unbekannte Wildniß zu wagen? Sollte er sich doch nur verirrt haben und jetzt in dunkler Nacht vergeblich den Rückweg zur Grotte suchen?
    Mrs. Weldon und Dick Sand wußten nicht, was sie glauben sollten. Jedenfalls konnte man sich aber nicht der Allen so nöthigen Ruhe berauben, um etwa Negoro zu erwarten.
    Da schlug der Hund, welcher noch auf dem Strande umherlief, plötzlich kräftig an.
    »Was hat denn Dingo? fragte Mrs. Weldon.
    – Das müssen wir auf jeden Fall erfahren, antwortete der Leichtmatrose. Vielleicht kommt Negoro doch noch wieder!«
    Herkules, Bat, Austin und Dick Sand verfügten sich sofort nach der Mündung des Flüßchens.
    An dessen Ufer angelangt, sahen oder hörten sie aber nicht das Geringste. Auch Dingo war wieder still geworden.
    Dick Sand wandte sich mit den Negern wieder zur Grotte zurück.
    Das Nachtlager wurde nun so gut als möglich hergerichtet. Die Schwarzen machten unter sich aus, wie sie der Reihe nach draußen Wache halten wollten.
    Allein Mrs. Weldon konnte vor Unruhe kein Auge zuthun. Ihr schien das so sehr herbeigesehnte Land nicht zu bieten, was sie von ihm erhoffte, die Sicherheit für die Ihrigen und die Ruhe für sich selbst.

Fünfzehntes Capitel.
Harris.
    Am nächsten Morgen, dem des 7. April, sah Austin, der bei Tagesanbruch die Wache hatte, Dingo bellend nach dem kleinen Flusse laufen. Fast gleichzeitig traten Mrs. Weldon, Dick Sand und die Neger aus der Höhle.
    Offenbar ging hier etwas vor.
    »Dingo hat irgend ein lebendes Wesen, Mensch oder Thier gewittert, behauptete der Leichtmatrose.
    – Auf jeden Fall ist es Negoro nicht, meinte Tom, sonst würde Dingo wüthender bellen.
    – Wenn das Negoro nicht ist, wo mag er dann sein? fragte Mrs. Weldon, indem sie Dick Sand einen nur von diesem verstandenen Blick zuwarf, und wenn er es wirklich nicht ist, wer kann es dann sein?
    – Das werden wir sogleich wissen, Mistreß Weldon!« antwortete der Leichtmatrose.
    Er wendete sich an Bat, Austin und Herkules.
    »Bewaffnet Euch, meine Freunde, und kommt mit mir!«
    Die Neger

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