Ein Kapitän von 15 Jahren
Bestimmungsort wirklich erreicht, werden entweder nach Kuba oder nach Madagaskar übergeführt; andere wieder schleppt man nach den arabischen oder türkischen Ländern in Asien, nach Mekka oder Maskat. Die englischen und französischen Kreuzer vermögen diesem Handel nur unzulänglich zu steuern, da eine wirksame Ueberwachung jener ausgedehnten Küstenstriche allzu große Schwierigkeiten bietet.
Erreicht wohl die Ziffer dieses verabscheuungswerthen Exportes noch immer eine beträchtliche Höhe?
Leider ja! Man schätzt die Zahl der jährlich an den Ausfuhrplätzen anlangenden Sklaven auf 80.000, und diese Zahl repräsentirt dem Anscheine nach nur etwa den zehnten Theil der daneben hingemordeten Eingebornen. Nach solchen grauenvollen Schlächtereien liegen die verwüsteten Felder verlassen, sind die niedergebrannten Flecken menschenleer, schwemmen die Ströme Massen von Leichen hinab und nehmen die wilden Thiere von den verwüsteten Ländereien Besitz. Als Livingstone bald nach einer Menschenjagd in eine solche Gegend kam, erkannte er diese nicht wieder, obwohl er sie erst einige Monate vorher bereist hatte. Alle anderen Reisenden, wie Grant, Speke, Burton, Cameron und Stanley, schildern das bewaldete Plateau InnerAfrikas, den Schauplatz der zwischen den Häuptlingen geführten mörderischen Kriege, in ganz ähnlicher Weise. In dem Gebiete der großen Seen, in den weitausgedehnten Ländereien, welche die Quellenländer des Zanzibar darstellen, in Bornu und Fezzan, weiter im Süden, längs des Nyassa-und Zambesistromes, weiter im Osten, in den Districten des oberen Zaïra, welche Stanley unlängst todesmuthig durchwanderte – dasselbe Bild von Ruinen, dieselben Anzeichen des Massenmordes und der Entvölkerung! Sollte die Sklaverei in Afrika wirklich erst mit dem Untergange der schwarzen Race ein Ende nehmen, wie es mit der australischen Race in Neu-Holland der Fall war?
Und doch, der Markt in den spanischen und portugiesischen Kolonien maß sich in unseren Tagen schließen, der Absatz dahin wird unterbunden werden; die civilisirte Welt kann den Sklavenhandel nicht länger dulden.
Ja, dieses Jahr 1878 wird Zeuge der Befreiung aller in christlichen Staaten noch vorhandenen Sklaven sein. Die mohamedanischen Völker werden freilich diesen abscheulichen, den afrikanischen Continent entvölkernden Handel noch lange genug fortsetzen. Nach jenen Ländern findet in der That die weitaus bedeutendste Ueberführung von Negern statt, da die Zahl der, ihrer Heimat entführten und nach der Ostküste geschleppten Eingebornen jährlich 40.000 noch überschreiten soll. Vor dem Feldzuge nach Egypten wurden die Neger von Sennaar zu Tausenden an die von Darfur, und letztere umgekehrt an jene verkauft. General Buonaparte konnte damals eine große Menge dieser Neger käuflich erwerben, welche er zu einzelnen Corps, nach Art der Mameluken, organisirte. Während dieses Jahrhunderts, von dem vier Fünftel nun verflossen sind, hat der Sklavenhandel aber nicht ab-, sondern im Gegentheil zugenommen.
In der That begünstigte der Islam diesen Menschenschacher. Der schwarze Sklave mußte in dem muselmännischen Reiche den weißen Sklaven der früheren Zeit ersetzen. So betreiben denn Händler aus aller Herren Länder dieses verabscheuungswürdige Geschäft in größtem Maßstabe. Sie führen ein Supplement an Bevölkerung jenen Racen zu, welche dereinst verschwinden werden, da sie sich nicht durch die Arbeit regeneriren. Ganz wie zu Buonaparte’s Zeit werden diese Sklaven oft Soldaten. Bei einzelnen Völkern am oberen Niger bilden sie wohl die Hälfte der Heerhaufen der afrikanischen Regenten. In diesem Falle ist ihr Los übrigens kaum ein schlimmeres als das der freien Männer. Ist der Sklave aber nicht Soldat, so hat er einen Werth als Münze, welche selbst in Egypten Kurs hat, und in Bornu werden, nach der Mittheilung Wilhelm Lejean’s als Augenzeugen, Officiere und Beamte oft mit solchem Gelde bezahlt.
Sollen wir noch hinzufügen, daß nicht wenige Vertreter der europäischen Großmächte sich nicht scheuen, diesem Schacher gegenüber eine bedauernswerthe Nachsicht an den Tag zu legen? Leider ist es an dem, und obwohl kreuzende Schiffe die Küsten des Atlantischen und Indischen Oceans unausgesetzt bewachen, so blüht der Handel im Innern ruhig weiter, ziehen die Karawanen unter den Augen gewisser Regierungsagenten ungehindert dahin und wiederholen sich die gräßlichen Schlächtereien, bei denen zehn Neger ermordet werden, um einen
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