Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]
er nicht aus wie jemand, mit dem ich gern Streit hätte. Der Detektiv führt mich in sein kleines Büro und bedeutet mir mit einer Handbewegung, auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Dann setzt er sich ebenfalls.
»Also, wie heißt du?«
»Winston Chur…, äh, ich meine Kira Kovalenko.«
Der Mann zieht die Stirn in Falten und mustert mich streng.
»Hör mal, Mädchen, das ist hier eine ernste Sache, also keine Späße mit mir! Wie heißt du denn nun wirklich?«
»Tut mir leid!«, murmle ich zerknirscht. »Aber ich heiße wirklich Kira Kovalenko. Mein Spitzname ist nur Winston, weil … weil … äh, weil ich so gut Englisch kann.«
»Soso. Und wie alt bist du?«
Grundgütige Ölsardine – immer diese Fachfragen! Wie alt war ich denn noch mal? Zwölf oder dreizehn? Ich bin mir nicht sicher. Aber wenn ich jetzt sage, dass ich es nicht genau weiß, wird der Typ es nicht glauben. Wahrscheinlich wird er dann noch ungemütlicher werden. Also sage ich mit fester Stimme:
»Zwölf.«
»Also noch keine vierzehn.«
»Nein.«
»Aha. Glück gehabt.«
Ich bin verwirrt. Wieso habe ich dann Glück gehabt? Offenbar sieht mir der Mann meine Verwirrung an.
»Na, wenn du vierzehn wärst, dann wärst du schon strafmündig. Dann müsstest du jetzt vor Gericht und würdest zu einer richtigen Strafe verknackt werden. So rufe ich jetzt zwar auch die Polizei, aber die werden im Wesentlichen nichts anderes machen, als mit deinen Eltern zu schimpfen.«
Bei dem Wort Polizei zucke ich zusammen. Nicht schon wieder die! Wenn die Polizei erst mal hier aufkreuzt, wird es garantiert unmöglich, diesen Vorfall irgendwie vor Anna und Werner zu verheimlichen. Und dann gibt’s bestimmt richtig Ärger – da habe ich den Heringssalat!
»Muss denn das mit der Polizei sein?«, mache ich einen zaghaften Versuch in Richtung Schadensbegrenzung. »Ich könnte das T-Shirt doch einfach bezahlen. Dann wäre alles wieder gut.« Okay, ich habe zwar gar kein Geld, aber vielleicht lässt sich der Detektiv auf Verhandlungen ein.
Der schüttelt entrüstet den Kopf.
»Nee, kommt gar nicht infrage! Das hättest du dir eher überlegen müssen. Und überhaupt – auffälliger ging es ja wohl kaum. Da kannst du dich mal bei deinen feinen Freundinnen bedanken. Ich glaube, wenn die eine nicht noch in die Kamera gewunken und auf dich gezeigt hätte, hätte ich dich gar nicht bemerkt.«
WAS? Die haben mich absichtlich reingeritten? Also, nicht nur absichtlich hiergelassen, sondern mir auch den Detektiv auf den Hals gehetzt? Ist es vielleicht das, was Pauli heute Morgen mit »eine Falle stellen« meinte? Ich merke, wie Tränen in meine Augen schießen. Aber nicht, weil ich traurig bin. Sondern wütend. SO WÜTEND!
Die Polizistin auf der Wache ist eigentlich ganz nett zu mir. Ich habe ihr mein Herz ausgeschüttet und ihr von der Mutprobe erzählt. Und von dem Vormittag in der Schule und dem Zettel, den Leonie geschrieben hat. Sie hat sehr verständnisvoll genickt und mir immer wieder Taschentücher gereicht, weil ich einfach nicht aufhören konnte zu weinen. Wegen der Schlechtigkeit der Menschenwelt! Und wegen meiner eigenen Blödheit, auf diese dummen Ziegen reingefallen zu sein! Ein toller Kater bin ich – werde von vier Schulmädchen ausgetrickst.
Leider lässt sich die Polizistin trotz ihres Mitgefühls nicht davon abbringen, meine Mutter anrufen zu wollen. Also Anna. Nicht meine Katzenmutter natürlich. Was sollte die auch zu der ganzen Geschichte sagen? Die kann ja gar nicht mit Menschen sprechen.
Oje, was mache ich nur, wenn Anna hier aufkreuzt? Ich glaube, ich bin noch nicht gewappnet für einen richtigen Streit mit meiner Menschenmutter. Wenn doch bloß Kira hier wäre! Sie könnte mir heimlich Tipps geben, was ich am besten antworte oder auch besser lasse, wenn mich Anna richtig in die Mangel nimmt.
Das bringt mich auf eine geniale Idee … Ob ich mich mit Kira wohl über größere Entfernungen in Gedanken unterhalten kann? So wie bei einem Telefonat? Da können Menschen schließlich mit Menschen sprechen, die gar nicht im selben Raum und manchmal sogar furchtbar weit weg sind. Das habe ich sowohl bei Werner als auch bei Anna und Olga schon beobachtet. Sollte das klappen, wäre es natürlich ungemein praktisch. Ach was: Es wäre sensationell! Dann könnte ich Kira bestimmt herbeidenken.
Ich konzentriere mich also auf Kira:
Liebe Kira, ich stecke hier wirklich knietief im Schlamassel. Ach was, sogar bis zum Hals. Also, wenn
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