Ein Kapitän von 15 Jahren
als er geglaubt hatte.
Deshalb also fehlten die Kautschuk-und Chinabäume, die Erzeugnisse Südamerikas in diesem Lande, das weder das Plateau von Atacama, noch die Pampa von Bolivia war!
Giraffen waren es gewesen und keine Strauße, welche nahe der Waldlichtung entflohen, Elefanten, welche durch das dichte Buschwerk brachen! Flußpferde, deren Ruhe im hohen Grase Dick Sand gestört hatte. Die Tetse war es, die Diptere, welche Vetter Benedict gefangen, die furchtbare Tetse, deren Stich die Thiere der Karawanen tödtet.
Das Brüllen des Löwen endlich war es gewesen, das eben aus dem Walde dröhnte! Und diese Zwingen, diese Kette, das eigenthümliche Messer, das waren Werkzeuge eines Sklavenhändlers. Jene verstümmelten Hände gehörten einst unglücklichen Gefangenen an!
Der Portugiese Negoro und der Amerikaner Harris standen offenbar im Einvernehmen.
Endlich kamen die schrecklichen Worte – die Erfüllung einer Ahnung Dick Sand’s – über seine Lippen:
»Afrika! Das äquatoriale Afrika! Das Afrika der Menschenhändler und Sklaven!«
Zweiter Theil.
Erstes Capitel.
Der Sklavenhandel.
Sklavenhandel! Ein Jeder kennt die Bedeutung dieses Wortes, das in der menschlichen Sprache nie hätte Bürgerrecht erhalten sollen. Schon seit einer Reihe von Jahren ist dieser verabscheuungswürdige Handel, der lange Zeit zum Vortheil europäischer Mächte mit überseeischen Kolonialbesitzungen getrieben wurde, zwar streng verboten, dennoch blüht er noch immer, vorzüglich in Central-Afrika, in sehr großem Maßstabe. Mitten im 19. Jahrhundert sind doch noch mehrere Staaten, welche sich ausdrücklich christliche nennen, mit der Emancipation ihrer Sklaven noch nicht vorgegangen.
Man könnte glauben, daß wenigstens der offene Handel unterdrückt sei und das widerliche Feilschen um Menschenfleisch aufgehört habe. Dem ist leider nicht so, und der Leser muß diese Verhältnisse kennen lernen, um sich für den zweiten Theil unserer Erzählung zu interessiren. Er muß erfahren, was jene Menschenhetzen thatsächlich sind, welche einen ganzen Erdtheil zu entvölkern drohen, um einige Sklaven-Kolonien zu unterhalten, und auf welche Weise jene barbarischen Razzias ausgeführt werden, wie viel Blut sie kosten, welche Verwüstungen sie durch Mord, Brand und Plünderung erzeugen und zu wessen Nutzen sie noch unternommen werden.
Erst im 15. Jahrhundert tritt der Sklavenhandel zum ersten Male auf und er entstand nämlich unter folgenden Umständen:
Nach ihrer Vertreibung aus Spanien waren die Muselmänner über die Meerenge von Gibraltar nach der afrikanischen Küste entflohen. Die Portugiesen, welche jenes Uferland damals besaßen, verfolgten sie mit Ungestüm. Eine gewisse Anzahl jener Flüchtlinge ward gefangen und nach Portugal zurückgeschleppt. Diese verfielen dem harten Lose der Sklaverei und bildeten somit den ersten Kern afrikanischer Sklaven, der seit der christlichen Aera in West-Europa entstand.
Nun gehörten die gefangenen Mauren aber meist reichen Familien an, welche die Ihrigen um Gold wiederkaufen wollten. Die Portugiesen dagegen schlugen jedes, auch noch so hoch bemessene Lösegeld einfach aus. Für Gold hatten sie keine Verwendung. Ihnen fehlten vor Allem tüchtige Arme zur Arbeit in den aufblühenden Kolonien – um es kurz zu sagen.. – Sklavenarme!
Da es den maurischen Familien nicht gelang, ihre Angehörigen durch Geldopfer zu befreien, boten sie zum Austausch eine größere Zahl afrikanischer Neger an, welche sie sich ziemlich leicht verschaffen konnten. Die Portugiesen erkannten bei diesem Tausche ihren Vortheil nur zu gut und gingen also auf das Angebot ein – das war der Ursprung des ersten Sklavenhandels in Europa.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts fand dieser verächtliche Schacher allgemeine Anerkennung, welche bei den damaligen barbarischen Sitten ziemlich erklärlich erscheint. Alle Staaten begünstigten ihn geradezu, um die Kolonisirung der in der Neuen Welt erworbenen Inseln schneller und sicherer durchzuführen. In der That vermochten die Negersklaven da zu bestehen, wo nicht acclimatisirte und der tropischen Hitze ungewohnte weiße Arbeiter zu Tausenden dahingerafft worden wären. Der Transport der Neger nach den amerikanischen Kolonien geschah regelmäßig mittelst besonderer Schiffe, und bald führte dieser Zweig des atlantischen Handels die Gründung großartiger Comptoirs an verschiedenen Punkten der afrikanischen Küste herbei. Die »Waare« kostete im Productionslande nur wenig und der
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