Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]
andere Mittel und Wege, Mama um den Finger zu wickeln.«
»Na, hoffentlich! Falls Anna immer noch heult, wenn Werner nach Hause kommt, macht das die Sache nicht unbedingt besser. Er will bestimmt wissen, was hier los ist. Ich kenn doch meinen Professor, der lässt garantiert nicht locker! Und dann wird er sich einmischen, weil er helfen will. So ist er, mein Zweibeiner!«
»Uah – ich stelle mir gerade vor, wie Professor Hagedorn bei Vadim klingelt, um dem mal so richtig die Meinung zu sagen. Dann brennt hier nicht nur das Dach, sondern gleich das ganze Haus!« Diesmal muss sogar ich lachen – obwohl von Feuer die Rede ist. Bei meinen Samttatzen, ich werde noch ein richtiger Zweibeiner!
»Ja, das sollten wir verhindern. Am besten ist es, wir lösen das Problem allein. Also, wie kriege ich deine Mutter vom Kratzbaum herunter?«
»Hä? Was für ein Kratzbaum?« Kira schaut mich völlig verständnislos an.
Ich seufze. Dieses Mädchen hat wirklich keine Ahnung von Katzen. Na ja, außer dass sie gerade selbst eine ist. »Ich meine, wie schaffen wir es, dass sich deine Mutter wieder beruhigt?«, erkläre ich nachsichtig.
»Ach so, jetzt hab ich’s kapiert! Also, richtig gut kommt es, wenn du ihr sagst, dass sie die liebste Mama der Welt ist und es dir furchtbar leidtut, dass sie deinetwegen solch einen Ärger hat.«
»Für meine Ohren klingt das ziemlich platt und dick aufgetragen, findest du nicht?«
Kira schüttelt den Kopf.
»Nein. Im Gegenteil. Für Eltern kann es gar nicht dick genug sein – die mögen so etwas!«
Ist es denn zu fassen? Ich glaube, ich wäre sehr misstrauisch, wenn jemand so zuckersüß bei mir ankäme.
»Du meinst also, mit so einer billigen Nummer kann ich bei deiner Mutter landen?« Kira nickt.
»Ja. Versuche dabei, möglichst kuschelig zu sein. Dann kann sie garantiert nicht widerstehen und fühlt sich bestimmt gleich besser.«
»Kuschelig sein? Also doch mit Ohrenablecken?«
»Was hast du nur mit diesem Ohrenablecken?« Kira klingt belustigt.
»Ja. So ein großer Schlecker links und rechts – das finde ich ziemlich kuschelig.«
»Nein. Das lass mal lieber. Kommt bestimmt nicht so gut.« Schade. Ich hätte das gern mal ausprobiert.
»Am besten setzt du dich mit ihr auch aufs Sofa und legst deinen Kopf auf ihren Schoß. Wenn sie dann anfängt, dir die Haare zu streicheln, hast du schon gewonnen. Dann sagst du noch dein Sprüchlein auf, so von wegen dass es dir leidtut, und die Sache ist geritzt. Garantiert!«
»Okay, sobald deine Mutter mit Olga zu Ende telefoniert hat, werde ich sie ankuscheln und den reuigen Sünder geben. Wenn Werner nach Hause kommt, hat sie sich hoffentlich wieder beruhigt und alles ist in bester Ordnung. Hier in der Hochallee jedenfalls. Um Vadim müssen wir uns allerdings noch kümmern. Und da ist uns auch schon etwas eingefallen«, leite ich elegant zu dem Thema über, das mir unter den Krallen brennt. Oder brennen würde, wenn ich noch Krallen hätte.
»Wer ist denn uns ?«, erkundigt sich Kira neugierig.
»Tom, Pauli und mir. Na gut, vor allem Pauli.«
»Oh nein – hängst du etwa immer noch mit denen rum?«
»Besser als mit Oberzicke Leonie«, entgegne ich trotzig. Ich merke, dass es mich gewaltig wurmt, wenn Kira etwas gegen Tom und Pauli sagt. Zum ersten Mal in meinem Leben spüre ich, dass mir jemand außerhalb der Hochallee 106a wichtig ist. Es ist nicht das gleiche Gefühl wie für meinen Professor und auch nicht wie für Kira, die mittlerweile schon zur Familie gehört. Nein, es ist eine andere Art von Verbundenheit. Ich freue mich, Tom und Pauli zu sehen, und ich ärgere mich, wenn Kira schlecht über sie redet. Da habe ich sofort den Wunsch, die beiden zu verteidigen. Ich bin mir sicher, umgekehrt würden sie es auch für mich tun. Und das ist schön! Ob das Freundschaft ist?
Kira seufzt.
»Winston, das verstehst du nicht. Du bist eben ein Kater, kein Mädchen. Es kann ja sein, dass Tom und Pauli nett sind. Aber sie sind eben so was von out, outer geht’s nicht! Und wenn man sich zu sehr mit Außenseitern abgibt, ist man irgendwann selbst einer. So einfach ist das. Ich habe noch keine einzige Freundin in der Klasse, aber wenn Leonie nett zu mir wäre, dann würde ich bald richtig dazugehören. Und das ist einfach wichtig für mich, verstehst du?«
Ich nicke.
»Ja, das verstehe selbst ich, der alte Katzen-Einzelgänger. Und deswegen habe ich auch versucht, mich mit den Mädels anzufreunden. Ich hätte doch sonst nie ein T-Shirt
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