Ein Kater in geheimer Mission - Winston: [1]
meinst … dann mache ich das.«
»Gut so! Und wenn sie gefressen hat und du wieder weg bist, tauche ich irgendwann auf und erzähl ihr mal ein paar Sachen, die sie bestimmt gern hört. Du wirst sehen: Die kriegen wir schon auf deine Seite!«
»Ach ja? Aber woher willst du denn wissen, was Odette gern hört? Du bist doch gar keine Katze. Nicht so richtig, auf jeden Fall.«
Kira gibt ein prustendes Geräusch von sich.
»Mann, Winston! Ich meine doch nicht, was sie als Katze gern hört. Ich meine, womit man sie als Frau beeindruckt. Und damit kenne ich mich garantiert aus! Ich bin schließlich auch eine Frau. Wenn auch noch eine ziemlich junge. Aber das macht nichts. Ich glaube, ich weiß, wie das funktioniert.«
Wenig später stehe ich also tatsächlich mit einem Napf voll mit feinster Geflügelleber im Hof. Es riecht wirklich extrem verführerisch. Kein Wunder, dass die drei Hofbewohner Spike, Odette und Karamell schon auftauchen, bevor ich überhaupt an den Mülltonnen angelangt bin.
»Miez, miez, miez!«, rufe ich laut, obwohl ich als Katze diesen Lockruf immer oberbescheuert fand. Aber momentan fällt mir nichts Besseres ein. Denn ich bin doch ein wenig aufgeregt. Klar, Odette weiß gar nicht, dass ich Winston bin. Trotzdem sorgt der Gedanke an ein Gespräch mit ihr bei mir für Herzrasen.
Ich bücke mich und stelle den Napf auf den Boden. Dann hocke ich mich daneben und beobachte, wie die drei erst vorsichtig um ihn herumschleichen, nach kurzem Zögern aber kräftig zulangen. Bevor der Napf leer ist und die Katzen wieder abhauen, starte ich die Operation Imagepflege.
»Das ist übrigens eine Überraschung von eurem Freund Winston. Er lässt euch schön grüßen.«
Spike und Karamell fressen völlig unbeeindruckt weiter, aber Odette mustert mich. Erstaunt, wie es mir scheint. Wahrscheinlich fragt sie sich gerade, ob ich, also ob Kira womöglich eine Vollmeise hat. Aber das ist mir im Moment egal und ich quassele munter drauflos.
»Winston macht sich viele Gedanken um euch. Er ist nämlich ein sehr feiner Kerl und sehr rücksichtsvoll.«
Odette setzt sich und wendet den Blick nicht mehr von mir. Vollmeise . In ihren Augen kann ich ganz klar das Wort Vollmeise lesen. Mir doch wurscht!
»Ihr werdet es nicht glauben, aber heute Morgen hat er tatsächlich versucht, seinen Napf aus der Küche ins Treppenhaus zu schleppen. Mitsamt dem Futter! Und als ich dazukam, hat er laut miaut, ist dann auf die Fensterbank gesprungen und hat mit der Tatze in den Hof gedeutet. Da war mir sofort klar, was er will: euch Futter bringen!«
Ich nicke bedächtig und spreche langsamer, um meinen Worten noch mehr Gewicht zu verleihen. »Ja, Winston ist ein feiner Kerl. Das wird nur oft übersehen, weil er auch so schlau und vornehm ist. Da hält man ihn oft für arrogant und eingebildet. Das ist er aber gar nicht! Nein, er ist ein gaaanz feiner Kerl, ein ganz feiner!«
Okay, Winston. Das war jetzt vielleicht ein bisschen dick aufgetragen. Ich beschließe, dass es mit meiner Lobeshymne auf mich selbst nun reicht. Stattdessen strecke ich die Hand vor und kraule Odette am Hals und hinter ihren Ohren. Sie lässt es geschehen, kommt sogar ein Stückchen näher.
Es ist ziemlich schade, dass ich mich als Mensch nicht mit ihr unterhalten kann. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie tatsächlich überlegt, ob Winston vielleicht doch nicht der aufgeblasene Fatzke ist, für den sie ihn bisher gehalten hat.
Sollte Werbung auch bei Katzen funktionieren? Selbst ohne Fernsehen? Erstaunlich!
Ein Plan wird in die Tat umgesetzt.
Eigentlich eine sehr gute Idee. Eigentlich.
Zwei Tage später sitzen wir wieder in Toms Zimmer – Tom, Pauli, ich und natürlich Kira. Falls sich meine Freunde wundern, warum ich eigentlich immer meine Katze dabeihabe, lassen sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Ich bin ziemlich nervös, meine Handflächen sind feucht. Allerdings gibt es dafür auch gute Gründe: Schließlich wird Tom gleich bei Vadim anrufen. Und wenn der die Zigaretten tatsächlich besorgt hat, dann tritt unser Plan in Kraft: Tom verabredet sich mit Vadim erst für morgen zur Übergabe – damit stellen wir sicher, dass Vadim die Zigaretten so lange zu Hause behält. Dann rufe ich Vadim an und verabrede mich mit ihm für heute Nachmittag an der Alster – so locken wir ihn aus dem Haus. Ich werde einfach behaupten, ich habe eine Nachricht von Anna für ihn und müsse sie ihm persönlich geben. Wenn er das Haus verlässt, gehen wir in
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